Gute Gründe zu gehen

Mittwoch, 7. September 2011

Euroanbindung

"Die Stärke der Schweiz ist ihre Schwäche geworden". So hat Angela Merkel die weitere Mitgliedschaft Deutschlands in der Eurozone verteidigt. Tatsächlich, die Schweizer Exportwirtschaft leidet. Dem Detailhandel (Einzelhandel) laufen die Kunden weg, die in der umliegenden Eurozone mit dem deutlich überbewerteten Franken günstig Lebensmittel und anderes kaufen. In Lörrach boomen alle Arten von Geschäften, Outdoorkleidung war kürzlich kaum mehr zu bekommen. Bereits Freitagmittag sind Alnatura und Aldi im deutschen Weil am Rhein wie leergefegt. Die Schweizer Kundschaft fällt seit Monaten wie Heuschreckenschwärme in Deutschland ein. Ich habe sogar schon Schweizer Coop-Mitarbeiter in ihrer Uniform in Deutschland einkaufen gesehen. Wer will es ihnen verdenken. Hingegen müssen Schweizer Arbeitnehmer teilweise pro Woche 2 Stunden länger arbeiten oder Lohnkürzungen hinnehmen, damit die Eurozone die Schweizer Waren überhaupt noch abnimmt...
Am Dienstag hat die Schweizer Nationalbank einen ernsten Schritt unternommen. Sie hat beschlossen, den Schweizer Franken an den Euro zu koppeln zu einem Kurs von mindestens einem Euro zu einem Franken zwanzig. Sofort ist der Kurs des Franken gefallen und hat diese Marke nicht mehr überschritten. Die Nationalbank will dazu Devisen in unbegrenzter Menge aufkaufen. Man fragt sich mit welchem Geld das passiert und was mit den aufgekauften Euros geschieht? Wahnsinn. Aber der überbewertete Franken tut der Schweiz anscheinend nicht gut. Auch wenn die Wirtschaft einen Kurs von einem Euro zu einem Franken vierzig fordert wird nochmals deutlich, die Marke von 1,20 kann nur die absolute Untergrenze sein.
Der Schweizer Alleingang inmitten der vereinigten Handelspartner bekommt dem Land nicht und ist gleichzeitig Symbol und Gefahr für die hiesige Wohlfahrt. Die Sonderstellung macht Probleme. Die Stärke hat sich in eine Schwäche gewandelt.
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Montag, 5. September 2011

zuhause

Die letzten beiden Wochenenden war ich im Norden. Die Mexiko-Freundin hat in Berlin im kleinen Kreis geheiratet und mein Schweriner Onkel ist gestorben. Ein Anfang und ein Ende beides mit meiner Vergangenheit verwoben. Beides war traurig und schön zugleich.
Die Hochzeit hat mich Menschen begegnen lassen, mit denen ich noch vor 10 Jahren in guter Verbindung stand. Jetzt hatten wir bereits ein Stück Leben hinter uns, den Schritt vom Studentendasein in die Erwachsenenwelt haben wir getan. Trotzdem, wenn man sich unfertig kennt, mit Zweifeln und Liebeskummer, dann wird man sich immer mögen und vertrauen, was auch aus uns werden mag.
Ähnlich bei der Beerdigung, an der viele Menschen meiner Kindheit, der Sommerferien in Mecklenburg, versammelt waren. Das war schön und bewegend, unabhängig vom Ereignis selbst. Immerhin, wer kennt mich noch als Kind? Wer kennt mich als Sohn meiner Eltern und Bruder meiner Schwester? Familie verbindet und spielt im Alltag eine eher untergeordnete Rolle.
Zwei bewegende Wochenenden, die mir den Basler Alltag wieder relativieren und viel Energie gegeben haben.
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Dienstag, 31. Mai 2011

Ja, nein oder doch? Deutschlands Atomausstieg reloaded

Deutschland, Deutschland, Deine Politiker entscheiden wohl nur noch aus Kalkül, die Wählergunst zu erlangen.

Der von der rot-grünen Regierung im Jahr 2000 beschlossene Atomausstieg war ein Zeichen, ein leuchtendes Vorbild! Dann im November 2010 "krebst" die schwarz-gelbe Regierung zurück und weicht diesen Beschluss auf.
Peinlicherweise kommen die Erdbeben in Japan mit Tsunami und der Kernschmelze in Fukushima fünf Monate später im März diesen Jahres dazwischen.
Und nun doch: Atomausstieg bis 2022. Nur eine knappe Woche später als die Schweizer Regierung und mit einem 12 Jahre früheren Abschaltdatum. Ein Grund zur Freude?
In jedem Fall keine verbesserte Glaubwürdigkeit.

Eine Regierung, die nicht zu Ihrem Wort steht und zudem Betrüger wie Guttenberg in den eigenen Reihen schützt, anstatt sich klar von Unrecht zu distanzieren und einen eindeutig am Wohl der Nation ausgerichteten Kurs zu fahren, ist weder Vorbild noch irgend einer Unterstützung würdig, so sehr mich die erneut eingeschlagene Richtung auch freuen mag.
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Dienstag, 1. März 2011

Ein schöner Tag

für alle, die promovieren oder promoviert haben.
http://www.youtube.com/watch?v=zQPqUeT6E1Y
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Dienstag, 11. Januar 2011

Es ist doch zum Kotzen...

... da hat man einen ganz langen Arbeitstag und am Ende muß man feststellen, daß schon wieder das wautscheenschte Velo geklaut worden ist. Dabei hatte ich es an ein Straßenschild fest angeschlossen. Wo leben wir hier eigentlich? Eine Stunde von Polen entfernt ist mir mein Rad nicht in dieser hohen Frequenz gestohlen worden... Was ist das nur für eine Stadt?
Ich bin verärgert und ratlos.
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Dienstag, 23. November 2010

Linke Stadt und rechte Zeitung

Skandal in Basel: Vor einer Woche wurde bekannt, dass die Basler Zeitung, die BaZ, ein Beratungsmandat an Christoph Blocher geben wird. Blocher ist Altbundesrat, der als bisher einziger Bundesrat durch eine breite Initiative aller Parteien aus der Regierung ausgeschlossen wurde, quasi als Abstraffung für seine populistischen und zum Teil skandalösen nationalistischen Äusserungen(die 7 Bundesräte sind die Schweizer Regierung und vertreten gemeinsam die Schweiz, anstelle z.B. eines Präsidenten oder einer Kanzlerin). Seine Partei ist die SVP, die rechte Partei der Schweiz, die über die Weihnachtstage 2009 Anzeigen gegen zu viele ausländische Dozenten an der Uni Zürich geschaltet hatte, die im Sommer Umfragen an alle Haushalte verteilt, zum Thema Ausschaffung von Ausländern und die auch für die kommende Volksabstimmung zur Ausschaffung von Ausländern aus der Schweiz Werbeplakate mit schwarzen Schäfchen nutzt, die von weissen Schäfchen von einer Schweizkarte gestossen werden...

Diese Partei hat bisher keine eigene Zeitung, kein Parteiorgan. Nun befürchtet man, dass die eher linke Basler Zeitung für die linkeste Stadt der Schweiz, nämlich mein Basel, von der rechten SVP übernommen wird oder zumindest durch Blochers Populismus beeinflusst. Bisher ist die Basler Zeitung die grösste Zeitung der Stadt, wenn auch die schweizweite NZZ (Neue Züricher Zeitung) eher der Stellenwert der deutschen FAZ (Frankfurter Allgemeinen Zeitung) hat und selbst die Baadische Zeitung in Baden-Württemberg eine deutlich höhere Auflage hat als die Basler Zeitung.

Trotzdem:
Ein Sturm geht los. Am Donnerstag nach Bekanntgabe wurde vor dem Gebäude der Basler Zeitung demonstriert. In der NZZ, der BaZ und allen Schweizer Medien gibt es einen Aufschrei. Viele Basler kündigen an, ihr Abonnement der BaZ zu künden und die webside www.rettet-basel.ch sammelt virtuelle Unterschriften für die Unabhängigkeit der BaZ. Ausserdem gibt es eine Bewegung, die die Neugründung einer unabhängigen Zeitung für Basel als Konkurrenz zur BaZ prüft, um die parteiunabhängige Meinungsfreiheit weiter zu gewährleisten. Vorgestern Nacht wurde in das Zeitungsverträgerzentrum in Basel eingebrochen und die Zeitungswagen angekettet, so dass viele Haushalte und Kioske gestern früh ohne Zeitung blieben.

Nun wird heute bekannt, dass die bisherigen Eigentümer, darunter ein Anwalt aus Zürich, Ihre Anteile aufgeben wollen. Wer wird hier wohl den Zuschlag als neuer Eigentümer bekommen?
Wir dürfen gespannt sein...
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Donnerstag, 30. September 2010

Von Käsebauch und Schokobäckchen

Als meine Schwester mich über meinen Geburtstag mit den Eltern in der Schweiz besuchen kam, fragte sie mich in einer stillen Stunde, ob ich zugelegt hätte.... Kurz zuvor habe ich beim Wiegen meines Gepäcks für eine Flugreise (einmal ich+Gepäck, dann ich ohne Gepäck) festgestellt, daß die zweistellige Kiloangabe mit einer anderen Ziffer als üblich begann.
Diese Woche nun mußte ich drei verschiedene Hosenknöpfe annähen. Einen vierten habe ich gleich mal mitgesichert. Ist das alles Zufall oder rächt sich nun der genußvolle schweizer Lebensstil mit feinstem Käse und leckerster Schokolade?
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Sonntag, 9. Mai 2010

Sommer?

Eine Woche ununterbrochener Regen liegt hinter Basel, eine Woche ununterbrochener Regen steht uns noch bevor. Unerbittlich. Vielen Dank auch!

Gut, dass es im Museum so viel zu tun gibt und fürs Wochenende schöne Ausstellungen über Albert Anker und Edward Burne-Jones in Bern.

Abendbrot am Rhein oder im Kannenfeldpark wäre aber auch schön...
Ach, Mensch.
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Dienstag, 2. März 2010

Kältewelle

Während Berlin nahezu sechs Wochen lang bei Temperaturen knapp über -20 °C fror, hatte es in Basel immer wieder um die -5 °C, sogar am Tag. Damit wird eine Kältewelle überall anders interpretiert.
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Dienstag, 22. September 2009

Kollaps open end

In den Schweizer Abendnachrichten hat man sich vor zwei Wochen kräftig lustig gemacht über die deutsche Hauptstadt. Ich nehme so etwas ja immer persönlich. Jetzt habe ich mich getraut, auf den Seiten der Berliner S-Bahn nachzulesen. Tatsächlich: Noch immer fährt keine S-Bahn auf der Stadtbahnlinie zwischen Ostbahnhof und Westkreuz, einzelne Strecken und Bahnhöfe werden nicht mehr angefahren. Diesmal wegen defekter Bremszylinder. Normalerweise schaut die Schweiz etwas sehnsüchtig auf die europäischen Hauptstädte und besonders Berlin steht hoch im Kurs, aber ich kann es diesem akkuraten auf das Gemeinwohl fokussierten Land eigentlich nicht übel nehmen, wenn da ein latent amüsierter und schadenfreudiger Unterton derartige Schreckensnachrichten begleitet. Ich bin entsetzt.
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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