Orgakram emotional betrachtet

Montag, 14. Januar 2008

Ich werde Ausländer

Da habe ich doch letzte Woche ein Schreiben im Briefkasten (der hier bestimmt auch anders heißt, ich muß es nur noch rausfinden). Das heißt, eigentlich ist da gar kein Schreiben sondern nur ein Umschlag voller verschiedener Papiere, aber kein Anschreiben mit "Sehr geehrter Herr... usw." Das ganze stammt vom Sicherheitsdepartement Basel Stadt Bevölkerungsdienste und Migration. Als erstes finde ich Anmeldeformulare, wie ich sie bereits im Dezember an die Behörde gesendet habe. Der Unterschied: Diese sind wieder unausgefüllt. Nocheinmal die Berliner und Baseler Adresse angeben, den Familienstand und ganz wichtig, daß ich keine Vorstrafen habe und auch keine gerichtlichen Verfahren gegen mich anhängig sind. Offensichtlich testet man, ob ich noch ganz klar im Kopf bin und immer dieselben Angaben mache. Zumal ja auch der Schweizer Zoll eben jene Angaben von mir erhalten hat. Als nächstes liegt ein Überweisungsformular von 65,85 CHF bei und schließlich: Die Verfügung des Kantons Basel-Stadt, laut irgendwelcher Bundesgesetze über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer vom 26. März 1931 (!), einer Zusicherung der Aufenthaltsbewilligung EG/EFTA auf fünf Jahre.
Die Zusicherung selbst erlischt nach drei Monaten. Bis dahin habe ich dann aber hoffentlich meinen Ausländerausweis, der an die Adresse des Bewilligungsinhabers versand werden wird, nachdem alles nocheinmal ausgefüllt abgegeben ist. Morgen früh werde ich brav überweisen, mich nochmals photographieren und meinen Ausweis photokopieren lassen, um dann alles abzugeben und innert nächsten drei Monate offiziell als Ausländer in der Schweiz anerkannt zu werden. :)
Dann kann ich auch endlich einen Telephonanschluß beantragen.
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Samstag, 15. Dezember 2007

Listenstürmer

Ich bin so toll und ganz stolz auf mich. Am Donnerstag hatte ich frei und habe die "zu erledigen Liste" übererfüllt. Ich war beim Sicherheitsdepartement (Abteilung Migration) und habe Fotos von mir machen lassen und einen Antrag für eine Aufenthaltsbewilligung abgegeben (Verwirrung bei den Beamten: Ach, Sie arbeiten gar nicht in der Schweiz und wollen hier wohnen?), dann Weihnachtsbesorgungen gemacht und Dübel besorgt, um meine Hängeschränke in der Küche anzubringen. Das war dann zwar mit einem Quasi-Durchbruch ins Treppenhaus gekoppelt, da dieses und die Küche nur durch einen von zwei Farbschichten begrenzten Sandhaufen getrennt waren. Zum Glück hatte ich ausreichend Dübelmasse und am Ende sogar noch Zeit für ein Schläfchen, zum Duschen, Haarewaschen und Aufhübschen für mein erstes Konzert in Basel und es war echt großartig. Ein so enthusiastisches und fröhliches Weihnachtsoratorium hatte ich bisher noch nie mitgesungen (und das waren immerhin schon an die 20 Aufführungen!). Aber das beste am ganzen Tag war der Kauf von Adaptern zwischen Schukosteckern und Schweizer Steckdosen. Jetzt habe ich mehr als einen und kann z.B. am PC sitzen UND mir einen Tee kochen oder zum Klavierpielen auch eine Lampe einschalten oder Tee kochen UND Musik hören. All sowas eben. In den phantastischsten Kombinationen! Ganz toll!
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Mittwoch, 28. November 2007

Es wird ernst!

Oh wie furchtbar! Endlich habe ich ein preisgünstiges Umzugsunternehmen und nun muß ich, um den Termin zu halten und zu gewährleisten, daß all meine Habe tatsächlich halbwegs zollfrei (und billig) in die Schweiz kommt, sooo viele Formulare beschaffen und ausfüllen, Einfuhrerklärungen, Ladelisten, Abmeldung in Berlin, Mietvertrag in Basel, Arbeitsvertrag und und und... Zum Kotzen. Gleichzeitig ist meine Chefin verreist und läßt sich von mir vertreten, so daß ich heute mehr als 10 Stunden im Museum war und neben dem mit meinen armen Eltern telefonieren, die dankenswerterweise den Umzug in Berlin organisieren. Und ich bin inzwischen völlig ko, schlecht gelaunt und kann immer nur hoffen, daß alles so laufen wird, wie geplant. Eigentlich müßte man ne Woche frei nehmen für den Kram.

Wenn alles klappt, reisen die Sachen am Donnerstag in Berlin ab und gelangen zunächst nach Bern und dann in ein Dörflein hier bei Basel, wo von anderen Kunden noch Transporte entladen werden. Dann ist in der Schweiz der gesetzliche Ruhetag (Sonntag) einzuhalten, an dem auch ein Zügelunternehmen (siehe unter Helvetismen) nicht schaffen darf. Und schließlich wird am Montag endlich alles einen ersten Platz in der Baseler Wohnung finden.
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Montag, 12. November 2007

Umworben und umkämpft

Ja, so geht's mir gerade... :) Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens und nur einer e-mail an einen Vermittler habe ich in weniger als 24 Stunden schon 5 Angebote bekommen...
Und die geforderte Gegenleistung ist horrende! Von 1.800-2.200 Euro verlangen die Umzugsfirmen für den Transport meiner Habseligkeiten von Berlin nach Basel! Irre! Ich hoffe, das Museum bleibt dabei, alles zu bezahlen....
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Freitag, 2. November 2007

Wohnung siabni

Oh la la. Das wird heiß. Die siebte Besichtigung heute könnte diejenige welche werden....
Sie war echt gefährlich schön! Wie schon in Berlin ist mein Motto wieder Verzicht auf Komfort zugunsten von Raum. Die Lage ganz im äußersten Nordwesten von Basel (und somit der Schweiz) - man kann quasi nach Frankreich und Deutschland hinüberspucken - ist, obwohl auf Großbaselseite, nicht die feinste. Dafür ein Altbau um 1910, drei Zimmer mit Parkett und schönen Türen, dazu ein Balkon. Der Haken: Die Toilette liegt auf halber Treppe. Das ganze aber für den üblichen Preis von 1-Raumwohnungen.
C'est ne pas mal, n'est pas?
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Mittwoch, 31. Oktober 2007

Wohnungsbesichtigung 4, 5 und 6

Drei Wohnungen an völlig unterschiedlichen Enden der Stadt in 1,5 Stunden! Im Angebot heute wieder eine Wohnung im Gundeli, ein Zimmer gepflegter 70er Jahre Muff mit niedriger Decke aber schöner Aussicht (ganze Wohnung 29 qm!); 1 Zimmer in großzügigem 50er Jahre Bau, mit großen Fenstern, hübschen Holzböden und alten Plättli (Fliesen) in Kuchi und Bad und einem runden Bauhausbalkon; und dann der absolute Favorit in der St. Alban Vorstadt in einem Haus von 1905-10 nahe dem Rhein mit zwei Zimmern, unglaublich liebevoll gepflegt, Holzböden und Messingbeschläge, Balkon auf einen wunderschönen Hof gemeinsam mit einer Kirche. Oh ja, ich hätte schon beim Treppenhaus und dann im Flur unterschreiben können, endlich mal ein Einbauschrank mit schönen Kasettentüren und auch die Zimmer und überhaupt alles überzeugend. Das wär echt superschön! Aber ein paar Besichtigungen folgen ja noch.
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Dienstag, 30. Oktober 2007

Wohnungsbesichtigung 2 und 3

Also größer könnten die Gegensätze kaum sein. Ich habe für die ganze Woche täglich Wohnungsbesichtigungstermine (supertolles deutsches Wort) gemacht. Gestern war ich total zentral nahe der Uni in einer ruhigen Straße mit schönen Mietshäusern. Die Wohnung lag in einer Art Einfamilienhaus, dem einzigen der Straße mit gußeisernem Zaun und Gärtlein. Die Wohnung eine Treppe rauf, das Wohnzimmer verglast wie eine riesige Veranda, der Rest - Schlafzimmer, Küche, Bad - sehr winzig, aber funktionell. Als wäre man in einer Gartenlaube oder in den Bergen. Niedlich. Für etwas über 700 Stutz.
Heute die einzige WG (Das 7-Personenhaus mit Garten wollte ja lieber eine Frau...), Altbau und als Mitbewohner ein Assistenzarzt so alt wie ich. Eine Dachwohnung fast direkt am Rhein mit Münsterblick. Wahnsinn! Große Küche, großes helles Wohnzimmer und ein Kicker, aber die beiden Schlafzimmer sehr klein.... Für 875 Stutz.
Morgen zwei bis drei Wohnungen, eine davon wieder am Rhein. Das Hauptproblem ist in Basel einfach die Winzigkeit der Räume, die nur wenigen zur Vermietung stehenden Altbauten und die dann sehr hohen Preise... Als Berliner darf man sich hier einfach nicht auf die Suche machen oder muß die Erwartungen ziemlich umstellen...
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Dienstag, 23. Oktober 2007

Neustart

Los geht's mit der Wohnungssuche. Heute: Altbau 1 Zimmer mit Kochnische und Bad im Gundeli, einem kleinen netten Gründerzeitquartier. Ca. 715 SF für 33 qm.
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Mittwoch, 17. Oktober 2007

Und dann kam er doch,

der Regen. Es gießt und ich sitze in einem Baseler Dachgeschoß, sehe den mundartlich verschlüsselten Wetterbericht, der droht, daß dies der letzte Tag mit 20°C war, daß es über Nacht einen Tempratursturz um 10° geben soll, daß es ab sofort morgens Raureif und eventuell Frost geben kann, und ganz nebenbei habe ich gerade meinen einzigen warmen Pullover hier auf Chihuahua-Größe geschrumpft. So'n Mist.
Zum Glück habe ich in 34 Stunden ein Date mit meinem Berliner Kleiderschrank. Und was ziehe ich morgen an??
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Freitag, 7. September 2007

Aufräumphilos

So, ich habe nun tatsächlich schon mein Bett in Berlin abgebaut und schlafe mit der Matratze auf dem Fußboden. Das habe ich bisher so noch nie gemacht außer in den Ferien beim Zelten. Die Berliner Wohnung wird nach und nach durchforstet, nach überflüssigem, unbrauchbarem, veraltetem. War gestern und vorgestern zweimal mit einem vollen Auto beim Recyclinghof und habe dort Lebensteile von mir abgegeben. Meine alte Couch, für die ich schon ein neues Sofa habe, dann eine Matratze und Kleider, Bettwäsche, ja sogar zwei Beutel voller Schuhe... Demnächst wird dann wohl der Papiermüll im Hof überquellen,wenn ich mich daran mache, alle Regale und Schreibtischhäufchen durchzusortieren... Auch all die Zeitschriften und Zeitungen. Insofern ist ein Umzug auch wie eine Reinigung und eben nicht nur eine Reinigung der Wohnung, sondern ebenso der Seele. All dieses: da wollte ich noch reinschauen, vielleicht braucht man das nochmal ist mit einem Schlag hinfällig, in dem voraussichtlichen 14 qm Zimmer gibt es kein Asyl für sowas. Problematisch ist das mit der großen Bücherwand, sollen die alle mit? Hm, ich weiß noch nicht so recht. Und all die Haushaltssachen werden in einer WG eh doppelt sein (wenn ich sie nicht schon selbst doppelt habe). Wozu z.B. zwei Bestecke (Alltag und Feiertag) für je 12 Personen mit Vorlegern, Zuckerzangen, Kellen u.ä.? Die Fülle an Geschirr. Was hab ich allein oder zu zweit eigentlich damit gemacht?? Zu der Reinigung kommt also auch noch eine Hinterfragung der bisherigen Lebensweise. Ich habe schon immer die Soziologen-Freundin bewundert, die mit einem Bett, einem kleinen Schrank und einem Schreibtischprovisorium auskam, deren zahlreiche Umzüge immer nur Minuten dauerten.
Die Erkenntnis: Ich bin eigentlich für ein seßhaftes Leben gemacht und nur immer zu neugierig dafür.
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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