Tage wie dieser

Mittwoch, 2. April 2008

Is doch gar nich langweilig in der Schweiz!

Die Deutschschweizer sind büenzlig (spießig), aus dieser Einstellung heraus mißtrauen sie den Romands (Bewohner der französischen Schweiz) und den italienischsprachigen Tessinern. Auch wenn diese verglichen mit ihren Sprachgenossen in Frankreich und Italien jeweils auch etwas büenzlig wirken, bringen sie hier Leben in die Bude.
Aus der Arbeit in den Berliner Museen war ich bereits die Massenabfertigung von ganzen Abijahrgängen aus Italien gewohnt, denn die hervorstechendste Eigenschaft der Italiener außerhalb ihres Landes ist nicht ihre Schönheit oder der durch sie verursachte Lärmpegel, sondern vielmehr ihr Auftreten in riesigen Mengen, die selbst die gewaltige Berliner Museumsinsel an die Grenzen ihrer Kapazität brachten. Auch mein hiesiges Museum wird von solchen Riesengruppen geflutet. Heute waren es 7 (sieben) tessiner Lehrer mit ihren Klassen, die ihre gebuchten Führungen und die Museumseintritte (weit über 1.000,-€) zum großen Teil in Münzen (!) zwischen 0,05 bis 2,- € entrichteten. Wahnsinn! Und alle (wirklich alle Lehrer und Schüler) blieben während der tatsächlich halbstündigen Zählorgie an der Kasse stehen!
Es stellte sich heraus, daß es dieselbe Gruppe war, die gestern ganz Basel nahezu lahmgelegt hatte, indem ihr Bus an einer der wenigen verkehrsreichen Kreuzungen der Stadt einem Tram die Vorfahrt nahm. Das Tram rammte mit seinen 20 Tonnen Gewicht den Bus, wurde durch den Aufprall aus den Schienen gehoben und fiel einfach seitwärts um!
Da lag die Bahn nun und es bestand auch noch die Gefahr, daß das Tram die Straße mit Gefälle herunterrutscht....
Das ganze geschah etwas nach 15 Uhr (Da der Arbeitstag hier schon um 7 Uhr beginnt, ist das im schönsten Feierabendverkehr.) und legte bis zum Abend den öffentlichen und den individuellen Verkehr lahm, auf den Straßen gab es dreiminütlich Lautsprecherdurchsagen, teilweise brach das Mobilfunknetz und sogar das Internet zusammen... Und all das am 1. April!
Es könnte so schön ruhig und nett sein in der Schweiz... ;)

Übrigens wurde erstaunlicherweise niemand ernsthaft verletzt.
Und: Ein schönes Bild hat es hier.
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Donnerstag, 27. März 2008

Kopf über Hals oder umgekehrt ;)

Ein Morgen bei mir ist seit Jahren nur eine halbe Stunde zwischen Weckerklingeln und Haustürzuschlagen. Zweimal die Woche kommen 15 min zum Rasieren dazu. Alles ist durchorganisiert und ohne genauen Plan läuft doch alles immer gleich ab. Nur manchmal eben nicht. Plötzlich ist das Wetter doch wieder warm, man braucht eine andere Jacke als gestern und diese Feststellung hat weitreichende Konsequenzen. Vor allem, wenn Schlüssel, Portemonaie und Umweltticket darin sind. Ich bin heute dreimal in die Wohnung zurückgelaufen. Daß ich das Fehlen des Schlüssels vor der Wohnungstür bemerke ist klar - schön, daß die Wohnungstüren in der Schweiz außen eine Klinke und keinen Knauf haben (Merke: Schweizer brechen nicht ein, klauen auch nichts und sind überhaupt sehr redliche und anständige Leute). Daß ich die Noten für den Chor vergesse, ist ganz natürlich, daß es mir auf der Treppe einfällt weniger. Und schließlich das Portemonaie mit dem Schweizer Geld.
Beim Umsteigen von der Straßenbahn in den Bus nach Deutschland geht mir auf, daß das Umweltabokärtlein auch noch fein hübsch im Mantel zuhause geblieben ist, also muß ich beim Fahrer zerknirscht bezahlen und weiß schon jetzt, daß ich auch die Rückfahrt werde zahlen müssen....
Da im Museumscafé die Nachmittagsschicht nicht kommt, weil sie sich von einem Hund hat beißen lassen (rechte Hand +Tollwutgefahr), beschließe ich netterweise länger zu bleiben und einzuspringen. Mein Trinkgeld beträgt am Abend exact den doppelten Preis einer Busfahrkarte! Als ich aber in den Bus Richtung Basel steige und ordnungsgemäß zahlen will, fragt mich der Busfahrer, ob ich nicht ein Monatsticket hätte. Ich bejahe und muß zugeben, daß es zuhause ist. Er kennt mich und nimmt mich ohne zu zahlen mit. Aber das Beste ist, daß natürlich just an diesem Tag an der Grenze auch noch eine Fahrkartenkontrolle einsteigen muß. Aber auch hier komme ich dank des Busfahrers ungeschoren davon...
Gelobt sei die Provinz!
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Donnerstag, 20. März 2008

Vorhin habe ich noch geflucht,

als ich mir Schuhe kaufen wollte und die Geschäfte nicht wie sonst am Do bis 20 Uhr auf hatten, sondern wie am Sa um 17 Uhr schlossen! Aber ich war dann zuhause, hab die Aufräumungen für den Osterbesuch beendet, war gerade am Lüften, als alle Kirchen Basels Ostern einläuteten, bin dann spontan zum gregoranischen Stundengebet in die Peterskirche gefahren, habe auf dem Heimweg an den schönen Opernabend gestern gedacht, an die Sonne und den blauen Himmel, obwohl heute Kälte angesagt war, hab daran gedacht, daß ich die nette Französin zum Mittagessen überreden konnte, daß meine Chefin mich früher nach hause ließ, an die kommenden freien Tage, dann habe ich voller Neugierde das mich seit Montag auf die Folter spannende Päckchen meiner Eltern geöffnet, die frischen Tulpen auf dem Tisch gesehen und mich nur noch auf Ostern gefreut.
Liebe Ostergrüße gehen nach Berlin, Greifswald, Potsdam, Wien und Basel!
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Mittwoch, 5. März 2008

Endlich!

Nachdem ich vor genau 10 Tagen im Februar bei 23°C barfuß und kurzärmlig am Rhein gesessen habe, gab es heute morgen für mich den ersten Schnee in Basel! Wie in der Kindheit, man steht auf, weil man muß, tapert schlaftrunken durch die Wohnung und als der Blick beim morgendlichen Zähneputzen aus dem Fenster wandert, um (Multitasking ist nicht allein von Frauen gepachtet) die Tagesgarderobe im Geiste zusammenzustellen, hätte ich mich beinahe verschluckt, alle Dächer, der Baum, der gesamte Hof weiß. Wunderbar weiß! Die Fahrt durch die Stadt, das Museum und die Wiese davor alles in zartes Weiß getaucht. Eigentlich zu spät. Aber sooo schön!
Ein gutes Omen für mein erstes Nachtessen mit Gästen in der Basler Wohnung heute.
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Donnerstag, 28. Februar 2008

Es ist so einfach...

Nachdem meine Eltern als letzter Besuch in einer langen Kette seit Sylvester abgereist waren, als dann auch die große Freundin nicht hier bleiben konnte und klar war, daß ich erst zu Himmelfahrt wieder Zeit für den Norden habe, bekam ich das erste Mal etwas Heimweh. Immerhin, erst nach fünf Monaten Basel!
Nun hat sich gestern ein Oster- und ein Pfingstbesuch angemeldet und außerdem meine Exmitbewohnerin für morgen, mit Chorleuten wurde ein Ausflug nach Freiburg geplant. Alles gestern. Und heute nun bin ich wieder der Gummiball, der alle Besucher und Kolleginnen charmant einwickelt.
Manchmal ist es doch soo einfach glücklich zu sein!
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Sonntag, 24. Februar 2008

Sonntag in Basel. Ich habe frei. Die Sonne scheint.

Nachdem das vergangene Wochenende mit Temperaturen knapp unter Null wohl das kälteste des ganzen Basler "Winters" war, nachdem ich doch wieder gezwungen war, den Wintermantel, Handschuhe und Stiefel zu tragen, hatte es an diesem Wochenende um die 20°C.
Wie halb Basel war ich heute in Sommerhosen und T-Shirt zum Rhein gewandert, ein wenig die sonnenbeschienene Kleinbasler Rivierra entlang, bis ich am Rheinbord ein Plätzchen für mich und die Sonntagszeitung fand, zum brutzeln, lesen, schlafen und Leute-gucken. Es wird Gitarre gespielt, Eis geschleckt, auf dem Rhein fahren Kanuten. Und tatsächlich treffe ich auf einen Freund, auf Bekannte zum erzählen.
Es ist wie damals im Jahrhundertsommer 2003, nur der Kalender zeigt noch Februar und noch immer laufen trommelnde und Picolo-pfeifende Guggen durch die Stadt. Das dürfen sie an den vier Sonntagen nach Fasnacht, die, und nur damit bin ich dann doch sehr einverstanden, Bummelsonntag genannt werden...
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Freitag, 22. Februar 2008

Auch mal schön

war meine vergangene Woche. Ich habe gerade solche Mengen an Lernstoff und Lektorat zu bewältigen, daß ich mehrere Tage zuhause arbeiten konnte. Im Museum war wegen dem Umbau für die neue Ausstellung nur Krach und ich konnte meine schöne Wohnung genießen. Aufgestanden bin ich zwar wie immer und habe vor dem Frühstück gleich etwas gelesen, hatte aber keine Fahrzeit, keine nervenden Anrufe, keine den Tag zerreisenden Termine. Nur meine Couch, meine Musik und den Lesestoff. Herrlich! Damit es nicht allzu einsam wurde, gab es an jedem Abend noch einen beruflichen Termin, eine Führung durch ein befreundetes Museum, eine Kuratorenführung durch unsere neue Ausstellung und heute schließlich unsere Vernissage.
Aber was für ein Luxus, von zuhause arbeiten zu können! ;)
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Montag, 3. Dezember 2007

Und alles voller als zuvor!

Während ich in dem Glauben, daß der Umzugswagen schon am Samstag die Grenze passiert hat, mich in völliger Zufriedenheit auf seine heutige Ankunft in Basel gefreut habe, hatten die Jungs ihn an der Grenze stehen gelassen und zunächst nur die zwei anderen Umzüge in die Schweiz mitgenommen.
Heute, während ich gerade 25 italienische Architekten herumführe ein Anruf: Sie stehen am Zoll und kommen nicht durch. Irgendetwas mit den Papieren...
Schon am Samstagmorgen hatte ich mit der lustigen Französin (Arbeitskollegin) alle Papiere im Original am Zoll hinterlegt. Da der Wagen aber nicht am Samstag über die Grenze gefahren ist... Die lustige Französin gibt mir ihre 25 Italiener dazu, geht Mittagessen, während ich die Tour mit allen 50 alleine beende, dann rasen wir (mal wieder) zum Zoll. In meiner Anwesenheit werden alle Papiere nocheinmal geprüft und für korrekt befunden. Dafür haben die Jungs 1h an der Grenze stehen dürfen. Der Zöllner telephoniert konspirativ und als wir mit dem Wagen durchfahren wollen: Bitte auf den Hof fahren, vorerst nur auf die Waage, dann sogar den Container öffnen. So ärgerlich die Situation ist, ich sehe das erste Mal seit 2,5 Monaten meine Sachen wieder und werde unpassenderweise ganz glücklich.
Neben uns packt ein anderer Umzug alle Pflanzen aus. Die dürfen nämlich nicht mit in die Helvetische Republik. ICH wußte das. Dafür haben wir einen Kasten Bier gleich vorn zu stehen und werden gefragt, ob in den Kisten noch mehr Alkohol sei. Ich denke an 2-3 Weinflaschen und sage tapfer nein. Die Jungs sagen, sie wollen das Bier erst bei der Übernachtung in Deutschland als Feierabendbier trinken. Daraufhin wird auch noch der Zählerstand und Fahrtenschreiber überprüft. Dann aber gibt es endlich alle Stempel auf meine Papiere und ab geht's nach Basel. Ich will den Jungs noch paar Empfehlungen geben, wo es lang geht, sie verweisen aber auf Lucie, den Navi, der sie bisher immer gut geführt hat. Wir landen dann aber direkt am nächsten Zoll und müssen ersteinmal nach Frankreich durchfahren, bevor wir dort wenden können. Wir sind also wieder in der EU hinausgefahren und plötzlich nicht mehr in der Schweiz! So ein Scheiß aber auch.
Bei der neuerlichen Einreise in die Conföderatio Helvetica werden wir dann aber erstaunlicherweise absolut überhaupt gar nicht mehr kontrolliert!
Schließlich landen wir mit zwei Stunden Verspätung vor meinem Haus und können ausladen. Ein paar Witze über Intelektuelle und ihre Bücherkisten muß ich mir zwar gefallen lassen, aber eigentlich ist es ganz lustig. Sie sagen, diese "Menge" an Umzugsgut wäre geradezu ein Geschenk für sie, obwohl meiner Meinung nach nicht ein Höckerchen zusätzlich in die Wohnung passen würde. Ich selbst passe ja kaum noch hinein und muß an das russische Märchen vom verlorenen Handschuh denken, in dem nach allerlei kleinen Tieren wie Maus und Frosch schließlich Fuchs, Wolf und Bär gemeinsam hineinkriechen... Außerdem berlinere ich mal wieder wie irre, lerne noch ein paar neue Nachbarn kennen und bin unheimlich froh, diesen Kraftakt überstanden zu haben.
Als sie nun endlich wegfahren und ich Sofa und Regale aufbauen will, muß ich feststellen, daß sämtliche Schrauben fehlen. Oh man! Da lob ich mir die Kommode und meinen alten Kleiderschrank, bei denen sowas nicht nötig ist....
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Freitag, 16. November 2007

glücklich, glücklich, glücklich

Bin heute soo froh und zufrieden, neun Stunden Arbeit und nicht müde mich zu freuen. Hab meine Museumsdamen lächelnd bezaubert, die Besucher mit Berliner Schnauze angefrecht und amüsiert und könnte permanent hüpfen.
Denn ich bin endlich angekommen. Endlich habe ich ein eigenes Zimmer. Endlich bin ich in der Wohnung, die mich für meine Baseler Zeit aufnehmen soll. Und sie ist soo schön und freundlich. Meine Möbel werden hier wie von selbst Platz nehmen. Es wird ein schönes zuhause sein.

Und der Empfang war wunderbar. Die übernommene Freundin hatte mir ein Bett gerichtet mit einer selbstgebastelten Willkommenskarte auf dem Kissen, mit Blumen auf dem Nachttisch und einer sorgfältigen Auswahl Lektüre. Darunter meine Christa Wolf, der Roman eines Schweizer Schriftstellers (Friedrich Glauser) und ein Krimi, der hier in unserem Viertel spielt. Folglich also die erste Nacht durchgequatscht und geschmökert und die zweite schon ganz zufrieden und ruhig geschlafen und heute nun merke ich mehr und mehr, wie gut mir das tut, hier zu sein, hierher zu kommen...
Und ich bin und bleibe glücklich wie ein Gummiball!
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Sonntag, 28. Oktober 2007

Blöd ist es,

wenn man erst um 4 Uhr ins Bett kommt und sich für den nächsten Tag keinen Wecker stellt. Blöd ist, wenn man dann ohne Frühstück und Rasur aus dem Haus muß und wegen der Verspätung nicht riskieren kann, das Trämli zu nehmen und stattdessen mit dem Velo loshetzen muß. Blöd ist es auch, wenn man wegen der Überschätzung der Entfernungen in Basel viel zu früh bei der Chorprobe ankommt, dafür aber verschwitzt und völlig außer Atem. Blöd ist es, sich zu einem Probentag keine Verpflegung einzustecken und vor allem zuvor nicht die Toilette zu besuchen, wenn vor dem Fenster im Hof die ganze Zeit ein Brunnen plätschert. Außerdem ist es blöd, daß man es als einziger lustig findet, wenn der verspätete dicke Tenor vor aller Augen beim Setzen mit seinem Stuhl zusammenbricht. Es ist blöd, wenn die neue Jeans auf Unterwäsche, Socken und Schuhe abfärbt und wenn man bei den vielen fremden Verpackungen im Supermarkt anstelle von Getränkesirup Erdnussöl kauft.
Aber es ist toll, endlich wieder zu singen und daß das Projekt "soziale Integration" tatsächlich aufzugehen scheint...
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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