Eine der kleineren Schweizer Städte hat mir von Anbeginn gut gefallen: Neuchâtel, bzw. Neuenburg. Diese Stadt am Neuchâteler See mit einem breiten relativ flach scheinenden Panorama, in dessen Hintergrund dann doch ein paar Alpenwipfel weiß blinken, feierte am Osterwochenende ihr 1000-jähriges Bestehen. Damit ist sie etwas jünger als Potsdam, mit dem sie eines gemeinsam hat: Beide gehörten einmal zu Preußen.
Neuchatel, daß über Jahrhunderte an Frankreich gebunden war, kaufte sich los und bot sich verschiedenen europäischen Herrscherhäusern als neue Provinz an. Nach der Bewerbung von einem knappen Dutzend Regenten entschied man sich 1707 für Friedrich I., der seit gerade sechs Jahren nicht nur Kurfürst der Mark Brandenburg sondern selbsternannt auch König in Preußen war. Das blieb bis zum deutschen Revolutionsjahr 1848 so, in welchem in den deutschen Ländern die königliche Macht restauriert wurde, während Neuchâtel sich lossagte, eine Republik gründete und kurz darauf nur noch Kanton der umgebenden Eidgenossenschaft war, der es 1815 beigetreten war. Neuchâtel war fast 30 Jahre gleichzeitig Kanton der Eidgenossenschaft und Fürstentum Preußens. Und bis heute heißt der Kanton offiziell Republik Neuenbung oder République de Neuchâtel. Auch der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., sein Sohn Friedrich II. und seine Nachfolger bis hin zur preußischen Diana, Königin Luise haben Neuchâtel als einen Landesteil Preußens betrachtet. Neuchatel wurde also viel später als mein liebes Basel ein Schweizer Kanton und ist bis heute recht liberal in seinen Abstimmungen.
Kein Wunder also, dass dieser Kanton mit seiner Hauptstadt mir besonders gefällt, der immerhin 141 Jahre von Berlin und Potsdam aus regiert wurde...
Nachtreise - 26. Apr, 23:18
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Die Spannung steigt. Für einmal ist nicht der Zoo und die dortigen Neugeborenen Thema der hiesigen Zeitungen (11 neue Zicklein, ein Nilpferd, unzählige Straußen) - nein, diesmal ist der Botanische Garten Basel von Interesse. Ein Titanwurz schickt sich an zu blühen, ausgerechnet an Ostern. Er blüht nur einen Tag und hat die größte Blüte der Welt. Es gibt sogar eine Webcam, um ihm beim Wachsen zuzusehen. Angeblich schaut die Welt auf Basel und am Gründonnerstag ist es so weit...
Damit der geneigte Leser auch dabei ist hier die Webside:
http://titanwurz.unibas.ch/titanwurz.php
Nachtreise - 20. Apr, 21:14
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Ja, ja, ja. Im Sommer ist dieses Jahr kurz angesagt. Einige Kollegen im Museum haben mich nicht erkannt, dabei sind noch ein paar Löckchen übrig...
Mein erstes Konzert mit dem neuen Chor und die stressige Woche forderten einen Ausgleich auf dem Wohlfühlkonto.
Nachtreise - 15. Apr, 20:10
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Kürzlich gab es in den Nachrichten das Porträt eines Wirtschaftsbosses. Man sah ihn nicht nur im Büro sitzen, sondern auch auf der Straße laufend telefonieren. Der Kommentar aus dem off: "... läßt sich regelmäßig aufdatieren."
Updaten ins helvetische Schriftdeutsch übersetzt. Also mir gefällt das.
Nachtreise - 7. Apr, 08:35
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Basel vibriert vor Aufregung. Heute hatten wir 20°C bei strahlendem Sonnenschein und wer konnte, hat den Nachmittag am Rhein und in den Parks verbracht. Es war überall Thema: Morgen wird der erste Sommertag des Jahres mit 27 °C im Schatten.
Ich habe frei und ein Brunch auf der Terrasse steht an. Ab Nachmittag allerdings dann ein Probenwochenende und das dauert sogar bis Sonntag...
Nachtreise - 1. Apr, 21:08
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Daß man auch am Rande des großen Kantons (wie die Schweizer Deutschland liebevoll nennen) nahe an den politischen Umwälzungen im Staate sein könnte, habe ich stets bezweifelt. Meine angeborene Hauptstadtarroganz wurde gestern Lügen gestraft. Aber welche Genugtuung, unter all dem Wandel auch Wandel zu finden, der mir positiv und motivierend erscheint. Daß ausgerechnet Baden-Württemberg einen grünen Ministerpräsidenten bekommen soll, klingt noch immer wie ein alberner Scherz. Das kann nicht allein an Fukoshima liegen, wie die Politiker der Parteien mit den größten Verlusten das gerne hätten und darstellen, um die Entscheidung der Wähler als überstürtzte Handlung in einer Ausnahmesituation darzustellen. Da spielt sicher auch Stuttgart 21 hinein, vielleicht aber auch Herr Guttenberg und die viel zu lang gegebene Unterstützung aus seinen eigenen Reihen.
Es war ein schöner Montagmorgen im deutschen Süden, als ein Hauch von Revolution durch die kleinen Dörfer wehte. Auch in Baselland hat es in einer Wahl am gestrigen Sonntag erstmals ein Grüner in den Regierungsrat (besteht aus fünf Personen) geschafft.
Ich bin gespannt, wann die Linke in Bayern das Ruder übernimmt...
Nachtreise - 28. Mär, 22:52
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Na das sind doch mal gute Neuigkeiten: Am Samstag erreichte mich seit einigem Hin- und Her ein Brief von der Deutschen Telekom, in dem mir endgültig versichert wird, daß ich rückwirkend aus meinem Vertrag entlassen werde. Man muß dazu sagen, daß ich bereits im Herbst 2007 von Berlin nach Basel gezogen bin, also ins Ausland, wohin ich meinen Telekomvertrag nicht mitnehmen konnte. Seit 2008 bin ich auch amtlich nicht mehr in Deutschland gemeldet. Vertragliche Regelungen, die ein vorzeitiges Verlassen des Vertrages mit der Telekom ermöglichen, zumal, wenn ich seit nunmehr dreieinhalb Jahren überhaupt keinen deutschen Anschluß nutze, waren nicht so einfach umzusetzen.
Wenn dann die Ansprechpartner wechseln und aufgrund meiner Schweizer Anschrift glauben, ich würde einen Mobiltelefonvertrag auflösen wollen, weil ich ja keinen Festnetzanschluß der deutschen Telekom in der Schweiz haben könne, wird es grotesk. Ich bin also gespannt, ob nun tatsächlich die Rechnungen unterbleiben und wieviel mir rücküberwiesen wird.
Nachtreise - 27. Mär, 22:37
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Seit einem halben Jahr ist die Schweiz stolz darauf: nach mehrjähriger Pause wird es wieder einen Schweizer Tatort geben. Diese beliebte Sonntagssendung, die von SF und ORF übernommen wird und auch unter Eidgenossen einige Fans hat, wird einen neuen Schauplatz bekommen. Die zumindest vom Ausland aus gesehen Schweizerischste aller Schweizer Städte, eine Stadt in der Innerschweiz, eine Stadt nahe dem Rütli und dem Bergpanorama, welches auch im Saal des Schweizer Parlaments als Wandgemälde zu sehen ist: Luzern.
Viel Anspruch schwingt mit, sich einem größeren Publikum zu präsentieren, die Schweiz als touristische Destination zu profilieren (mit Verbrecherjagden?), und auch Österreich nicht länger nachzustehen, welches auch einen eigenen Tatort an die ARD sendet. Deutsche Freunde verwechseln diesen zwar immer mit einem Schweizer Tatort, aber die Schweizer wissen, daß Wien und auch kleinere Tiroler Orte tatsächlich nicht zur Eidgenossenschaft gehören.
In diesem Jahr wurde nun endlich der neue Schweizer Tatort abgedreht, in Luzern, mit einer Schweizer Schauspielerin Sofia Milos, die auch bei CSI Miami mitmischt, und das internationale Flair der Schweiz unterstützen soll. Seit einigen Wochen geistert aber die Absetzung dieses bereits abgedrehten Streifen durch die Feuilletons. Das Bundesamt für Kultur hat seine Förderung zurückgezogen, weil der deutsche Drehbuchautor nicht die Qualitätsansprüche der schweizerischen Kulturförderung erreicht hätte. Nathalie Wappler, die Kulturchefin des Schweizer Radio und Fernsehens, hatte den Film in mehreren Punkten als mangelhaft kritisiert und die Ausstrahlung zunächst abgesagt. In Frage standen die Hauptdarstellerin und/oder der Regisseur Markus Imboden und die klischeehafte Darstellung Luzerns. Die für Mitte April geplante Ausstrahlung wurde nun mit einer deutschen Produktion ersetzt. Zu wenig Promotion für die Schweiz oder zu viel Klischee lauten die Begründungen, zu viel Sex zwischen den Hauptdarstellern, zu wenig Luzern, zu schlechte Schauspieler, kein Witz und keine Spannung wurde geklagt. Neudreh oder Retouchen sollen den ersten Schweizer Tatort seit 10 Jahren doch noch sendefähig machen. Man wird nicht schlau aus den Meldungen zu diesem Tatort, in die sich nun auch die Luzerns Tourismusdirektor Marcel Perren eingeschaltet hat.
Titel dieser Folge, die inzwischen auch ungesendet als nationaler Skandal bezeichnet werden kann, ist ironischerweise "Wunschdenken".
Nachtreise - 20. Mär, 12:58
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