Tage wie dieser

Mittwoch, 16. Januar 2013

Mönch in der Zelle

Oh wie habe ich mich gefreut, den Effizienzdruck im Museum durch Konzentration und inhaltliche Tiefe an der ETH zu ersetzen. Es ist toll, nicht mehr im Großraumbüro zu arbeiten. Es ist toll, sich inhaltlich vertiefen zu können und zu einem Thema unterschiedliche Forschungen heranzuziehen und zu vergleichen. Wirklich toll!
Trotzdem finde ich es merkwürdig, am Vormittag zu lesen. Noch dazu an einem Schreibtisch. Ich bekomme eigentlich keine e-mails (außer von meinen Eltern oder ehemaligen Kollegen aus dem Museum) und niemand ruft mich an. Bislang hat das Telefon nur einmal geklingelt, um herauszufinden, ob ich angeschlossen bin und die Nummer tatsächlich die meine ist. Keine Lehrer, keine Journalisten, keine freien Mitarbeiter oder anderen Abteilungen benötigen Infos von mir. Ständig wurde meine Arbeit im Museum von eingehenden Telefonaten unterbrochen. mindestens eben so oft gab es informelle Gespräche am Schreibtisch oder auch Meetings. Die fachliche Arbeit konnte ich nur am späten Nachmittag oder in den Restzeiten zwischen den Anrufen und Meetings erledigen.
Hier an der ETH ist alles anders. Es gibt im Tagesverlauf kaum Gespräche mit Kollegen, alle arbeiten konzentriert und im Gegensatz zum Museum arbeiten auch alle an unterschiedlichen Dingen. Absprachen und Meetings sind nicht notwendig. Der im Museum nötige Austausch zwischen den Abteilungen entfällt völlig. Und als neuer Mitarbeiter werde ich auch ab und an vergessen, wenn die kleinen Mittagsrunden sich auf den Weg in eine der fünf Mensen machen. Von einem Tag auf den anderen habe ich nahezu aufgehört zu sprechen. Es gibt einfach keinen Grund. Ich lebe meine Tage auf dem Hönggerberg wie ein Mönch.
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Sonntag, 27. November 2011

Süchtig und krank

Seit Eröffnung der neuen Ausstellung habe ich jeden Samstag irgendeine Veranstaltung ausgerichtet und betreut. Nun, nach sieben Wochen habe ich endlich ein Wochenende mit zwei freien Tagen und bekomme natürlich pünktlich zum Ende der Woche eine schmerzhafte Mittelohrentzündung.
Und was passiert mit so viel freier Zeit? Münchner Freunde sind auf Besuch und auch wenn ich nicht das ganze Programm mitmache, schaffe ich es an diesem strahlenden Sonntag immerhin mal wieder ins St. Albantal, wo Gallerien und kleine Läden einen Tag der offenen Türen organisiert haben. Weihnachtlich elegante Stimmung überall. Außerdem gehen wir ins Museum für Gegenwartskunst und ins Cartoonmuseum, daß gerade israelische Comics zum Thema Liebe ausstellt. Liebe in Zeiten des Terrorismus. Tja, ein Wochenende ohne Museum geht nicht, auch wenn es nicht das meine ist.

Die ernüchternde Erkenntnis: Ich bin krank und süchtig.
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Samstag, 5. November 2011

Erntefreuden

Der nette Nachbar hatte mir im Frühling vier Tomatenpflanzen gegeben. Tatsächlich sind sie sehr groß geworden und haben viele Früchte getragen. Über den Sommer habe ich 22 Tomaten vom Strauch gegessen, jetzt wollte ich vor den kalten Nächten auch den Großteil der Ernte einfahren und habe 82 Stück gepflückt. Ich habe somit gestern die einhundertvierte Tomate aus Eigenanbau vom Balkon in die Küche geholt. Sechs grüne hängen noch, aber das wird schon noch werden...
Und wie das in meiner Familie so üblich ist (normalerweise eher als Kilo-Angabe oder Weckgläser in Duzend), habe ich diese Zahlen natürlich umgehend in die deutsche Hauptstadt vermeldet...
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Montag, 19. September 2011

Kalt ist der Abendhauch

Seit gestern Abend ziehen kalte Lüfte durch Basel, in St Moritz hat es sogar 30 cm Neuschnee gegeben. Der Winter naht, dabei ist es doch noch Sommer...
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Freitag, 15. April 2011

Ich hab die Haare schön!

Ja, ja, ja. Im Sommer ist dieses Jahr kurz angesagt. Einige Kollegen im Museum haben mich nicht erkannt, dabei sind noch ein paar Löckchen übrig...
Mein erstes Konzert mit dem neuen Chor und die stressige Woche forderten einen Ausgleich auf dem Wohlfühlkonto.
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Freitag, 1. April 2011

Vorfreude

Basel vibriert vor Aufregung. Heute hatten wir 20°C bei strahlendem Sonnenschein und wer konnte, hat den Nachmittag am Rhein und in den Parks verbracht. Es war überall Thema: Morgen wird der erste Sommertag des Jahres mit 27 °C im Schatten.
Ich habe frei und ein Brunch auf der Terrasse steht an. Ab Nachmittag allerdings dann ein Probenwochenende und das dauert sogar bis Sonntag...
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Montag, 28. März 2011

Revolution im Hort der Beständigkeit

Daß man auch am Rande des großen Kantons (wie die Schweizer Deutschland liebevoll nennen) nahe an den politischen Umwälzungen im Staate sein könnte, habe ich stets bezweifelt. Meine angeborene Hauptstadtarroganz wurde gestern Lügen gestraft. Aber welche Genugtuung, unter all dem Wandel auch Wandel zu finden, der mir positiv und motivierend erscheint. Daß ausgerechnet Baden-Württemberg einen grünen Ministerpräsidenten bekommen soll, klingt noch immer wie ein alberner Scherz. Das kann nicht allein an Fukoshima liegen, wie die Politiker der Parteien mit den größten Verlusten das gerne hätten und darstellen, um die Entscheidung der Wähler als überstürtzte Handlung in einer Ausnahmesituation darzustellen. Da spielt sicher auch Stuttgart 21 hinein, vielleicht aber auch Herr Guttenberg und die viel zu lang gegebene Unterstützung aus seinen eigenen Reihen.
Es war ein schöner Montagmorgen im deutschen Süden, als ein Hauch von Revolution durch die kleinen Dörfer wehte. Auch in Baselland hat es in einer Wahl am gestrigen Sonntag erstmals ein Grüner in den Regierungsrat (besteht aus fünf Personen) geschafft.
Ich bin gespannt, wann die Linke in Bayern das Ruder übernimmt...
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Donnerstag, 30. Dezember 2010

Mit der Bahn in den Jahreswechsel

Auch die Reise in den Süden habe ich wieder mit der Bahn angetreten. Diesmal nicht ganz so weit, da ich auf dem Weg nach Basel noch einen Zwischenstop in München einlege, um den Jahreswechsel hier mit Freunden zu verbringen. Nach der Hektik der Großstadt muß ich mich auch langsam wieder auf Basel einstellen... ;)
Wegen des gewaltigen Chaos bei der Berliner S-Bahn brach ich mit der besten aller Mütter bereits zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges nach München zuhause auf. Immerhin hatte meine Schwester bereits einmal 45 Minuten auf eine S-Bahn warten müssen, die üblicherweise im 10-Minutentakt verkehrt... Am Hauptbahnhof schien dann alles normal, es wurde über den Zug nach Innsbruck über München keine beunruhigende Ansage oder Anzeige gegeben. Nur ein Zug aus Hamburg sollte etwas verspätet eintreffen....
Erst am Gleis wurde klar, daß dies mein Zug wäre, aber die Verspätung von 10 Minuten fühlte sich im Vergleich zu den vorangegangenen Nachrichten über Streckensperrungen harmlos an. Der Zug fuhr ein, in anderer Wagenfolge als üblich. Kleine Verwirrung auf dem Bahnsteig, bis alle die entsprechende Wagentür finden. Meine Tür öffnete sich nicht. Also mußten wir zu einem anderen wagen und durch dessen Tür hinein. Doch dies betraf auch die Personen im Wagon, die an den bereits einsteigenden mit Gepäck vorbei und aus dem Wagen hinaus wollten. Das Geschiebe warteten wir gemütlich ab, mein Platz war reserviert. Dort angekommen fuhr der Zug nicht ab. Wegen Überfüllung mit zu vielen Menschen könnten wir den Bahnhof nicht verlassen, hieß es. Die Passagiere wurden gebeten, auszusteigen und einen anderen Zug zu nehmen. Ich wollten den durchfahrenden Zug mit Platzreservierung nicht aufgeben. Kaum irgend jemand wollte das. Schließlich wurden Reisegutscheine in Höhe von 25,- Euro in Aussicht gestellt für diejenigen, die den Zug verlassen. Anscheinend half dieses Argument eher...
Als sich der Zug mit 25 Minuten Verspätung endlich in Bewegung setzte und Berlin verließ erfuhren wir, daß unser Zug nur mit der Hälfte der Wagen unterwegs sei. Passagiere, die für diese Wagen reserviert hätten, müßten einen Verfall der Reservierung hinnehmen, könnten sich aber beim Zugpersonal eine Bescheinigung ausstellen lassen, mit welcher sie in einem Reisecenter der DB ihre Gebühr rückerstattet bekämen. Ich war froh, meinen Platz zu haben und nicht die lächerlichen 2,5 Euro zurückzuerhalten und dafür 5 Stunden zu stehen... Wir wurden jedoch aufgefordert, auf reisende Senioren und Mütter Rücksicht zu nehmen.
Man solidarisiert sich schnell bei diesen Abenteuern und ohne Humor ist es nicht zu ertragen, wie wenig Rücksicht auf die zahlenden Reisenden von der Bahn genommen wird. Und der letzte Schneefall lag bereits vier Tage zurück!
Schließlich endete der Zug außerplanmäßig in München und fuhr nicht weiter nach Innsbruck. Glück für mich, daß ich nicht weiterwollte...
Belebt Konkurrenz und Börsengang das Geschäft oder sollten solch elementare Leistungen nicht doch in staatlicher Hand bleiben?
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Dienstag, 21. Dezember 2010

"Bahnreise zum Fest" oder "Der kommt doch aus München"

Wie immer fahre ich auch zu Weihnachten mit der Bahn heim nach Berlin. Ich fliege ungern und komme stets über das Maximalgewicht der Koffer. Gern schaue ich einen Film, höre Musik oder lese und nutze die 7,5 Stunden zum Entspannen nach den letzten Arbeitswochen im Museum und vor den Feiertagen.
Weihnachten hatte ich bereits mehrere merkwürdige Erfahrungen gemacht mit überfüllten Zügen, redseeligen, betrunkenen Seniorinnen auf dem Nebensitz, einem Zug, für den ich zwar eine Fahrkarte hatte, der aber ersatzlos gestrichen worden war und so weiter.
Diesmal war ich auf das Schlimmste gefaßt, da den gesamten Tag von Ausfällen im Bahn- und Flugverkehr zu hören war und gerade zuvor wieder Menschen auf der Strecke stehend die Nacht verbringen mußten. Ich war also bereits beunruhigt und möglichst zeitig am Schweizer Bahnhof in Basel.
Die erste Mitteilung auf dem großen Abfahrtplan in der Halle war dann auch leicht beunruhigend: 16 Minuten Verspätung. Ja, die Schweizer Bahn ist nicht so ungenau wie die Deutsche. Auch in der Angabe der Verspätungen nicht. Wo die deutsche Bahn Verspätungen im 5-minütigen Takt angibt, ist die schweizerische minutengenau. Das liegt aber nicht an den eventuell besseren Uhren. Denn die Angabe war deutlich untertrieben. Nach der schweizerischen Ansage, daß die Verspätung des deutschen ICE durch das defekte Fahrzeug entstanden ist, war ich entgültig unruhig, denn meine Umsteigezeit in Frankfurt Main war nur mit 20 Minuten bemessen. Ein defektes Fahrzeug kann alles bedeuten. Und noch immer stand ich in Basel auf meinem Startbahnhof. Der Zug traf dann auch ein, mit 25 Minuten Verspätung konnten wir Basel tatsächlich verlassen. Ich sah mich in der ehemaligen WG der großen Freundin in Frankfurt übernachten. Erstaunlicherweise entschuldigte sich die Durchsage im Zug für die Verspätung mit einer "verspätetetn Übergabe aus dem Ausland". Klang besser als technischer Defekt fand ich und beruhigte mich etwas. Trotzdem hielt ich eine Dame vom Personal auf und fragte nach, ob die Anschlußzüge in Frankfurt erreicht werden würden bei einer Umsteigezeit von 20 Minuten und einer Verspätung von 25 Minuten. Nach einem Blick auf meine Fahrkarte lächelte Sie und sagte gelassen: "Den schaffen Sie, der kommt doch aus München!"
Was Sie damit meinte, wurde mir erst später klar, es beruhigte mich aber erstmal.
In Frankfurt eingetroffen erfuhr ich dann, daß mein Zug aus München zur Weiterfahrt nach Berlin gar nicht mehr ankommen würde, da umgestürtzte Bäume die Gleise blockierten und der Zug eine andere Strecke fuhr. Man war aber so freundlich einen Ersatzzug einzusetzen, der mit 50 Minuten Verspätung gen Berlin aufbrach. So bin auch ich mal in den Genuß von kostenlosem Teeausschank gekommen und konnte mir dank des Aufenthaltes einen Döner zu normalem deutschen Preis gönnen und mich für die kommende fahrt mit einigen außerplanmäßigen Halten zu rüsten...
In Berlin war ich bei der Ankunft um 1:30 nachts zum Glück nicht auf die S-Bahn angewiesen, mein Vater konnte mich in Empfang und in ein warmes Auto nehmen, wo es wiederum warmen Tee und eine Reise durch eine Stadt gab, die mich anhand der langen Anreise un der Schneemaßen Glauben machte, ich sei in Moskau...
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Sonntag, 19. September 2010

Schweizer können nicht stehlen

Zu dieser Überzeugung bin ich heute gekommen. Das wautscheenschte Velo war nämlich wiedereinmal verschwunden. Was für ein Land. Da heisst es immer, die Schweiz sei ein ehrliches Land mit niedriger Kriminalität (nicht die Schweizer reden so, aber alle anderen...). Mein Fallbeispiel beweist verschiedenes, denn nie ist mir in Berlin mein Fahrrad so oft abhanden gekommen, wie in Basel mein Velo.
Aber der Reihe nach.
Vor zwei Wochen war ich wie häufig montags mit der Architektenfreundin und dem Chorfreund fürs Kino verabredet. Wie auch häufiger war ich etwas spät dran, denn die Arbeitszeiten eines deutschen Museums sind nicht an die Uhrzeiten der sozialen und gesellschaftlichen Ereignisse in der Schweiz angepasst. Sprich, ich habe mein Rad geschnappt, um noch zu Zeit am Marktplatz zu sein. Seit dieses Fahrrad einmal gestohlen wurde, schliesse ich es immer fest an, diesmal natürlich auch...
Es gab schlechtes Wetter, Regen viel zu tun und sonstige Gründe, erst ein paar Tage später nach dem Rad zu sehen. Es war fort! Nicht nur das Fahrrad sondern die gesamte Fußgängerabsperrung - einfach alles war für den Basler Stadtlauf entfernt worden.
Nun war es an mir herauszufinden, wer die Stadt derartig für Großereignisse präpariert und wo ich demzufolge mein Rad wiederfinden kann. Tatsächlich im Zeughaus Basel. Die dortigen Öffnungszeiten sind sehr praktisch 7:30 bis 12 Uhr und 13:30-16 Uhr. Ich fahre also am Morgen dort hinaus und suche unter mehreren Rädern das meine, aber leider... Der Beamte sagte mir tröstend, dass es nicht zwingend bei Ihnen sein müßte, denn es gäbe ja schließlich auch Diebstähle. Ja, schönen Dank und guten Tag auch.
Dann schließlich am vergangenen Sonntag sehe ich es im Vorbeifahren mit dem Tram an einer völlig anderen Stelle auf dem Marktplatz an einem ebenfalls wieder aufgetauchten Absperrgitter lehnen!
So was!
Aber immer hin, es ist wieder da!
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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