Helvetismen

Donnerstag, 7. April 2011

Helvetismen - Verben Nachtrag

Kürzlich gab es in den Nachrichten das Porträt eines Wirtschaftsbosses. Man sah ihn nicht nur im Büro sitzen, sondern auch auf der Straße laufend telefonieren. Der Kommentar aus dem off: "... läßt sich regelmäßig aufdatieren."
Updaten ins helvetische Schriftdeutsch übersetzt. Also mir gefällt das.
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Montag, 14. Februar 2011

Helvetismen im Ausland

Als ich über den Jahreswechsel in München weilte, saß ich jeden Morgen zum Frühstück und auch sonst gern in diversen Cafés und genoß das Frühstücksangebot, und die Münchner Preise (daß ich letzteres als Berliner einmal sagen würde, ist mir auch nicht gesungen worden...). Auch in München weilte unter anderem die Schweizer Chorfreundin, die meine Frühstücksfreuden gerne teilt. Eines Tages in einem studentischen Café fiel uns beim Lesen der Speisekarte etwas auf, ich erbot mich, die Bedienung zu fragen: "Was ist ein Ofenschlüpfer?" Mir wurde höflich geantwortet, das sei ähnlich wie ein "Scheiterhaufen". Auf der Schweizerin Frage, was ein "Scheiterhaufen" sei antwortet die Bedienung genervt: "Na oan Ofenschlüpfer halt!" Ich versuche es höflich und frage nach den Zutaten. Aha, eine Mehlspeise, in Milch gewendet und gebacken, ich ahne es! Das müssen "Arme Ritter" sein. Auch diese Erklärung hilft der Schweizerin nicht. Ich beschreibe noch einmal. Plötzlich ruft sie laut aus: "Eine Fotzelschnitte!"

Ich sitze also in München und ertrage mal wieder, daß die Blicke eines ganzen Lokals auf mich und meine Begleitung gerichtet sind. Daß diese Helvetismen aber auch immer wieder so zweideutig sein müssen...
Uijuijui und nee aber auch...
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Mittwoch, 2. Februar 2011

Helvetismen lokal

Wir Deutschen lernen ja durchaus schnell, dass das Schweizerdeutsche eine dem Deutschen verwandte Sprache ist, aber überraschenderweise dem modernen Hochdeutsch viel weniger verwandt als wir glauben. Die Schweizer haben sich Entlehnungen anderer Sprachen bewahrt wie Goali für den Torwart im Fußball, wo man auch Matsch sagt (nicht englisch ausgesprochen Mätsch, sondern wie gerade geschrieben) oder aus dem Französischen das Trottoire für den Bürgersteig oder Gehweg (wie wir seit der Sprachbereinigung des Dritten Reiches in Deutschland sagen), den Coiffeur oder das allgegenwärtige Merci.

Aber neben dieser gefühlten Weltläufigkeit gibt es auch den Regional- oder eher den Lokalstolz, der sprachlich gepflegt wird. In Deutschland kennen wir vor allem für Backwaren wie Brötchen, Semmeln oder Schrippen solche Eigenheiten. Bringt man Schweizer jedoch in geselliger Runde auf dieses Thema hören sie gar nicht mehr auf und überschlagen sich mit den abstrusesten Vokabeln. Ziel ist, daß jeder mindestens eine weiß, die auch die anderen Schweizer nicht kennen.

Aber, man kann sich nun mit einem Sprachatlas auf solche Runden vorbereiten. Ein paar Karten für die lokale Verbreitung der schönsten Helvetismen gibt es hier (für die interessanten Worte bitte etwas nach unten scrolen):
http://ofv.ch/index.php?action=titel_detail&id=14315

Nun, ich als Norddeutscher liebe den Appelgriepsch und dazu einen frischen Knust.
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Donnerstag, 8. April 2010

Helvetismen 4 - Öffentliche Beschilderungen

"Parkieren verboten" stand auf dem Schild und darunter: "Verstösse werden für Umtriebe behaftet".
Klingt für mich, als würde man den Falschparker zur Strafe irgendwo festkleben. Aber Ladendiebe werden ja auch "verzeigt".
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Dienstag, 8. Dezember 2009

Helvetismen - Substantive Nachtrag

Da sitzen wir also neulich mit unserer Theaterabogruppe (3 Deutsche auf 10 Schweizer) am vergangenen Mäntig nach der Oper bei einem Panasché (Alster) oder einer Stange (Bier) beisammen und besprechen den Abstimmungsausgang am Tag zuvor.
Als ich sage, wir hätten zu viert Plätzchen gebacken, bricht ausgerechnet die Schweizerin, welche gerade einen Buchladen eröffnet hat (www.nasobem.ch), in großes Gelächter aus. Wir würden immer soo lustige Worte verwenden: Plätzchen! Wie komisch!
Die Schweizer sagen übrigens Guetzli (Achtung: U+E wieder als wahren Diphton trennen). Ein sehr ernstes Wort, oder?

Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich für die typischen Schweizer Brunsli auch einen so lustigen deutschen Namen hätte... Braunchen vielleicht?

Eine ganz neue Erfahrung, dass mein Hochdeutsch als witzig betrachtet wird.
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Montag, 21. September 2009

Helvetismen - Adjektive Nachtrag

Wenn man in der Schweiz eine Person beschreiben will, so taucht als positive Beschreibung häufig das Adjektiv uffgställt, oder aufgestellt, auf. In Annoncen wird nach uffgställti Lüt für den Ausgang gesucht, in Parnterschaftsanzeigen beschreibt man sich als aufgestellt und wenn die Basler Führungsdame sich von einer Gruppe verabschiedet, die ihr sehr viel Vergniege gemacht hat, dann bedankt sie sich bei dere uffgställti Gruppe.
Vom Wortstamm her ist das nicht erläuterbar. Ich hatte als erstes die Assoziation, es handle sich um ein Synonym für bodenständig, was in der Schweiz ja eine sehr hoch im Kurs stehende Eigenschaft ist. Vor allem, weil man bei wohlhabenden Leuten auch gerne sagt, sie seien finanziell gut aufgestellt. Es meint aber meistens eher etwas wie locker oder cool, in jedem Falle sympatisch und nett. Und das gilt in der Jugendsprache wie im Zeitungs(schweizer)deutsch.
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Mittwoch, 16. September 2009

Helvetismen - Substantive Nachtrag

Am französischen Bahnhof in Basel gab es gestern Pariserli wahlweise mit Käse oder Wurst. Nach meinem neugierigen Blick auf die Auslagen konnte ich feststellen, daß es sich um völlig jugendfreie Minibaguettes handelte... Naja, die Croissants heißen hier ja auch Gipfeli und eine Unordnung oder Chaos wird Puff genannt. Anscheinend haben die Schweizer einen viel unverkrampfteren Umgang mit zweideutigen Worten. Nach eigenen Angaben sind sie auch keine Meister der Ironie, also Obacht, damit es nicht zu peinlichen Situationen kommt!
Gruezi mitanand!
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Montag, 13. Juli 2009

Helvetismen - Adverben Nachtrag

Wenn in der Zietig stoht, daß die Karriere von jemandem harzig läuft, dann ist nicht etwas das Lieblingsadverb der Schweizer, nämlich herzig, so geschrieben, wie es hier gesprochen wird, nein, dann heißt das so viel, wie die Karriere läuft zäh - klebrig und harzig eben.
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Montag, 25. Mai 2009

Helvetismen - Substantive Nachtrag

Wenn im Schweizer Radio ein Überfall in einem Zug gemeldet wird und die Polizei angibt, sie suche Züge, fehlen keine Waggons, sondern Augenzeugen des Geschehens.
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Mittwoch, 3. September 2008

Helvetismen 3 - Anrede

Wenn man in der Schweiz in ein Geschäft geht grüßt man in jedem Falle, nicht nur die Verkäufer, möglichst auch alle anderen anwesenden Kunden. Da Grüezi (als echter Diphton ausgesprochen, also Grü-ezi) für uns Deutsche sehr schwierig und regional sehr verschieden ausgeprägt ist (z.B. Grüesech in Bern u.ä.m.), empfehle ich Guete Dag (Achtung ebenfalls Diphton, also Gu-ete), bzw. je nach Tageszeit Guete Morge (Achtung: nur bis maximal 9 Uhr verwenden) oder Guete Obig (kann man schon locker ab 16 Uhr einsetzen). Hallo, obwohl es meine Standartbegrüßung ist, kann als sehr unhöflich empfunden werden, da man nur Leute, die man duzt so begrüßt. Hingegen empfinde ich es als Kunde immer als sehr angenehm, wenn die Verkäufer hier den Pluralis Majestatis verwenden. Fragen wie "Kann ich Euch helfen?" statt "Kann ich Ihnen helfen?" sowie "Ist es Euch so recht?" obwohl man ganz allein angesprochen ist, geben doch ein recht exclusives Einkaufsgefühl, ganz à la "Der Kunde ist König."
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