Mittwoch, 18. Juni 2008

Arbeit kann Spaß machen,

wenn das ganze Museum in Klausur geht, man mit einem Haufen netter Kollegen nach Südfrankreich auf das Schloß des Museumsdirektors reist, um dort in Ruhe die Probleme im Haus zu erörtern, in teambildenden Maßnahmen wie Kanufahren, Wandern und kreativen Workshops die Kollegen der anderen Abteilungen kennenlernen kann und zu vier Mahlzeiten täglich von einem französischen Koch vewöhnt wird.
Boisbuchet-2008-004
Um das Schloß herum stehen einige Pferde und Schafe auf großzügigen Weiden, diverse historische Gebäude, eine Mühle am Fluß, Stallungen und Scheunen, zwei kleine Bauernhäuser, ein Verwaltungsgebäude, mehrere Gästehäuser und Pavillons und ein privater See...
Boisbuchet-2008-069
Es ist fast peinlich zu erwähnen, daß der viertägige Aufenthalt hier als Arbeitszeit zählt...
340 mal gelesen

Freitag, 13. Juni 2008

Desinteresse

Früher Morgen, ich eile per Velo ins Museum und werde erstmals als Radfahrer vom deutschen Grenzer angehalten. Ausgerechnet heute habe ich meinen Personalausweis nicht dabei. Stattdessen zeige ich dem Beamten den Schweizer Ausländerausweis für dort lebende Staatsbürger Nichtschweizer Nationalität. "Normalerweise interessiert uns der herzlich wenig, aber gute Fahrt" meint er. Puh... Ich muß um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen eben doch morgens mehr bedenken als Schlüssel, Geld und Fahrkarte...
513 mal gelesen

Taxdienst der Schweizerischen Post

Wie Ihr bereits wißt klauen die Schweizer nicht, sie betrügen und mogeln auch nicht, sie sind grundehrliche Zeitgenossen. Dieser Annahme folgen auch die Ämter und öffentlichen Einrichtungen.
Heute erhalte ich einen Brief aus Deutschland. Auf seiner Vorderseite ist eine schlichte Postkarte aufgeklebt mit der Adresse der Schweizerischen Post in Basel/Abteilung Taxdienst, darauf lese ich folgenden Text:

"Sehr geehrte Kundin 609
Sehr geehrter Kunde
Die beiliegende Sendung wurde ungenügend frankiert aufgegeben oder ohne neue Frankatur von einer Drittperson an Sie weitergeleitet. Um Ihnen Umtriebe zu ersparen und eine Verspätung der Sendung zu vermeiden, stellen wir sie Ihnen zu und bitten Sie, hiernach die fehlende Frankatur
CHF 1,60
in Briefmarken aufzukleben und uns diese Karte zurückzusenden.
Vielen Dank im Voraus.
Freundliche Grüsse

Ausl. Brief"


Das ganze in drei der vier Landessprachen, im Französischen und Italienischen mit besserer Zeichensetzung.
Meine Favoriten in diesem Text: "Frankatur" und "hiernach", und vor allem "Um Ihnen Umtriebe zu ersparen"... Dass sich die Post in mein Nachtleben einmischt, nein sowas...
491 mal gelesen

Donnerstag, 12. Juni 2008

Hopp Schwiiz!

Gerade haben sich zwei Großereignisse in Basel überschnitten und einander abgelöst wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.
In der vergangenen Woche die ART Basel, die größte Kunstmesse der Welt (wirklich "die" ohne Einschränkung). Jeden Abend Vernissagen, Großevents und Festivitäten für die Kunstszene, die Basel so bunt belebt hat, daß ich mich wie in Berlin fühlen konnte. Dazu Geldadel von allen Kontinenten, Galeristen und Picasso und Zeitgenossen zum sattkaufen, dazu die aktuelle Avantgarde auf vier Messen...
Diese illustre Gesellschaft durfte sich das vergangene Wochenende in Basel mit dem Start der Fußball-Europameisterschaft teilen. Ein Ereignis, vor dem ich WM-geschädigter Berliner schon lange Angst hatte, die immer greifbarer wurde durch die zahlreichen Countdowns auf den wichtigen Plätzen Basels. Die Stadt war rotweiß, der öffentliche Verkehr setzte schon Stunden zuvor aus und zwischen jolenden und trötenden Fußballfans versuchten sich vereinzelt die versprengten Gucci- und Armani-tragenden ART-Besucher in Sicherheit zu bringen. Sehr fein zu beobachten! ;)
Doch welche Trauer, erst im Niesel des Eröffnungsspieles, dann gestern während des pünktlich zur Schweizer Nationalhymne einsetzenden Platzregens die große Niederlage. Der Gastgeber Scweiz fliegt als erste Mannschaft und bereits in der Vorrunde raus. Dabei war Basel gestern rotweißer als zum Nationalfeiertag am 1. August (ich weiß, Farben kann man nicht steigern...), denn das sind auch die türkischen Farben. Nach den 90 Minuten betretenes Schweigen in der ganzen Stadt. Der Anruf der großen Freundin aus Berlin kündet von Feuerwerk und Autocorsos dort, die Schweizer sind draußen. Die Slogans "Basel - mehr als 90 Minuten" und "Hopp Schwiiz" bekommen einen ironischen Nachklang...
312 mal gelesen

Sonntag, 1. Juni 2008

Politischer Sonntag

Eine Eigenheit der Schweizer Demokratie ist die mehrmals jährlich stattfindende Befragung des Souveräns, also der Bevölkerung, in groß angelegten direkten Abstimmungen zu verschiedenen Themen. An diesem Sonntag sind einige bedeutende Entscheidungen gefallen.
Pünktlich zur Europameisterschaft mit den zu erwartenden internationalen Gästen hatte die SVP eine Initiative zur Einbürgerung gestartet. Die Plakate dafür zeigten eine Kiste mit roten schweizer Pässen, in die mit unterschiedlich farbigen Händen wild hineingegriffen wurde. Darüber wie gestempelt ein großes "STOPP". Die SVP wollte das Einbürgerungsverfahren wieder durch den Urnengang in den einzelnen Gemeinden entscheiden lassen, wodurch das Stimmvolk "nach Nase" des Bewerbers entscheiden konnte, nachdem sich dieser den Gemeindemitgliedern (also seinen Nachbarn) mit Schweizerdeutschkenntnissen, Vermögensvererhältnissen u.ä. vorzustellen hatte. 2003 wurde dieses Verfahren wegen seiner Willkürlichkeit vom Schweizer Bundesgericht für verfassungswidrig erklärt und die Einbürgerung den Verwaltungen der einzelnen Kantone übergeben, so daß ein durchsichtiges nachvollziehbares Reglement für die Einbürgerung entstand. Offenbar gab es anschließend eine Einbürgerungswelle, in welcher viele lang anhängige Verfahren abgeschlossen wurden. Die SVP schürte die sowieso stets vorhandene Angst der Schweizer vor Überfremdung und wollte das Einbürgerungsverfahren wieder dem Stimmvolk übergeben. Erstaunlicherweise hat dieses heute mit 64% gegen die Initiative und für die Beibehaltung der Einbürgerung durch die Verwaltungen entschieden!

Vor solchen Abstimungen erhält man von jeder politischen Partei und auch einigen anderen Gruppierungen mit Argumenten zum Thema und Empfehlungen, wie man abstimmen sollte. Eigentlich eine gute umfassende Information, aber auch eine Papierflut und eine Beeinflussung der Wähler. Auch gegen diese Vorabinformation gab es diesmal eine Initiative, um den Wähler unbeeinflußt und in den meisten Fällen auch allein zu lassen. Nicht jeder ist immer persönlich von den Abstimmungen betroffen und weiß daher überhaupt, worum es geht... Aber auch gegen diese Initiative und für weitere Informationen haben die Schweizer gestimmt.

Dann gab es einige kantonale Fragen, in denen zum Beispiel die Einwohner des Tessin gegen eine weitere Senkung ihrer Steuern gestimmt haben (sie haben bereits die drittniedrigsten in der gesamten Schweiz). Finde ich immer besonders witzig, über die Höhe der eigenen Steuern abzustimmen. Und nicht selten sind die Schweizer so vernünftig, sich die eigenen Steuern zu erhöhen...

Es wurden auch wieder große Neubauprojekte vor das Stimmvolk gebracht, dabei darf eigentlich nicht über die Entwürfe abgestimmt werden, sondern über die Bewilligung der Summe, die die Stadt/der Kanton für die Projekte ausgibt. So wurde im September aber auch der Neubau des Basler Stadtcasinos durch Zaha Hadid vorranging wegen Nichtgefallens abgeschmettert. Heute haben Basel und Zürich über das neue Messegebäde von Herzog-de Meuron in Basel und das neue Züricher Kongresshaus von Rafael Moneo abgestimmt und das ganz klischeetypisch. Zürich, wo seit 1939 kein aufsehenerregender Neubau mehr realisiert wurde, mal wieder gegen ihr Projekt; Basel, ein Mekka für Architekten, mal wieder dafür!
371 mal gelesen

Samstag, 31. Mai 2008

Import

Lange habe ich mich gefreut, daß es mir in Basel zeittechnisch viel besser geht als in Berlin. Kürzere Wege, wenig langfristige Verabredungen und überhaupt kaum sozialer Stress mangels Familie und engen Freunden hier. Das hat mir schön viel Zeit für mich ermöglicht, um auf der Couch zu sitzen und Musik zu hören oder zu surfen oder zu telephonieren oder um sinnlos durch die Stadt, die Berge oder andere Museen zu laufen. Seit fast zwei Wochen habe ich aber kaum noch Zeit für mich, oder für nen Anruf zum Beispiel bei der großen Freundin, weil ständig irgendetwas los ist und ich irgendöpis (irgendetwas) mit irgendöper (irgendjemandem) abgemacht habe. Habe ich mein Berliner Zeitmanagement importiert?
560 mal gelesen

Freitag, 23. Mai 2008

Das schönste Velo der Welt...

...ist seit einer Woche meins. Ein Oldtimer englischen Fabrikats. Es stand im Fahradladen an der Ecke als (natürlich gebrauchtes) Sonderangebot. Alles funktioniert bestens, es gibt sogar eine kleine Drei-Gang-Nabenschaltung, die Bremsen sind unverwüstliche Stänglibremsen (aber kein Kackeschieber, sondern Felgenbremsen), es ist seit Jahren mein erstes Rad mit Schutzblechen und vor allem funktionierender mechanisch betriebener Beleuchtung! Man kann aufrecht sitzen und hängt nicht wie auf meinem Sportrad mit dem Kopf wesentlich tiefer als mit dem Hintern darauf. Es ist wunderschön und ich fühle mich, wie auf einem großen Luxus-Ozeanliner vergangener Tage, wenn ich darauf geräuschlos durch die kleine alte Stadt gleite.
Trotz der Herkunft jedes einzelnen Teils von den Inseln ist es übrigens doch ein sehr schweizerisches Velo: Der Verkäufer sagte mir, es hat zuvor dem Altbundesrat Otto Stich gehört. Die sieben schweizer Bundesräte bilden das höchste politische Gremium des Landes. Einer von Ihnen ist reihum für jeweils nur ein Jahr der höchste Repräsentant: Bundespräsident. Otto Stich war dies in den Jahren 1988 und 1994. Trotzdem ist der Bundespräsident der Schweiz weder Regierungschef noch Staatsoberhaupt. Die Schweiz hat nämlich erstaunlicherweise kein Staatsoberhaupt, diese Aufgaben übernimmt das Kollegium der sieben Bundesräte als ganzes. Deshalb stattet die Schweiz gewöhnlich auch keine Staatsbesuche ab. Jeder Bundesrat vertitt wie die deutschen Minister nur sein Resort. Nur wenn unbedingt repräsentiert werden muß, tritt der schweizer Bundespräsident auf (UN-Generalversammlung). Trotzdem ist es vielleicht ein wenig als würde ich mit dem abgelegten Rad von Richard von Weizsäcker fahren...
Aber unabhängig davon ist es eben auch noch das schönste Velo der Welt.
945 mal gelesen

Requiem

Seit Februar probt mein Basler Chor das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. Diese Woche ist besonders anstrengend, da nicht nur die beiden Konzerte heute und morgen Abend anstehen, sondern in beiden Veranstaltungsorten am Di und Mi auch Generalproben stattfanden. Das heißt vier Abende immer wieder dasselbe Stück zu singen. Zwischendurch war nur der gestrige Do frei. Und was habe ich gemacht?
Wir waren mit einer Freundin aus dem Chor im Musiksaal Basel und haben den Basler Symphonikern und dem Schwedischen Rundfunkchor zugehört, wie sie ebendieses Brahmssche Chorwerk interpretieren.
Zum Glück ist es auch nach den zwei Konzerten noch nicht ganz vorbei, denn am Mi werden wir das Werk im kleinen Kreis auszugsweise zum Unigottesdienst singen und auch dafür ist natürlich zwei Tage zuvor eine Generalprobe nötig... Innerhalb einer einzigen Woche werde ich das Requiem in drei verschiedenen Kirchen gesungen und eben auch noch im Musiksaal gehört haben.... ;)
514 mal gelesen

Montag, 19. Mai 2008

Basis Alltag

Heute hatte ich nach fast drei Wochen Abstinenz (Urlaub+Krankheit) meinen ersten Arbeitstag. Ich muß sagen, ich bin nicht ungern ins Museum gefahren. Es ist schön gewesen, unter Menschen zu sein, dankbare Besucher und umsorgende Kolleginnen um sich zu haben. Und vor allem: Nützlich zu sein. Eine problematische Erziehung, die meine Eltern mir haben angedeien lassen, daß man sich nur wohlfühlt, wenn man seinen Beitrag (oder auch nur irgendetwas) leistet. Selbst das Kranksein habe ich für Weiterbildung und Balkonherrichten genutzt.... Ich kann Urlaub auch nur genießen, wenn ich weiß, daß er endlich ist. In den 8 Wochen Lateinamerikareise kam ich mir trotz aufregender Erlebnisse und straffem Besichtigungsprogramm auch irgendwann völlig überflüssig vor.
Schon komisch, oder?
298 mal gelesen

Freitag, 16. Mai 2008

Ohrwurmschadenfreude

Ein Freund hat mir ne CD mit diversen Stücken aus Musicals zusammengestellt. Seit einer Woche habe ich einen unauslöschlichen Ohrwurm aus Avenue Q, einer bösartigen Version der Sesamstraße.
289 mal gelesen

Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

Aktuelle Beiträge

Mönch in der Zelle
Oh wie habe ich mich gefreut, den Effizienzdruck im...
Nachtreise - 16. Sep, 08:38
Rutschpartie am Hönggerberg
Was soll ich sagen: Ich bin glücklich! Das Wetter in...
Nachtreise - 16. Sep, 07:28
Leben im Zug
Als Berliner kann ich pendeln grundsätzlich ersteinmal...
Nachtreise - 15. Sep, 03:01
Leben vor dem Zug
Wenn man täglich eine lange Strecke pendelt, dann stellen...
Nachtreise - 16. Mai, 01:08
Freitags TGV
Die Schweiz ist ein Pendlerland. Ausserdem arbeiten...
Nachtreise - 15. Mai, 13:42

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Links

Suche

 

Status

Online seit 6562 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Sep, 08:38

Credits


Berlin - Basel
Grenzgeschichten
Gute Gründe zu gehen
Helvetismen
Orgakram emotional betrachtet
Pendlergeschichten
Schweizer Leben
Tage wie dieser
WG-Leben
Zwischenleben
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren