Dienstag, 21. Dezember 2010

"Bahnreise zum Fest" oder "Der kommt doch aus München"

Wie immer fahre ich auch zu Weihnachten mit der Bahn heim nach Berlin. Ich fliege ungern und komme stets über das Maximalgewicht der Koffer. Gern schaue ich einen Film, höre Musik oder lese und nutze die 7,5 Stunden zum Entspannen nach den letzten Arbeitswochen im Museum und vor den Feiertagen.
Weihnachten hatte ich bereits mehrere merkwürdige Erfahrungen gemacht mit überfüllten Zügen, redseeligen, betrunkenen Seniorinnen auf dem Nebensitz, einem Zug, für den ich zwar eine Fahrkarte hatte, der aber ersatzlos gestrichen worden war und so weiter.
Diesmal war ich auf das Schlimmste gefaßt, da den gesamten Tag von Ausfällen im Bahn- und Flugverkehr zu hören war und gerade zuvor wieder Menschen auf der Strecke stehend die Nacht verbringen mußten. Ich war also bereits beunruhigt und möglichst zeitig am Schweizer Bahnhof in Basel.
Die erste Mitteilung auf dem großen Abfahrtplan in der Halle war dann auch leicht beunruhigend: 16 Minuten Verspätung. Ja, die Schweizer Bahn ist nicht so ungenau wie die Deutsche. Auch in der Angabe der Verspätungen nicht. Wo die deutsche Bahn Verspätungen im 5-minütigen Takt angibt, ist die schweizerische minutengenau. Das liegt aber nicht an den eventuell besseren Uhren. Denn die Angabe war deutlich untertrieben. Nach der schweizerischen Ansage, daß die Verspätung des deutschen ICE durch das defekte Fahrzeug entstanden ist, war ich entgültig unruhig, denn meine Umsteigezeit in Frankfurt Main war nur mit 20 Minuten bemessen. Ein defektes Fahrzeug kann alles bedeuten. Und noch immer stand ich in Basel auf meinem Startbahnhof. Der Zug traf dann auch ein, mit 25 Minuten Verspätung konnten wir Basel tatsächlich verlassen. Ich sah mich in der ehemaligen WG der großen Freundin in Frankfurt übernachten. Erstaunlicherweise entschuldigte sich die Durchsage im Zug für die Verspätung mit einer "verspätetetn Übergabe aus dem Ausland". Klang besser als technischer Defekt fand ich und beruhigte mich etwas. Trotzdem hielt ich eine Dame vom Personal auf und fragte nach, ob die Anschlußzüge in Frankfurt erreicht werden würden bei einer Umsteigezeit von 20 Minuten und einer Verspätung von 25 Minuten. Nach einem Blick auf meine Fahrkarte lächelte Sie und sagte gelassen: "Den schaffen Sie, der kommt doch aus München!"
Was Sie damit meinte, wurde mir erst später klar, es beruhigte mich aber erstmal.
In Frankfurt eingetroffen erfuhr ich dann, daß mein Zug aus München zur Weiterfahrt nach Berlin gar nicht mehr ankommen würde, da umgestürtzte Bäume die Gleise blockierten und der Zug eine andere Strecke fuhr. Man war aber so freundlich einen Ersatzzug einzusetzen, der mit 50 Minuten Verspätung gen Berlin aufbrach. So bin auch ich mal in den Genuß von kostenlosem Teeausschank gekommen und konnte mir dank des Aufenthaltes einen Döner zu normalem deutschen Preis gönnen und mich für die kommende fahrt mit einigen außerplanmäßigen Halten zu rüsten...
In Berlin war ich bei der Ankunft um 1:30 nachts zum Glück nicht auf die S-Bahn angewiesen, mein Vater konnte mich in Empfang und in ein warmes Auto nehmen, wo es wiederum warmen Tee und eine Reise durch eine Stadt gab, die mich anhand der langen Anreise un der Schneemaßen Glauben machte, ich sei in Moskau...
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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