Da ich ja statt mit der Ausschüttung des heiligen Geistes an Pfingsten mit Stimmversagen bedacht worden bin, habe ich heute am Morgen einen Arzt aufgesucht. Zunächst die Überlegung: Wohin? Soll ich mir einen Arzt in Basel oder in Deutschland suchen? Ich kann ja nun auch in der Schweiz zum Arzt gehen, allerdings muß man die Behandlung normalerweise vorschießen, was aber wohl mit meiner Sonderlösung nicht so ist. Da ich aber eh noch Geld abheben und Lebensmittel einkaufen wollte, habe ich mich für Deutschland entschieden. Und dann? Wie sucht man sich einen Arzt aus? In Berlin waren es meistens ehemalige Komilitonen meiner Mutter, an die ich ohne eigenes dazutun vermittelt wurde. Zum Glück gab es in Weil nur zwei HNO-Ärzte, beide promoviert, also wählte ich den mit dem jünger klingenden Vornamen. In der Praxis dann die Überraschung, die erste Schwester wunderte sich nach Prüfung meiner Karte, daß ich noch nicht in der Kartei war, ich käme ihr so bekannt vor. Die zweite meinte, ob ich nicht der Enkel von irgendwem wäre. Und auch der Dr. war verwundert, daß meine Adresse Berlin sein solle, obwohl er den Eindruck hatte, mich schon einmal gesehen zu haben. Erst bei der Frage nach meinem Arbeitgeber, kamen wir darauf, daß ich die gesamte Praxis vor Weihnachten durch's Museum geführt hatte und promt bekam ich meine Medikamente aus seinem Schrank und mußte nicht zur Apotheke, weil die Führung ihnen so gut gefallen hätte...
Nachtreise - 13. Mai, 12:46
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Eigentlich bin ich ja immer gesund. Gesund und munter und fröhlich und überhaupt: Nicht unterzukriegen.
Als ich am Freitag meinen ersten Arbeitstag nach dem Berlinurlaub hatte, passierte es. Ich meine jetzt nicht die vielen herzlichen Begrüßungen und wahren Freudenbekundungen über meine Rückkehr (das Damencorps hatte mich offensichtlich ernsthaft vermißt), nein, in meiner ersten Führung verlor ich nach und nach die Stimme und nach 2 Stunden konnte ich nur noch flüstern. Furchtbar!
Mir wird gerade echt bewußt, wie wichtig meine Stimme für mich ist. Offensichtlich singe und summe und plappere ich normalerweise den ganzen Tag vor mich hin, was mir nie so auffällt. Erst jetzt, wo's nicht funktioniert. Nichtmal telephonieren kann ich. Echt frustrierend, wenn man so gar nicht kommunizieren kann!
Bin aber dank meines Mitteilungsdranges inzwischen ein guter Pantomieme geworden....
Nachtreise - 11. Mai, 12:01
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Meine Ex-Mitbewohnerin von meinem Basel-Aufenthalt 2003 hat ein GA (Generalabonement für die Schweizer Bundesbahn) und obwohl sie nun nicht mehr in Basel sondern in Zürich lebt, kommt sie damit ab und an vorbei. Als ordentliche Schweizerin, und dann auch noch Graubündnerin (Ostschweiz) war ihr die Reise nach Berlin immer zu weit, aber innerhalb ihres Landes reisen die Schweizer gewöhnlich wie irre herum, als wäre das ganze Land nur eine einzige Stadt. Man muß aber sagen, daß die SBB wirklich preiswert ist und die Entfernungen hier auch nicht soo groß sind, wenn man innerhalb der Staatsgrenzen bleibt...
Jedenfalls gab es ein nettes Konzert in Basel mit dem Gitarristen von REM und das war Anlaß für einen Besuch. Ich konnte mal wieder ein schönes Frühstück auffahren und ich kann es nicht verhehlen, ich finde es toll, wenn der Besuch sich beim Tischdecken, Abwasch u.ä. beteiligt... Außerdem gab es noch ein paar Hinweise zur Vervollkommnung der Wohnung und gemeinsam haben wir meinen viel zu großen Tisch vom Balkon auf die Straße gestellt. Das ist die hier übliche Methode, sich alter Dinge zu entledigen. Ihr wißt, ich wohne im Basler Neukölln. Hat auch gut funktioniert, am nächsten Tag war der Tisch weg und mein Balkon kann zusätzlich zu den zwei Velos und nem Korbstuhl nun auch Pflanzen aufnehmen... ;)
Nachtreise - 11. Mai, 11:50
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Bin in dunkler Nacht in einem nahezu leeren Zug über die Grenze nach Basel gefahren, hab vom menschenleeren Bahnhofsvorplatz das letzte kaum besetzte Trämli genommen und bin geradezu unbemerkt angekommen. Heute habe ich alle Fenster der Sonne entgegen geöffnet, mich wieder in den Räumen einsortiert... Und es ist schön hier.
Nachtreise - 8. Mai, 12:14
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Es ist ulkig, sich in Berlin wieder eingewöhnen zu wollen, wenn es dort eigentlich keinen Alltag mehr gibt. Mein gesamtes bisheriges Leben hat fast ausschließlich dort stattgefunden. Schon bei der Einfaht in die Stadt habe ich Leuten Auskunft gegeben, mit welchen Bahnen sie ihre weiteren Ziele erreichen...
Mir ist bewußt geworden, wie viele herausragende Orte ich soo gut kenne. Da ist nicht nur der Prenzlauer Berg und der Friedrichshain, sondern z.B. auch die Museen auf der Insel und die Gedächtniskirche, weil ich dort gearbeitet habe, der Dom, in dem ich viele Jahre gesungen habe, das Schauspielhaus und die Philharmonie, in denen immer wieder Freunde gespielt haben. Da kennt man die Kehrseiten, die Abläufe hinter den Kulissen. Und doch ist alles schon recht weit weg. Die ersten Tage waren wie ein fremder Film - unglaublich.
Und es ist nicht leicht, allem gerecht zu werden. Familie, Schulfreunde, Studienfreunde, Arbeitskollegen, Chöre... Dann noch meine eigenen Vorstellungen von einem schönen Tag in Berlin mit Bummeln, Einkaufen, Ausstellungen besichtigen und vor allem: Frühstücken gehen...
Ein paar Menschen habe ich dann doch nicht treffen können. Für mich waren die Tage aber ausgefüllt und wären sonst wohl viel zu stressig geworden. Aber, ich hab ja immer noch mehr als nur einen Koffer in Berlin... ;)
Ich habe beschlossen, ich muß öfter mal für einen Kurzbesuch vorbeikommen...
Nachtreise - 8. Mai, 10:21
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kam Berlin mir im ersten Eindruck wieder schmutzig und übervoll vor, in den Bahnen und Geschäften wimmelt es von soo vielen Menschen. Das wurde aber nur allzuschnell aufgewogen durch die großzügige Weite der Straßen und Plätze, durch den Eindruck, daß sämtliche Einwohner Schriftsteller, Künstler, Musiker, Regisseure, Photographen und was sonst noch nicht alles sind...
Ist mir früher hier nie aufgefallen, aber nach der Schweizer Bodenständigkeit lasse ich mich sogar von diesen Äußerlichkeiten beeindrucken. Aus Erfahrung weiß ich ja, daß es oft nur ein "Style" ist, hinter dem sich auch nur Hohlbirnen verstecken, aber nett anzusehen ist das allemal.
Aber das beste sind Tage wie heute, mit Frühstücken im "Sowohl als auch", mit Mittagessen an der Stabi und einem Besuch an der Museumsinsel und einem Tee in der "Tadschikischen Teestube". Dazwischen immer wieder Zeit zum Busfahren, Bummeln, Bücherkaufen... Und Sonne satt und alles ohne Camera, damit ich ja nicht mit einem Touristen verwechselt werde.
Nachtreise - 28. Apr, 21:53
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So, habe heute mal wieder als letzter das Museum verlassen, die Pforten geschlossen und bin raus in den Sommer, der seit gestern Basel umgarnt... Nachdem vor einger Zeit die Schafe auf dem Weg zu Ihrer Weide am Museum vorbeigezogen sind, die Kirschbäume vor nunmehr einer Woche ihre letzten Blüten verloren haben und der Regen den Rhein beinahe zum überschwappen gebracht hat, bricht sich wirklich der Sommer die Bahn hier. Gestern und heute schon über 20°C und am Wochenende weit darüber. Aber halt, ich bin dann gar nicht mehr hier. Ich fahre morgen in aller Frühe nach Berlin, wo Magnolien und Forsythien noch blühen sollen und sogar Tulpen.
Mein zweiter Frühling erwartet mich also in Berlin. ;)
Nachtreise - 24. Apr, 19:25
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Meine Chefin hat mir mit kleinem Grinsen versprochen, daß die letzte Woche vor meinem Berlinurlaub stressig werden würde und wie in so einem Fall meistens, hat die Chefin recht behalten. Es war ne echt anstrengende Zeit. Immer deutlich länger im Museeum gewesen als normalerweise, mehr Führungen absolviert während niemand meine Bureauarbeit erledigt und das zum Teil bei strömendem Regen draußen...
Da fragt mich doch ein französischer Architekturstudent am Ende des Tages nach Zettel und Stift, um etwas aufzuschreiben. Er reicht mir den Zettel und geht hinaus. Darauf steht nur: "You are Beautiful".
Und ob das nun von einem Mann kommt oder nicht, ein Kompliment ist es allemal und das ist es, was zählt und mich dann doch wieder froh macht..
Nachtreise - 24. Apr, 02:25
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Wer es nie erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen. Das umständliche Müllsystem der Schweiz zwingt mich, den Müll größtenteils zuhause aufzubewahren. An festen Terminen kann man dann jeweils bestimmte Müllgruppen auf den Gehweg stellen. Und endlich, endlich habe ich den nur monatlichen Termin für die Papier- und Kartonabholung mal nicht verpaßt. Seit Sylvester stapeln sich die Zeitungen und Kartonagen in der Küche und endlich nach ausführlichem Bündeln und dreimaligem Treppenlaufen habe ich diese Sammlung nun der Abholung übergeben.
Jeder Berliner sollte mal wirklich bewußt den Luxus genießen, zu jeder Tageszeit Glas, Papier, Biomüll, Hausmüll und den Grünen-Punkt-Müll wegwerfen zu können, ohne Terminduck, ohne festgelegtes Zeitfenster und Stapelvorschrift. Das ist nicht selbstverständlich und diese Freiheitsmomente können ruhig in vollem Bewußtsein ausgekostet werden.
Jedenfalls bin ich jetzt ganz stolz und meine Küche sieht plötzlich so groß aus... ;)
Nachtreise - 24. Apr, 00:21
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Bald werde ich mal wieder auswärts frühstücken, bald werde ich wieder soo viele Leute treffen, bald werde ich auch nach Mitternacht nicht aus der Kneipe geworfen, bald werde ich als Besucher die Museen betreten, bald wieder S-Bahn fahren, bald werde ich wieder jeden Menschen auf Anhieb verstehen, bald werde ich mich für mein ausgezeichnetes Hochdeutsch nicht mehr schämen, bald werde ich in den Zug steigen.
Nur einen Tag werde ich noch arbeiten und dann geht es endlich wieder in mein Berlin!
Nachtreise - 24. Apr, 00:13
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Vergangene Woche die Schlagzeile einer Schweizer Zeitung, noch über der Massenkarambolage von 64 PKW und 7 LKW am Genfer See:
Schweizer haben lahme Spermien
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet die Schweizer sind in einem weltweiten Vergleich als unterdurchschnittlich aufgefallen, was Gesundheit und Geschwindigkeit ihrer Spermien angeht. Dabei schnitten die Deutschschweizer am schlechtesten ab, die französischsprachigen Romands haben da bessere Karten.
Nachtreise - 14. Apr, 19:39
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Meine kommende Zeit ist ein wenig mehr stressig, als es meinem schweizer Lebensrhytmus guttut, was unter anderem Basels zentraler Lage in Europa geschuldet ist, die Tagesausflüge zu tollen Zielen ermöglicht. Die kommenden Tage sind wie folgt verplant:
2 Tage arbeiten
1 Tag in München für Archivrecherchen (10h im Zug)
2 Tage arbeiten
1 Tag in Mailand für die Möbelmesse (9h Bus)
1 Tag frei
1 Tag arbeiten
1 Tag in Turin für eine unserer Ausstellungen (10h Bus)
2 Tage arbeiten
13 Tage Berlin für Familie+Freunde
Ich denke, ich werde Turin absagen, das ist mir insgesamt ein wenig viel alles. Obwohl... Oder doch nicht? Hm...
Aber auf Berlin freue ich mich schon wie irre!
Nachtreise - 13. Apr, 20:01
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Die Deutschschweizer sind
büenzlig (spießig), aus dieser Einstellung heraus mißtrauen sie den
Romands (Bewohner der französischen Schweiz) und den italienischsprachigen Tessinern. Auch wenn diese verglichen mit ihren Sprachgenossen in Frankreich und Italien jeweils auch etwas
büenzlig wirken, bringen sie hier Leben in die Bude.
Aus der Arbeit in den Berliner Museen war ich bereits die Massenabfertigung von ganzen Abijahrgängen aus Italien gewohnt, denn die hervorstechendste Eigenschaft der Italiener außerhalb ihres Landes ist nicht ihre Schönheit oder der durch sie verursachte Lärmpegel, sondern vielmehr ihr Auftreten in riesigen Mengen, die selbst die gewaltige Berliner Museumsinsel an die Grenzen ihrer Kapazität brachten. Auch mein hiesiges Museum wird von solchen Riesengruppen geflutet. Heute waren es 7 (sieben) tessiner Lehrer mit ihren Klassen, die ihre gebuchten Führungen und die Museumseintritte (weit über 1.000,-€) zum großen Teil in Münzen (!) zwischen 0,05 bis 2,- € entrichteten. Wahnsinn! Und alle (wirklich alle Lehrer und Schüler) blieben während der tatsächlich halbstündigen Zählorgie an der Kasse stehen!
Es stellte sich heraus, daß es dieselbe Gruppe war, die gestern ganz Basel nahezu lahmgelegt hatte, indem ihr Bus an einer der wenigen verkehrsreichen Kreuzungen der Stadt
einem Tram die Vorfahrt nahm.
Das Tram rammte mit seinen 20 Tonnen Gewicht den Bus, wurde durch den Aufprall aus den Schienen gehoben und fiel einfach seitwärts um!
Da lag die Bahn nun und es bestand auch noch die Gefahr, daß
das Tram die Straße mit Gefälle herunterrutscht....
Das ganze geschah etwas nach 15 Uhr (Da der Arbeitstag hier schon um 7 Uhr beginnt, ist das im schönsten Feierabendverkehr.) und legte bis zum Abend den öffentlichen und den individuellen Verkehr lahm, auf den Straßen gab es dreiminütlich Lautsprecherdurchsagen, teilweise brach das Mobilfunknetz und sogar das Internet zusammen... Und all das am 1. April!
Es könnte so schön ruhig und nett sein in der Schweiz... ;)
Übrigens wurde erstaunlicherweise niemand ernsthaft verletzt.
Und: Ein schönes Bild
hat es
hier.
Nachtreise - 2. Apr, 18:50
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