Von Kirchtürmen und Minaretten
Am vergangenen Sonntag hat das Schweizer Stimmvolk einmal mehr abgestimmt. Doch die Stimmen wollen nicht verklingen. Die SVP hatte eine Initiative zur Abstimmung gebracht, nach welcher der Bau von Minaretten in der Schweiz bundesweit verboten werden sollte. Schon die Plakatwerbung hierfür war von der Menschenrechtskommission gerügt worden. Ein Teppich auf welchem Minarette wie Raketen nebeneinander stehen, im Vordergrund eine Frau, die von einer Burka komplett verhüllt ist. Oder: ein raketenartiges Minarett, welches die schweizer Landkarte durchbohrt und zerstört. Diese Art von politischer Werbung in Form von Piktogrammen an sich ist jedes Mal aufs neue ein Unding. Es ist irgendwie spannender als die immer gleich lächelnden Konterfeis der Politiker zu sehen, die Verkürzung der Inhalte auf ein Bild ist aber schlimmer als jede Polemik es sein könnte. Die Schweizer haben diese Initiative mehrheitlich mit 57 % angenommen.
Einzige Ausnahme die Kantone Genf, Neuchatel, Basel und Waadt, eher städtische Kantone in der Westschweiz. Selbst in Zürich wurde die Initiative, wenn auch knapp, angenommen. Die Schweizer Regierung hatte als Empfehlung die Ablehnung dieser Initiative ausgegeben. Nun muss sie die Weltöffentlichkeit wieder versöhnen. Libyen hat, auch im Zuge der schon länger andauernden Krise seiner bilateralen Beziehungen zur Schweiz, bei der Uno beantragt, deren Hauptsitz von Genf wegzuverlegen, da die Schweiz für die muslimischen Länder kein neutraler Boden mehr sei.
Natürlich haben die Schweizer den Bau von Minaretten mit der Unterstützung islamistischer Fundamentalisten verwechselt, die Frage der Stunde sollte also lauten, bis wohin ist Basisdemokratie sinnvoll? Wir Deutschen schauen immer neidisch auf dieses Recht der Schweizer und ich bin nicht sicher, wie man diese Frage in Deutschland beantworten würde.
Gleichzeitig wurde über ein Verbot des Exportes von Kriegsmaterial abgestimmt. Plakate mit einem vielleicht bald arbeitslosem Fliessbandarbeiter in einer Waffenfabrik haben die Schweizer zugunsten der Exporte und gegen ihr Verbot stimmen lassen. Hier waren sich bis auf Lausanne alle Abstimmungsbezirke einig.
Ein Sonntag mit zwei zeichenhaft lesbaren Abstimmungsergebnissen, die sicherlich nicht jedem gefallen. Ist nicht allein die Möglichkeit über solch sensible Fragen abzustimmen schon der Fehler?
Einzige Ausnahme die Kantone Genf, Neuchatel, Basel und Waadt, eher städtische Kantone in der Westschweiz. Selbst in Zürich wurde die Initiative, wenn auch knapp, angenommen. Die Schweizer Regierung hatte als Empfehlung die Ablehnung dieser Initiative ausgegeben. Nun muss sie die Weltöffentlichkeit wieder versöhnen. Libyen hat, auch im Zuge der schon länger andauernden Krise seiner bilateralen Beziehungen zur Schweiz, bei der Uno beantragt, deren Hauptsitz von Genf wegzuverlegen, da die Schweiz für die muslimischen Länder kein neutraler Boden mehr sei.
Natürlich haben die Schweizer den Bau von Minaretten mit der Unterstützung islamistischer Fundamentalisten verwechselt, die Frage der Stunde sollte also lauten, bis wohin ist Basisdemokratie sinnvoll? Wir Deutschen schauen immer neidisch auf dieses Recht der Schweizer und ich bin nicht sicher, wie man diese Frage in Deutschland beantworten würde.
Gleichzeitig wurde über ein Verbot des Exportes von Kriegsmaterial abgestimmt. Plakate mit einem vielleicht bald arbeitslosem Fliessbandarbeiter in einer Waffenfabrik haben die Schweizer zugunsten der Exporte und gegen ihr Verbot stimmen lassen. Hier waren sich bis auf Lausanne alle Abstimmungsbezirke einig.
Ein Sonntag mit zwei zeichenhaft lesbaren Abstimmungsergebnissen, die sicherlich nicht jedem gefallen. Ist nicht allein die Möglichkeit über solch sensible Fragen abzustimmen schon der Fehler?
Nachtreise - 4. Dez, 23:03
503 mal gelesen
Alex (Gast) - 7. Dez, 22:44
Ich verstehe, ehrlich gesagt,
die Aufregung nicht, zumindest hinsichtlich des Minarett-Verbots. Eine Gemeinschaft hat gemäß Ihren Regeln einen Beschluß gefällt. Wer das initiiert hat und wie das beworben wurde ist aus meiner Sicht zweitranging. Wer sagt, die abstimmenden Menschen wären schlecht informiert gewesen oder Propaganda zum Opfer gefallen, nur weil bei der Abstimmung nicht sein Wunschresultat zustandekam, der kann doch kein ernsthafter Demokrat sein.
Nachtreise - 8. Dez, 12:47
Das kommt darauf an,
ob man sich eine Abstimmung so vorstellt, dass jeder bestens informiert ist und demnach (natürlich im individuell eigenen Sinne) die beste Entscheidung trifft oder ob man den Eindruck hat, die Leute würden aus dem Bauch heraus entscheiden. Allerdings kann es sein, dass beide Möglichkeiten nicht unbedingt ein anderes Ergebnis erzielen müssen...
Ich glaube aber, dass ein gewisser Frust entsteht, wenn man sieht, wer eben alles berechtigt ist, über das Gemeinwohl zu urteilen. Wenn man damit nicht klar kommt, dass der Säufer von nebenan oder der Drögler (wie es hier so verharmlosend heisst) stimmberechtigt sind, dann ist diese reine Demokratie insgesamt natürlich fragwürdig. Vielleicht hast Du recht: Entweder oder.
Ich bin jedenfalls ehrlich froh, dass bestimmte sensible Themen in Deutschland nicht abgestimmt werden können. Bundesweit überhaupt nur, auf Initiative des Staates hin. Und wir wissen, auch da regiert nicht nur die reine Vernunft in meinem Sinne... ;)
Ich glaube aber, dass ein gewisser Frust entsteht, wenn man sieht, wer eben alles berechtigt ist, über das Gemeinwohl zu urteilen. Wenn man damit nicht klar kommt, dass der Säufer von nebenan oder der Drögler (wie es hier so verharmlosend heisst) stimmberechtigt sind, dann ist diese reine Demokratie insgesamt natürlich fragwürdig. Vielleicht hast Du recht: Entweder oder.
Ich bin jedenfalls ehrlich froh, dass bestimmte sensible Themen in Deutschland nicht abgestimmt werden können. Bundesweit überhaupt nur, auf Initiative des Staates hin. Und wir wissen, auch da regiert nicht nur die reine Vernunft in meinem Sinne... ;)
Initiativen sind gut und recht, aber nicht so...
Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte besser auch noch gleich viel Energie gegen die Minarett-Initiative aufgewendet, um unser Land und die hier lebenden Minderheiten von den neugeschaffenen Problemen zu verschonen...Weil eine Kampagne aufs Mal schon recht viel sein kann, vertraute ich in Sachen Minarette fast ganz auf andere, leider. Es wäre mir allerdings recht gewesen, hätten sich die grossen Verbände wie z.B. Economiesuisse) auch nur ein klein wenig mit der Minarett-Initiative befasst, statt mit Millionengeschütz auf unsere friedenspolitische Initiative abzuzielen und den Leuten mit der Arbeitsplatz-Verlust-Propaganda Angst zu machen. Ca 4 Millionen gegen unser Studentenaktivisten-Budget...Wir wurden beschuldigt, die Sicherheit der Schweiz zu gefährden, falls das Land keine Waffen an Despoten mehr verkaufen würde.
Kein Wirtschaftsverband hat je ein Wort gesagt zu den sicherheitspolitischen Hintergründen des absurden Minarett-Verbotes oder einen Franken dafür aufgewendet, um die ökonomische Seite zu untersuchen...Nur noch eine Zahl: die Schweizer Rüstungsindustrie beschäftigt gemäss dem Amt für Statistik gleich viele Leute wie die "Holzfenster-produzierende Industrie" in Helvetistan.
oh, ja!
So sehr man die direkte Demokratie in vielem beneiden kann, manche Dinge sollte man dem kaum umfassend informierten Mann auf der Strasse besser doch nicht als Entscheidung überlassen.