Frühzeitige Repräsentationslosigkeit
Mit dem heutigen Abend habe ich die wichtigsten Basler Spielstätten gesehen, das Theater mit großer und kleiner Bühne, das Schauspielhaus, die Konzertkirche St. Martin (in der auch ich schon gesungen habe ;)) und den Musiksaal. Fehlen tut mir nur noch das Musical-Theater und ein paar der kleineren freien Spielstätten, die jedoch häufig aus Umnutzungen hervorgegangen sind.
Im Allgemeinen fallen einige anscheinend schweiztypische Dinge auf.
Die Abendveranstaltungen beginnen viel früher als in Berlin, locker ein bis zwei Stunden eher, wenn ich also wie heute die Werkseinführung zuvor noch mitmachen will, muß ich im Museum sogar früher gehen, um gegen 18 Uhr in Basel zu sein. Das ist mit den Kinos übrigens genau dasselbe. Um 18 oder 19 Uhr beginnt die Abend- um 21 Uhr üblicherweise die Spätvorstellung. Gegen 23 Uhr oder später, wie ich es aus Berlin kenne, würde hier kein Film starten. Um diese Zeit ist man (auch aufgrund der kürzeren Wege) längst wieder zuhause, denn auch die Kneipen schließen mehrheitlich zwischen Mitternacht und ein Uhr und das bis auf wenige Ausnahmen auch am Freitag oder Samstag. Dieser Zustand mag daran liegen, daß die Büroarbeitszeiten in der Schweiz viel früher beginnen, 8 Uhr ist eigentlich Usus, während in Berlin vielfach erst ab 10 Uhr mit besetzten Plätzen gerechnet werden kann...
Aber noch etwas ist interessant. Den Schweizer Spielstätten fehlt der Repräsentationswille. Sie kommen sämtlich in typisch eidgenössischer Bescheidenheit daher. Wo Berlin und manch andere deutsche Stadt ein Königliches (herzogliches usw.) Opernhaus, ein ebensolches Schauspielhaus und zahlreiche weitere damit wetteifernde bürgerliche Theater aufweisen, die mit Plüsch und Gold, Säulen und Lüstern und großen Treppenhäusern einen zugegebenen etwas zu sehr funkelnden Rahmen bieten, oder wie die Berliner Philharmonie oder das Schillertheater mit eleganter Moderne aufwarten, da sind Basels Bauten eher auf das Bühnengeschehen fixiert und eher solide als schön in der Ausstattung. Dazu zählen Sitzüberzüge aus breitem, hellen Cord ebenso wie unbequeme Sperrholzklappstühle in enger Reihung, wie ich sie nur von Studiobühnen oder Off-Theatern kannte. Einzig der Musiksaal hat nicht nur eine sehr gute Akkustik sondern ist in seinem ekklektizistischn Stil etwas festlicher, hat aber offensichtlich sein originales Vestibül gegen ein sehr enges 40er Jahre Treppenhaus eintauschen müssen. Die Erhabenheit, mit der die meisten Berliner Häuser den Besucher auf den Kunstgenuß einstimmen wollen, scheint in Basel weder historisch noch heute besonderen Stellenwert zu haben. Dazu muß man aber auch wissen, daß es hier natürlich nie einen Potentaten gab, der auch zum eigenen Ruhm solche Kunsttempel bauen ließ. Hier sind die Theater nur aus bürgerlichem Willen entstanden. Bis heute werden die schweizer Theater weniger subventioniert als die deutschen, haben aber trotz der deutlich höheren Preise (billigste Karten selten unter 50 CHF = 30 €)eine ziemlich gute Auslastung. Und ich habe mich in Basel auch noch nie über den Abend geärgert. Im Gegenteil würde ich jedem, unabhängig der musikalischen Vorbildung, den "Orfeo" in Basel empfehlen. Seit Jahren (und ich bin in Berlin häufig in der Oper gewesen) eine der besten Aufführungen, die ich gesehen habe. Diese Inszenierung überstrahlt dann auch den bescheidenen baulichen Rahmen...
Im Allgemeinen fallen einige anscheinend schweiztypische Dinge auf.
Die Abendveranstaltungen beginnen viel früher als in Berlin, locker ein bis zwei Stunden eher, wenn ich also wie heute die Werkseinführung zuvor noch mitmachen will, muß ich im Museum sogar früher gehen, um gegen 18 Uhr in Basel zu sein. Das ist mit den Kinos übrigens genau dasselbe. Um 18 oder 19 Uhr beginnt die Abend- um 21 Uhr üblicherweise die Spätvorstellung. Gegen 23 Uhr oder später, wie ich es aus Berlin kenne, würde hier kein Film starten. Um diese Zeit ist man (auch aufgrund der kürzeren Wege) längst wieder zuhause, denn auch die Kneipen schließen mehrheitlich zwischen Mitternacht und ein Uhr und das bis auf wenige Ausnahmen auch am Freitag oder Samstag. Dieser Zustand mag daran liegen, daß die Büroarbeitszeiten in der Schweiz viel früher beginnen, 8 Uhr ist eigentlich Usus, während in Berlin vielfach erst ab 10 Uhr mit besetzten Plätzen gerechnet werden kann...
Aber noch etwas ist interessant. Den Schweizer Spielstätten fehlt der Repräsentationswille. Sie kommen sämtlich in typisch eidgenössischer Bescheidenheit daher. Wo Berlin und manch andere deutsche Stadt ein Königliches (herzogliches usw.) Opernhaus, ein ebensolches Schauspielhaus und zahlreiche weitere damit wetteifernde bürgerliche Theater aufweisen, die mit Plüsch und Gold, Säulen und Lüstern und großen Treppenhäusern einen zugegebenen etwas zu sehr funkelnden Rahmen bieten, oder wie die Berliner Philharmonie oder das Schillertheater mit eleganter Moderne aufwarten, da sind Basels Bauten eher auf das Bühnengeschehen fixiert und eher solide als schön in der Ausstattung. Dazu zählen Sitzüberzüge aus breitem, hellen Cord ebenso wie unbequeme Sperrholzklappstühle in enger Reihung, wie ich sie nur von Studiobühnen oder Off-Theatern kannte. Einzig der Musiksaal hat nicht nur eine sehr gute Akkustik sondern ist in seinem ekklektizistischn Stil etwas festlicher, hat aber offensichtlich sein originales Vestibül gegen ein sehr enges 40er Jahre Treppenhaus eintauschen müssen. Die Erhabenheit, mit der die meisten Berliner Häuser den Besucher auf den Kunstgenuß einstimmen wollen, scheint in Basel weder historisch noch heute besonderen Stellenwert zu haben. Dazu muß man aber auch wissen, daß es hier natürlich nie einen Potentaten gab, der auch zum eigenen Ruhm solche Kunsttempel bauen ließ. Hier sind die Theater nur aus bürgerlichem Willen entstanden. Bis heute werden die schweizer Theater weniger subventioniert als die deutschen, haben aber trotz der deutlich höheren Preise (billigste Karten selten unter 50 CHF = 30 €)eine ziemlich gute Auslastung. Und ich habe mich in Basel auch noch nie über den Abend geärgert. Im Gegenteil würde ich jedem, unabhängig der musikalischen Vorbildung, den "Orfeo" in Basel empfehlen. Seit Jahren (und ich bin in Berlin häufig in der Oper gewesen) eine der besten Aufführungen, die ich gesehen habe. Diese Inszenierung überstrahlt dann auch den bescheidenen baulichen Rahmen...
Nachtreise - 9. Mär, 23:08
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