Mittwoch, 21. April 2010

David gegen Goliath?

Die Schweizer Nationalbank hat sich nun doch entschlossen, mich zu unterstützen. Da ich in Deutschland arbeite, verdiene ich Euro, da ich in der Schweiz lebe, gebe ich die grossen Summen wie Miete in Schweizer Franken aus. Seit Griechenlands Staatshaushalt dicht am Bankrott segelt, geht es mit dem Euro stetig bergab. Ich bekomme in der Schweiz immer weniger für mein Geld...
Nicht, dass das irgend jemanden kümmern würde. Aber der schweizer Exporthandel gerät dadurch unter Druck, wenn die sowieso teuren Produkte durch den Kursverfall des Euro immer teurer werden. Genauso wie meine Wohnung übrigens.
Heute hat sich die Nationalbank der Schweiz endlich entschlossen einzugreifen, sie hat 20 Milliarden Euro gekauft, um den Euro zu stärken und den Schweizer Franken zu schwächen. Inzwischen bunkert die Bank 50 Milliarden Euro!!!
Vielen lieben Dank, liebe SNB! Mögest Du genug Franken haben, um die EU Schritt für Schritt ihrer Währung zu berauben! Merci vielmols!
429 mal gelesen

Donnerstag, 15. April 2010

Das Heidi

Nachdem die EU der Schweiz in der Libyenkrise weniger Unterstützung als erwartet entgegengebracht hat, nachdem alle Welt die Schweizer wegen der Befürwortung des Minarettverbotes für Rassisten hält, nachdem der Finanzplatz Schweiz in seinen Grundfesten erschüttert worden ist durch Bankenkrise und Gefährdung des weitreichenden Bankgeheimnisses, nachdem Zürich die für wohlhabende Einwohner so günstige Pauschalbesteuerung aufgehoben hat, nachdem die die USA wegen der Auslieferung Polanskis wieder weiteren Druck ausübt, wird seit einer Woche ein literarisches Nationalheiligtum demontiert.

Nein, nicht Wilhelm Tell, der tapfere Schweizer. Der ist von dem Deutschen Friedrich Schiller verewigt worden, also keine genuin schweizerische Nationalliteratur. Das liebe kleine Almmädel Heidi hat es getroffen, welches von Johanna Spyri 1880 und 1881 mit "Heidis Lehr- und Wanderjahre" und "Heidi kann brauchen, was es gelernt hat" bekannt wurde. Nicht genug, daß dieses Buch, welches das Leben in den Schweizer Bergen idealisiert, als erstes im deutschen Gotha verlegt wurde und die Erstausgabe daher mit einigen Hochdeutschen/Schriftdeutschen Änderungen erschienen ist, die erste Verfilmung stammt auch noch aus den USA und die bekannteste ist nicht etwa eine der schweizer oder wenigstens der deutschen Versionen, nein, ein japanischer Zeichentrickfilm hat den größten Erfolg bis heute.
In der vergangenen Woche kommt es noch härter. Es stellt sich gar heraus, daß die Schauspielerin der schweizer Heidifilme der 50er Jahre einen deutschen Vater hat und somit wie der Blick (ein schweizer Pendant der deutschen Bild-Zeitung) titelt keine Schweizerin ist. Außerdem ist der deutsche Literaturwissenschaftler Peter Büttner auf eine 50 Jahre ältere deusche Vorlage gestoßen, welcher sich Johanna Spyri bedient haben könnte. Sie handelt von Adelaide, die wie Adelheid (wie Heidi mit Taufnamen heißt) von ihrer Heimat in den Bergen fortgeholt wird und nachdem sie Heimweh bekommt zurückkehren darf.

Diese Affäre hat sich in den Boulevardzeitungen und Fernsehsendungen derartig hochgeschaukelt, daß sich auch die größte Schweizer Tageszeitung, die Neue Züricher Zeitung, genötigt sah, heute in ihrem Feuileton einen längeren Artikel dazu zu verfassen.
Zu finden ist er unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur/die_maer_vom_ur-heidi_1.5448506.html
Vernichtend werden alle Gegenargumente mit höchst wissenschaftlicher Attitüde geschlagen und das Heidi als Nationalheldin zurückerobert.

Eine schöne Geschichte ist es allemal, die von Spyri und die vom Streit um die Vorwürfe des Plagiats. Daß dieser Fall eine solche Aufregung hervorruft, mag befremden oder belustigen, er zeigt jedoch auch, wie wichtig hierzulande die Abgrenzung zu Deutschland zu sein scheint und wie sehr man die Vereinnahmung von Schweizer Persönlichkeiten durch die größeren Nachbarstaaten gewohnt ist. Beispiele sind unter anderem Dürrenmatt, Le Corbusier oder Giacometti.
814 mal gelesen

Das Luxemburgerli des Monats

...ist Eierlikör. Gar nicht so eklig, wie es klingt. Bailys letzten Monat fand ich so gar nicht gut... Unerreicht noch immer die Lavendelvariante im Sommer 2008...

Bei den Truffes de Jour gibt es diesen Monat eine sehr dunkle Sorte, Grand Cru... hmmm.
1234 mal gelesen

Dienstag, 13. April 2010

Paris

Drei Tage habe ich mal wieder Hauptstadtluft geschnuppert. Die große Freundin hatte Geburtstag und den dringenden Wunsch und die geniale Idee, dass wir uns aus Frankfurt und Basel kommend in Paris treffen, was für beide von uns schneller als Berlin, unsere stete Herzenshauptstadt, zu erreichen ist.
So habe ich am Freitag also bepackt mit Luxemburgerli und Geschenk zu nachtschlafender Zeit vom Schweizer Bahnhof in Basel durch eine Seitentür gehend französischen Boden betreten und von diesem Gleis den Zug nach gen Paris genommen. Ein wenig fühlt man sich dabei immer wie Harry Potter, denn der Bahnhof SBB, der Bahnhof der Schweizer Bahn in Basel liegt mitten in der Stadt. Wenn man aber weiß, in welche Richtung man sich in der Bahnhofshalle wenden und durch welche unscheinbare Türe man schreiten muß, findet man sich plötzlich auf französischem Hoheitsgebiet wieder. Züge, Personal und Ansagen, alles ist sofort französisch und die Fahrt nach Paris kann beginnen!

Und das war der Ausblick aus unserem winzigen Zimmer unterm Dach...;)
Ausblick
Och war das wieder schön. Langsam glaube ich diese Stadt recht gut zu kennen, so dass wir neben vielen Besichtigungen auch die wunderbaren Caféterrassen mit ihren Strassenbühnen genießen konnten. Das Beste am ganzen Wochenende war alledings die Möglichkeit Fahrräder zu leihen. Für einen Euro am Tag. Überall hat die Stadtverwaltung Velostationen aufgebaut, die in sehr geringen Abständen zu einander liegen. Viel näher als normale Haltestellen kann man also überall ein Fahrrad finden, welches gut gepflegt und fahrtauglich ist, welches man auch überall wieder abstellen kann und sich keine Gedanken machen muß, wo man es als nächstes braucht. Ganz grossartig! So soll der Metroverkehr eine Entlastung und sinnvolle Ergänzung finden, ob die Leute allerdings vom Auto umsteigen, ist fraglich...
Tapete
So sind wir von unserem kleinen Hotel mit den großblumigen Tapeten und dem Ausblick auf Notre Dame bei strahlendem Sonnenschein per Rad zum Eiffelturm gefahren und später auch vom Arc de Triomphe die Champs Elysées hinunter in die Tullerien gestürzt (es geht bergab mit gewaltigem Verkehr und auf Kopfsteinpflaster). Nicht unbedingt wiederholenswert, aber unvergeßlich!
Liebe Etagenprimel, ich danke Deinen Eltern für diesen wunderbaren Anlaß!
507 mal gelesen

Donnerstag, 8. April 2010

Helvetismen 4 - Öffentliche Beschilderungen

"Parkieren verboten" stand auf dem Schild und darunter: "Verstösse werden für Umtriebe behaftet".
Klingt für mich, als würde man den Falschparker zur Strafe irgendwo festkleben. Aber Ladendiebe werden ja auch "verzeigt".
1058 mal gelesen

Weissagungen

Letzte Woche habe ich mit der japanischen Kollegin gewettet, wann die Kirschbäume rund ums Museum in Blüte stehen werden. Ich war für Ostermontag, sie sagt, das sei viel zu früh. Ich bleibe bei Ostermontag, spätestens Mittwoch.
Seit Montag stehen die Bäume komplett in schönster weisser Pracht auf den grünen Wiesen. Bin eben doch kein reines Stadtkind und kann sogar Japaner in ihrer Königsdisziplin übertreffen.
Hach bin ich stolz! Und schön anzusehen ist das Spektakel ja auch...
738 mal gelesen

Sonntag, 4. April 2010

Urbi et orbi! Fernsehen an Feiertagen

Ein wenig vermisse ich das "Frroche Ossterrn" vom alten polnischen Papst ja schon. Je mehr man weiss und Zeitung liest, werden aber auch die kindlichen Erinnerungen an diese Riten angekratzt. Wenigstens habe ich noch nichts über Kindsmissbrauch bei den Wiener Philharmonikern gelesen, so dass mir das Neujahrskonzert hoffentlich weiterhin noch unbeschädigt Freude machen wird... ;)

Aber ertsmal: Frohe Ostern allerseits!
419 mal gelesen

Donnerstag, 1. April 2010

Aprilscherz

In Basel werden Strom und Gas von einer Firma, der IWB, angeboten, so dass man anders als früher in Berlin nur eine Rechnung zu zahlen hat. Diese Rechnung kommt auch nur dreimal im Jahr alle vier Monate, nicht alle zwei Monate wie in Berlin. Heute kam die Abrechnung des letzten Jahres mit der Auflistung meines Verbrauchs und der Auflistung dessen, was ich gezahlt habe. Beide Seiten waren extrem ungleich. Ich habe im letzten Jahr deutlich zuviel gezahlt und muss nun im kommenden Jahr voraussichtlich keine Kosten für Strom oder Gas zahlen!
Großartig und hoffentlich kein Scherz!
376 mal gelesen

Mittwoch, 31. März 2010

Steuern

Anfang des Monats Post aus Basel. Die Schweizer Steuererklärung ist fällig.
Ende des Monats Post aus Lörrach. Die deutsche Steuererklärung ist fällig.

Die einen stecken einen unterschriebenen Brief hinein, in welchem sie sich namentlich bei mir für meine vergangene Steuerzahlung bedanken und mir mitteilen, wie hoch das Defizit im Haushalt ausgefallen ist. Sie versprechen außerdem, daß sie meine Steuern sinnvoll einsetzen werden, um den Wohn- und Arbeitsort Basel attraktiver zu machen. Als kleine Hilfe liegt neben den freundlich rosa Formularen eine Wegeführung bei, auch eine CD-ROM zur Erläuterung, dabei ist diese Steuererklärung wirklich babyeinfach.

Die anderen haben mich mit einem formlosen Anschreiben versorgt, in welchem vermerkt wird, dass ich auf jedem Formular meine Steuernummer anzugeben habe und daß aufgrund der Fülle der Formulare nicht für jeden spezifischen Fall das korrekte Formular dabei sein könnte. Aufgrund meiner letztjährigen Steuererklärung sehe ich, dass keines der grüngräulichen Formulare für meinen Sonderfall bestimmt ist. Das muß ich selbst erkennen und im Internet ein entsprechendes Formular herunterladen. Immerhin muss ich nicht zur besten Tageszeit auf's Amt. Dafür, dass dieser Brief per Luftpost aus Deutschland in den Schweizer Nachbarort gebracht wird, könnte dann doch der richtige Bogen vorhanden sein, oder? So ist der ganze dicke Umschlag wertlos für mich und all die Seiten von der Qualität eines ostdeutschen Durchschlagpapieres für Schreibmaschinen wandern in den Müll oder, wie die Schweizer sagen: in den Hauskehricht.
1027 mal gelesen

Sonntag, 28. März 2010

Osterwunder

Seit einem Monat gibt es ein neues Gebäude auf dem Areal, welches wir vom Museum aus bespielen. In diesem einen Monat hatten wir soviel Besucher wie sonst in einem halben Jahr! Seit dieser Eröffnung gibt es an einem Wochenende so viele Menschen wie normalerweise über einen Monat verteilt zu uns kommen.... Phuh...
Und trotzdem: Ich habe die gesamten vier Ostertage frei. Komplett. Ohne wenn und aber. Ich bin platt und hellauf begeistert!
410 mal gelesen

Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

Aktuelle Beiträge

Mönch in der Zelle
Oh wie habe ich mich gefreut, den Effizienzdruck im...
Nachtreise - 16. Sep, 08:38
Rutschpartie am Hönggerberg
Was soll ich sagen: Ich bin glücklich! Das Wetter in...
Nachtreise - 16. Sep, 07:28
Leben im Zug
Als Berliner kann ich pendeln grundsätzlich ersteinmal...
Nachtreise - 15. Sep, 03:01
Leben vor dem Zug
Wenn man täglich eine lange Strecke pendelt, dann stellen...
Nachtreise - 16. Mai, 01:08
Freitags TGV
Die Schweiz ist ein Pendlerland. Ausserdem arbeiten...
Nachtreise - 15. Mai, 13:42

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Links

Suche

 

Status

Online seit 6465 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Sep, 08:38

Credits


Berlin - Basel
Grenzgeschichten
Gute Gründe zu gehen
Helvetismen
Orgakram emotional betrachtet
Pendlergeschichten
Schweizer Leben
Tage wie dieser
WG-Leben
Zwischenleben
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren