Schweizer Leben

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Die Schweizer und der Müll

Die Schweizer trennen den Müll. Aber anders als die Deutschen. Es wird zwischen Kehricht (Hausmüll) und recyclierbaren (sprich: rezüklierbaren) Stoffen unterschieden. Da es keinen grünen Punkt gibt, werden Tetrapacks und Plastik dem Hausmüll zugeordnet. Dafür wird Glas und sogar Metall extra gesammelt und man trennt auch Papier und Karton voneinander.
Es gibt aber keine Mülltonnen in der Schweiz. Kein Hinterhof, kein Grundstück, keine Hauseinfahrt wird durch übelriechende Müllkübel verunziert. Die Schweizer bewahren ihren sämtlichen Abfall mehr oder weniger lieber in den Wohnungen auf. Wir haben eine kleine Abstellkammer dafür. Für Glas und Metall gibt es in jedem Stadtviertel Sammelstellen. Alles andere wirft man nach Kalender auf die Straße. Bei der Stadt erwirbt man die Bebbisäck (genormte Abfallsäcke der Baseler Müllabfuhr), die man füllt, sammelt und an einem bestimmten Tag einfach vor die Haustür stellt. An diesem Morgen und oft schon am Abend zuvor kommt man keinen der schmalen Gehsteige mehr anständig entlang. Die ganze Stadt - eine flächige Mülldeponie. Auch Läden, Firmen und sogar das Nobelkaufhaus am Marktplatz stellen ihren eine Woche gesammelten Müll einfach in großen Haufen auf die Fußwege. Dasselbe gibt es an je einem anderen Tag nocheinmal für Papier und Karton. Ich find's ne sehr unästhetische Sitte.
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Mittwoch, 3. Oktober 2007

Fernsehen in der Schweiz

Wir empfangen hier ne Menge Fernsehsender. Es gibt zwei öffentliche Schweizer Sender und einen Infokanal. Ansonsten empfangen wir die zwei Östereichischen Staatssender und natürlich alle deutschen Programme. Wenn man dann dort zu gewohnten Uhrzeiten gewohnte Lieblingsserien schaut, fällt auf, daß im Werbefenster von z.B. Pro 7 plötzlich mundartliche Werbung für schweizer Produkte eingespielt wird.
Auf den Schweizer Sendern hingegen gibt es Fenster für die vier Landessprachen (neben Deutsch, Französisch und Italienisch auch Räteromanisch) und außerdem kommen viele Sendungen wie z. B. die Simpsons in Originalsprache. Die totale Sprachenvielfalt. Man kann übrigens auf ORF, SF und Pro 7 hintereinander 4 Simpsons-Folgen sehen... Kein Wunder, daß es in der WG einen kleinen Altar mit Simpsons-Merchandising gibt, man kommt gar nicht drum herum... :)
Aber das allerbeste, heute am Tag der Deutschen Einheit, waren für mich die Bilder aus Berlin und Schwerin im Fernsehen!
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Dienstag, 2. Oktober 2007

Basel - first view

Also, meine neue Stadt rangiert mit ihren knapp 300 Tausend Einwohnern auf Rang drei der großen Schweizer Städte. Den Schweizern ist Basel immer etwas suspekt, da die Stadt erst Mite des 17. Jahrhunderts den Eidgenossen beigetreten ist und sich bis dahin je nach politischer Lage zu Baden oder zum Elsaß gewand hatte. Den meisten Schweizern ist Basel zu deutsch. Mich hingegen erinnert es von allen Schweizer Städten am meisten an Berlin. Obwohl im Vergleich zu Berlin peinlich sauber, wohlhabend und auf niedliche Weise spießig ist Basel innerhalb der Schweiz die schmutzigste, ärmste und kreativste Stadt.
Grossbasel
Basel ist ringsherum von einer Bergkette umgeben und liegt selbst malerisch auf einem Hügel an einem Rheinknie. Dort staffelt sie sich bis zum krönenen Münster das südliche Ufer hinauf. Die Stadt ist extrem autounfreundlich wegen vieler Fußgängerzonen und Einbahnstraßen. Trotzdem kann man als Fußgänger durchaus gefährlich angefahren werden. Durch die engen Gassen und um die vielen Hügel herum quälen sich in dichtem Takt 17 Linien überlanger Trämli und einige wenige Buslinien. Fast alle fahren über den Marktplatz am Rathaus vorbei und einige bis nach Deutschland oder Frankreich hinüber.
RathausBasel-quer
Oft sind die längeren Wege hier die leichteren, mit den geringeren Steigungen, während die kurzen Wege zum Teil selbst zu Fuß fast zu steil ansteigen. Trotzdem lachen die Leute einen aus, wenn man von Bergen spricht. Mit dem Fahrrad hingegen kann man irrsinnige Geschwindigkeiten erreichen. Gemeinsam mit den vielen Straßenbahnen machen die Velos und deren großzügige Parkflächen die Altstadt für Fußgänger schwer passierbar...
Am schönsten ist dann immer die Überquerung des breiten Rheines auf einer der vier großen Brücken. Besonderer Star unter ihnen ist die Mittlere Rheinbrücke, die im Mittelpunkt der Feuerwerke zum Nationalfeiertag steht und von der im Sommer die Menschen zum Baden in den Rhein hinabspringen.
St-Martin-mit-Bruecke-und-Fahne
Von den Brücken und vom Nordufer des Rheines, das in Treppen aufgelöst und mit einer Promenade abgeschlossen ist, hat man die besten Blicke auf die Stadtsilouette.
Kleinbasel
Da es im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts ein schweres Erdbeben gab, sind die wesentlichen Bauten - fast alle Kirchen, das Rathaus und viele Bürgerhäuser - aus der Spätgotik.
Kreuzgang-am-Muenster
Sie haben aufgrund der Neutraltät der Schweiz den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden (aufgrund mangelnder geographischer Kenntnisse der Briten wurde Schaffhausen als einzige Schweizer Stadt bombardiert) und bekamen erst im anschließenden wirtschaftlichen Aufschwung wesentliche Konkurrenz. So findet sich eine teilweise absurde Mischung von 16.-Jh- und 70er-Jahre-Architektur. Durch die kleinen Grundstücke und die geringe Bauhöhe ist die Altstadt an den meisten Stellen aber doch recht anheimelnd und puppenstubig.
Ziegenplatz
Ansonsten ist die Stadt sehr jung, durch die große Universität und die vielen ansäßigen Chemiefirmen und Krankenhäuser gibt es ne ganze Menge Wissenschaftler. Und so finden sich auch einige gute Bars und Kneipen hier. Zum Glück auch eine große Anzahl von Off-Kinos, die vor allem französische und andere Europäische Filme zeigen. Da die Schweizer nicht synchronisieren zumeist in Originalsrache mit bis zu dreisprachigen Untertiteln.
Basel ist auf engem Raum unglaublich reich an Kultur und zwar sowohl an Kunstsammlungen, wie aber auch an architektonischen Schätzen auch aus den letzten 20 Jahren. Wunderbar vereint wird beides in der Fondation Beyeler, einer privaten Sammlung, die sich vor 10 Jahren von Renzo Piano ein großartiges Haus hat bauen lassen.
Fondation-Beyeler
Naja und ein paar liebenswürdige Details gibt es natürlich auch, wie zum Beispiel das Drachenverbot auf der Münsterplatte,
Drachenverbot
obwohl sich dort schon seit 500 Jahren Elephanten aufhalten dürfen.
Elephant
Und dann habe ich hier noch etwas gefunden, was ich eigentlich aus Berlin kenne und was mir sagt, daß ich nicht der einzigen Berliner bin, den es hierherverschlägt... :)
Banane
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Restsommer

Ich muß nochmal eines anfügen, was den Aufenthalt hier momentan extrem versüßt (ja, auch die gute Schoklade, aber vor allem): Das gute Wetter! In den 8 Tagen meines Hierseins nur einmal grau und Regen, ansonsten zwischen 20 und 25 °C, also Berliner Sommerwetter. Und Sonne! Und da ich am Tage auch viel draußen herumlaufe, werde ich sogar nochmal braun!
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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