Schwäbisches Berlin
Gleich vorab: Ich habe mit einer Schwäbin studiert und die ist ganz nett.
Aber: Ich habe es bereits ein paar mal durchblicken lassen, diese Gruppe süddeutscher Einwanderer nach Berlin macht sich zunehmend unbeliebt. Zuerst, vor Jahren noch war es immer wieder eifriges Herumgewitzel, z.B. mit der Diplomfreundin, denn man lernte immer mehr Schwaben kennen in Berlin. Alle ganz begeistert von der Stadt, die so anders sei, als die gewohnte Spießigkeit daheim. Dabei bin ich mir ganz sicher, daß Berlin durchaus sehr spießige Ecken hat und daß auch in Schwaben nicht unbedingt der Gipfel der deutschen Spießigkeit liegt, aber wir Berliner hören das ja immer wieder gerne. Nach und nach haben die Berliner Medien dieses Thema aufgegriffen. Ich erinnere mich an Bemerkungen der Moderatoren von Radio 1 (95,8 in Berlin, aber auch im Netz), die übrigens wie ganz Berlin den Schweizern immer sehr viel Sympathien entgegenbringen. Es gab Beiträge über die größte Nichtberliner Minderheit in der Stadt. Das sind nachgewiesenermaßen die Schwaben, die inzwischen mehr Personen stellen als jede ausländische Minderheit. Die Ausländer in Berlin werden übrigens von den Polen angeführt, nicht von den Türken. Schwäbische Restaurants und Kneipen eröffneten wie z.B. an der Tucholzkystraße oder der "Spätzle Express" in der Wiener Straße. Das war alles noch immer lustig. Und dann kippte die Berliner Tolleranz, die eigentlich eher eine Form von Ignoranz ist, um zu aktiver Feindschaft. Am Senefelder Platz, wo eines der ambitionierten innerstädtischen Verdichtungsprojekte entstand (Palais BelleKolle - Pariser Flair in Berlin, wegen der Unbekanntheit des Senefelder Platzes und der größeren Hippness des Kollwitzplatzes über diesen vermarktete Eigentumswohnungen) wurde binnen kürzester Zeit "Scheiß Schwaben" auf das Bauschild gesprüht. Ich habe auch schon "Schwaben raus" auf einer Hauswand im Prenzlauer Berg gelesen, ein Stadtteil, dessen Flair durch den Zuzug inzwischen stark gefährdet ist. Inzwischen steht "selber raus" darunter, was eigentlich in Folge von Verdrängung der ursprünglich ansäßigen Bevölkerung (guter Mix aus Rentnern, Alkoholikern, Freelancern und Studenten) durch die sogenannten Yuppies ohnehin schon passiert. Für sie, die in kleinen Städten ohne Flair und Ablenkungen durch das Leben viel schneller studiert haben, als es in Berlin je möglich wäre, die nun - nach dem Studium (?!) - endlich mal was erleben wollen - obwohl sie nach Meinung vieler Berliner gar nicht wissen, wie das geht - werden Kneipen inzwischen durch wohnnahe Designer-Kinderausstatter ersetzt. Legendär sind die traditionellen Weihnachtsplakate im Prenzlauer Berg.
Es wurden Berliner Ortsausgangsschilder mit den Entfernungen nach Stuttgart-Sindelfingen und Erlangen beklebt, darunter eine gute Heimfahrt gewünscht, es gab auch Plakate auf denen "Stoppt die Schwaben" zu lesen war. Zu Pfingsten 2008 wurden im Zentrum des Prenzlauer Bergs "Schwaben In PRENZLAUER BERG. Spießig, überwachungswütig in der Nachbarschaft und kein Sinn für Berliner Kultur. Was wollt ihr eigentlich hier?" aufgehängt und Ende Mai hat ein Aktionsbündnis "Projekte in Mitte und Prenzlauer Berg" zu einer "Fuck-Yuppie-Parade" aufgerufen, deren Parole "Stoppt die Besatzung des P-Bergs durch Porno-Hippie-Schwaben" lautete. Die Schwaben hingegen haben nun in selbstkritischer Manier "Wir sind überall - auch dein Nachbar könnte ein getarnter Schwabe sein. Widerstand ist zwecklos, wir kontrollieren sowieso schon alles." plakatiert, aber meiner Meinung nach könnte auch das ein Schachzug der Berliner gewesen sein...
Das hat soweit geführt, daß die Berliner Zeitung diesen Sommer eine Serie ins Leben gerufen hat über die deutschen Minderheiten in Berlin, in denen diese "Migranten" sowie "Eingeborene" (Berliner) sich zur jeweiligen Volksgruppe äußern. Ist schon alles irgendwie lustig, aber eben nicht nur.
Aber: Ich habe es bereits ein paar mal durchblicken lassen, diese Gruppe süddeutscher Einwanderer nach Berlin macht sich zunehmend unbeliebt. Zuerst, vor Jahren noch war es immer wieder eifriges Herumgewitzel, z.B. mit der Diplomfreundin, denn man lernte immer mehr Schwaben kennen in Berlin. Alle ganz begeistert von der Stadt, die so anders sei, als die gewohnte Spießigkeit daheim. Dabei bin ich mir ganz sicher, daß Berlin durchaus sehr spießige Ecken hat und daß auch in Schwaben nicht unbedingt der Gipfel der deutschen Spießigkeit liegt, aber wir Berliner hören das ja immer wieder gerne. Nach und nach haben die Berliner Medien dieses Thema aufgegriffen. Ich erinnere mich an Bemerkungen der Moderatoren von Radio 1 (95,8 in Berlin, aber auch im Netz), die übrigens wie ganz Berlin den Schweizern immer sehr viel Sympathien entgegenbringen. Es gab Beiträge über die größte Nichtberliner Minderheit in der Stadt. Das sind nachgewiesenermaßen die Schwaben, die inzwischen mehr Personen stellen als jede ausländische Minderheit. Die Ausländer in Berlin werden übrigens von den Polen angeführt, nicht von den Türken. Schwäbische Restaurants und Kneipen eröffneten wie z.B. an der Tucholzkystraße oder der "Spätzle Express" in der Wiener Straße. Das war alles noch immer lustig. Und dann kippte die Berliner Tolleranz, die eigentlich eher eine Form von Ignoranz ist, um zu aktiver Feindschaft. Am Senefelder Platz, wo eines der ambitionierten innerstädtischen Verdichtungsprojekte entstand (Palais BelleKolle - Pariser Flair in Berlin, wegen der Unbekanntheit des Senefelder Platzes und der größeren Hippness des Kollwitzplatzes über diesen vermarktete Eigentumswohnungen) wurde binnen kürzester Zeit "Scheiß Schwaben" auf das Bauschild gesprüht. Ich habe auch schon "Schwaben raus" auf einer Hauswand im Prenzlauer Berg gelesen, ein Stadtteil, dessen Flair durch den Zuzug inzwischen stark gefährdet ist. Inzwischen steht "selber raus" darunter, was eigentlich in Folge von Verdrängung der ursprünglich ansäßigen Bevölkerung (guter Mix aus Rentnern, Alkoholikern, Freelancern und Studenten) durch die sogenannten Yuppies ohnehin schon passiert. Für sie, die in kleinen Städten ohne Flair und Ablenkungen durch das Leben viel schneller studiert haben, als es in Berlin je möglich wäre, die nun - nach dem Studium (?!) - endlich mal was erleben wollen - obwohl sie nach Meinung vieler Berliner gar nicht wissen, wie das geht - werden Kneipen inzwischen durch wohnnahe Designer-Kinderausstatter ersetzt. Legendär sind die traditionellen Weihnachtsplakate im Prenzlauer Berg.
Es wurden Berliner Ortsausgangsschilder mit den Entfernungen nach Stuttgart-Sindelfingen und Erlangen beklebt, darunter eine gute Heimfahrt gewünscht, es gab auch Plakate auf denen "Stoppt die Schwaben" zu lesen war. Zu Pfingsten 2008 wurden im Zentrum des Prenzlauer Bergs "Schwaben In PRENZLAUER BERG. Spießig, überwachungswütig in der Nachbarschaft und kein Sinn für Berliner Kultur. Was wollt ihr eigentlich hier?" aufgehängt und Ende Mai hat ein Aktionsbündnis "Projekte in Mitte und Prenzlauer Berg" zu einer "Fuck-Yuppie-Parade" aufgerufen, deren Parole "Stoppt die Besatzung des P-Bergs durch Porno-Hippie-Schwaben" lautete. Die Schwaben hingegen haben nun in selbstkritischer Manier "Wir sind überall - auch dein Nachbar könnte ein getarnter Schwabe sein. Widerstand ist zwecklos, wir kontrollieren sowieso schon alles." plakatiert, aber meiner Meinung nach könnte auch das ein Schachzug der Berliner gewesen sein...
Das hat soweit geführt, daß die Berliner Zeitung diesen Sommer eine Serie ins Leben gerufen hat über die deutschen Minderheiten in Berlin, in denen diese "Migranten" sowie "Eingeborene" (Berliner) sich zur jeweiligen Volksgruppe äußern. Ist schon alles irgendwie lustig, aber eben nicht nur.
Nachtreise - 21. Aug, 08:15
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