Samstag, 20. Dezember 2008

Abreise

Oh, Weihnachten! Plötzlich reist das ganze Land umher. Alte und Gebrechliche, Kinder und Unmengen von Gepäck verstopfen die öffentlichen Verkehrsmittel. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr wollte ich in meinem zweiten Weihnachtsreisejahr alles besser machen. Der Zug zur Landesdurchquerung nach Berlin war wie immer zwei Monate im Voraus zu Spartarif gebucht. Im ersten Zug würde ich gemeinsam mit dem Chorfreund reisen, in den zweiten würde dann die große Freundin zusteigen. Eine logistische Meisterleistung. Am Abreisetag wollte ich nicht noch arbeiten gehen, nein, der Tag sollte ruhig mit den letzten Besorgungen (Schokolade, Käse u.ä.m.) verbracht werden, dem Packen der restlichen Sachen und dem Versetzen der Basler Wohnung in den Ruhezustand. Das hat alles wunderbar geklappt.
In großer Vorfreude auf die lange Bahnreise mit Freunden und mit berechtigten Bedenken meiner durch das Reisegepäck geminderten Geschwindigkeit gegenüber gehe ich überaus pünktlich aus dem Haus.
Im Basler Berufs- und Weihnachtsverkehr fällt das erste Tram aus, aber ich habe ja Zeit. Wir quetschen uns in das übervolle zweite Tram, das für Reisen so praktische Zwiebelsystem der Kleidung kommt zum Einsatz, es ist in der Masse einfach zu heiß. Umsteigen, das nächste Tram ist noch voller. Für jemanden, der nach seiner aufregenden Studentenzeit in Berlin nun zurückgezogen in der Schweiz lebt, bedeutet ein volles Tram und die Aufsicht über großes Reisegepäck schon einigen Stress. Dann klingelt aber auch noch das Natel (Mobiltelephon). Es ist der Chorfreund. Wann ich denn am Bahnhof sei, unser Zug scheine nicht zu fahren, aber er wolle nicht die Pferde scheu machen... Etwas später ein zweiter Anruf, unser Zug steht weder auf der Anzeigentafel noch in den gelben Abfahrtplänen, aber ich solle ruhig bleiben und ersteinmal selbst zum Bahnhof kommen. Inzwischen trage ich den Mantel über dem Arm, Schal und Mütze sind längst in der Tasche verstaut. Bei meiner Ankunft am Bahnhof hat er schon umgebucht, der Zug fährt tatsächlich nicht. Ich eile zum Reisezentrum. Die Dame dort erklärt mir ausführlich und vor allem langsam, unser Zug sei ersatzlos gestrichen, sie müßte vor allem wegen der Platzreservierungen umbuchen, sie würde von der Umbuchung abraten, denn der letzte Zug, mit dem ich heute noch Berlin erreichen würde, führe fast 15 min vor dem entfallenen, also in zwei Minuten. Sie empfehle mir, mich zu beeilen. Vielen Dank!
Ich rase am Zoll vorbei, froh, nicht noch aufgehalten zu werden und auf den Bahnsteig, der Chorfreund und ich verabschieden uns in unterschiedliche Züge und los geht's.
Als guter Berliner erobere ich mir in dem übervollen Zug einen Sitzplatz in einem Abteil (nicht auf dem Gang, den Plattformen oder außen am Zug hängend...) Aber was ist mit der großen Freundin? Ich informiere sie über den Zugausfall da ich gar nicht weiß, ob mein zweiter Zug, in den sie einsteigen sollte, überhaupt fährt, so daß sie nicht ganz so überrascht sein soll wie ich.
Sie sitzt noch in Ihrem Museum und kann von dort aus via Telephon und Iternet neueste Informationen einholen. Im Viertelstundentakt erreichen mich Anrufe. Unser gemeinsamer Zug fährt. Dann: Ich werde ihn mit meiner inzwischen fast 20minütigen Verspätung wohl kaum erreichen. Zukünftige gemeinsame Halte werden herausgefunden mit den jeweils zu erwartenden Umsteigezeiten. Und während in meinem Zug über die mir telephonisch durchgegebenen Verspätungen nichts zu erfahren ist, planen wir, ab wann und wo wir denn wohl gemeinsam reisen könnten. Schließlich fahre ich in Mannheim ein und sehe auf dem Gleis gerade gegenüber meinen regulär gebuchten zweiten Zug stehen, der in einer Minute starten soll. Mit wehenden Fahnen springe ich aus meinem Zug und laufe hinüber. Auch dieser Zug ist voll. Nein, ich kann nicht einfach irgendwo einsteigen. Mi diesem Gepäck kann ich niemals bis zum reservierten Platz durchkommen. Ich renne den Bahnsteig entang, kann mich beim zu Fall gebrachten Mann nicht entschuldigen und springe in den richtigen Wagon. Auf die Minute genau.
Dann die Durchsage: Wegen verspäteter Anschlußzüge fährt der Zug erst 10 Minuten später ab. Na fein!
Nach diesen fast drei Stunden sinken die große Freundin und ich uns in die Arme, froh, daß wir trotz der Deutschen Bahn unsere Reisepläne beibehalten konnten...
Als wir nach Mitternacht in Belin einfahren stehen uns (mal wieder) Tränen in den Augen. Endlich zuhause!
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Freitag, 12. Dezember 2008

Verschwunden

Meine Tram-Haltestelle ist verschwunden. Aufgelöst. Das Tram wird umgeleitet, irgendwann, das war mal angekündigt worden. Aber seit Mittwoch fährt sie ganz plötzlich gar nicht mehr hier vorbei... Damit bewahrheitet sich der Slogan der Basler-Verkehrs-Betriebe mal wieder: "BVB - Schnäller als de dänggsch". Nun, ab Montag wird das Tram nicht mehr durch die südliche sondern durch die nördliche Querstraße ratern. Das heißt, ich muß dann aufpassen, nicht wie bisher nach links aus dem Haus zu gehen, sondern nach rechts.... Mal sehen, ob ich das in meinem morgendlichen Authismus hinbekomme....
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Mittwoch, 10. Dezember 2008

I'm dreaming of a white Christmas 2

Jahhh, endlich! Das unfaßbare ist geschehen! Schnee in Basel! Etwas feucht zwar, aber er ist da! Diesmal nicht nur auf den Höhenzügen ringsum, nein, diesmal auch in der Stadt, die Wiesen um's Museum sind weiß und wunderschön! Ich sehe diese Stadt das erste Mal tatsächlich in weißer Pracht!
Sofort fielen Trambahnen aus, weil z.B. im Bruderholz ein Baum den Schnee nicht aushielt, Busse verspäteten sich, ein Tram fuhr in einen LKW.... Na, hier entschuldige ich das, denn hier ist der Schnee was ungewöhnliches. In Berlin hingegen, wo die S-Bahnen jedes Jahr vier- bis fünfmal so tun, als fiele das erste Mal seit Jahrhunderten Schnee und man wüßte nicht, wie damit umzugehen sei, ist es die erwartete Farce....
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Mittwoch, 3. Dezember 2008

I'm dreaming of a white Christmas

Ziemlich unwahrscheinlich, Schnee in Basel. Aber, ich habe vom Chorfreund einen Adventskalender bekommen, der jeden Tag einen anderen Tee beinhaltet, ich habe das erste Mal in dieser Basler Wohnung Weihnachtsdeko aufgehängt. Und das ist ne Menge Verantwortung. Immerhin sind die Räume hier viel kleiner als sie in Berlin waren. Also wenig Platz und die Gefahr, alles zu überfrachten. Dazu ein paar Spekulatius und Dominosteine auf die Weihnachtsteller und schon riecht und schaut es adventlich aus. All das habe ich am 1. Advent nach 7 Stunden Museum hervorgekramt und nebenbei noch eine Entenbrust mit Rotkohl und Kartoffeln gezaubert und war so was von plötzlich in Weihnachtsstimmung, daß ich selber beeindruckt war. Dabei lag noch nicht einmal der Dresdner Kreuzchor im CD-Player sondern nur eine CD mit amerikanischen Weihnachtsschlagern...
Ich muß Euch allerdings warnen: Das schweizer Weihnachtsgebäck ist dem deutschen dann doch unterlegen. Die allgegenwärtigen Brunsli (selbst die von Frau Brandl) können nicht Spekulatius, Mürbchen und Lebkuchen ersetzen. Es reicht ja auch, wenn man Käse und Schokolade hier kauft, bißchen Heimatstimmung braucht es dann doch für Weihnachten... ;)
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Samstag, 29. November 2008

Fliegende Korrespondenz

Habe vergangene Woche mal vorsorglich beim deutschen und beim schweizer Finanzamt wegen der im Frühjahr fälligen Steuerzahlungen in der Schweiz für das ganze Jahr 2008 angefragt, wie ich das organisatorisch machen kann. Bei beiden per mail unter Angabe sämtlicher Kontaktdaten, denn beide antworten aus Sicherheitsgründen nicht per mail. Auf die Antwort vom Basler Finanzamt warte ich noch immer, es ist zu Fuß 15 min von meiner Wohnung entfernt. Das per ÖPNV in 30 min erreichbare deutsche Finanzamt in Lörrach war schneller. Sie schickten mir einen Brief mit einem Luftpostaufkleber.... Wieso zahlt man in Deutschland eigentlich mehr Steuern und in der Schweiz weniger?
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Mist

Ich mag meine Wohnung und trotzdem ärgert sie mich manchmal maßlos. Da fliegt mir doch gestern abend zum zweiten Mal in dieser Woche die Befestigung der Schlafzimmervorhänge aus der Wand. Und wie zum Hohn heute beim Frühstück (ja, mit Brandls Guggelhupf und Lemon Curd) fliegt auch die Halterung der Esszimmervorhänge mit einem Pfeifen aus der Wand. Wenn ich daran denke, wie häufig ich außer Haus bin, so ist es erstaunlich, daß die Wohnung immer darauf wartet, daß ich auch als Zeuge anwesend bin und es mir gerade gemütlich gemacht habe. Ich liebe Altbauten, aber wenn die Wände nur aus Sand zwischen zwei Tapeten bestehen und keiner Belastung standhalten nerven sie unheimlich...
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Freitag, 28. November 2008

Entscheidung

Das Berliner Schloß wird wohl kommen. Der Italiener Francesco Stella wird der Architekt, der Schlüter und Eosander von Goethe kopieren darf. Die Ostfassade wird gemäßigt modern, ich verstehe bis heute nicht, warum der Palast der Republik nicht integrierbar war, das wäre auf das selbe Konzept hinausgelaufen. Weitere Infos hier.
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Es weihnachtet von den Schornsteinen

Die Herbstmesse, ein die gesamte Stadt einnehmender Rummel, ist eigentlich nahtlos in den Weihnachtsmarkt übergegangen. Am Zischtig (Dienstag) wurde die Weihnachtsbeleuchtung in Basel feierlich in Betrieb genommen und wohin das Auge schaut stehen geschmückte Tannen in der ohnehin sehr engen alten Stadt herum. Auf manchen Straßen findet man alle paar Meter eine ans Haus gebundene Tanne (St. Alban Vorstadt, Spalenvorstadt). Den Vogel abgeschossen hat wie letztes Jahr das Puppenhausmuseum mit je einer Tanne plus großer Goldschleife in jedem seiner ca. 40 Fenster! Und sogar das städtische Heizkraftwerk hat sich wieder um ein festliches Kleid bemüht. Aus meinem Küchen- und Schlafzimmerfenster schaue ich nun nicht mehr nur auf einen einfachen Schornstein, nein, er hat gestern eine Glitzerbauchbinde erhalten und qualmt nun etwas weihnachtlicher...
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Sonntag, 23. November 2008

Im Sommer scheint Sonne, im Winter da schneit's! In der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz!

Tja und nachdem schon für Freitag unwetterartige Schneeverwehungen in deutschen und schweizer Nachrichten angekündigt worden waren, schneit es nun endlich auch in Basel. Da es wie immer zu warm für sowas ist, ist auch der Schnee ganz lieb und richtet gar nicht das heraufbeschworene Verkehrschaos wie in anderen Kantonen an. Die weiße Pracht bleibt nur auf stehenden Autos und gut isolierten Dächern liegen... Aber immerhin!
Der Gasofen bullert, wie mein Holzofen damals in der Dachwohnung, auch auf ihn kann man ein Tablett mit Teekanne und Glas stellen. Dann eine schöne Musik oder ein vielgesehener Film und dann stellt sich eigentlich schon die Wintergemütlichkeit ein...
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Dienstag, 18. November 2008

Entdeckungen

Ich bewohne meine erste Basler Wohnig nun schon ziemlich genau ein Jahr. Das war mir am Samschtig einen sehr gründlichen Hausputz wert. Damit es überall so gründlich wurde wie begonnen, mußte ich am Sunntig weitermachen und auf geplante Museumsbesuche in Mulhouse verzichten. Aber: Putzen hat auch sein Gutes! Ich habe eine mir bis dahin unbekannte Steckdose im Wohnzimmer gefunden, was ihre Zahl dort auf ganze drei erhöht! Eine enorme Steigerung!
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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