Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ab jetzt nur noch Schweizer Alltag!

Bisher bin ich täglich von Basel nach Deutschland gependelt. Das war nicht weit, aber immerhin musste man nicht nur eine Staatsgrenze sondern eine EU-Außengrenze überwinden und das zweimal am Tag...
Tja und jetzt wird sich das ändern. Keine täglich möglichen Zollkontrollen, kein preiswerter Einkauf auf dem Heimweg und kein deutsches Mobilfunknetz mehr für mich. Dafür werde ich wie (fast) jeder gute Schweizer innerhalb der Schweiz pendeln. Von Basel nach Zürich. Recht früh und an jedem Werktag und mit einem sogenannten GA, dem Generalabonement der Schweizer Bundesbahn, mit dem man in der gesamten Schweiz Bahn und Bus, Tram und Bötchen fahren kann und sogar Seilbahn!
Aber etwas anderes wird mir auch klar: Mein erster Arbeitstag im protestantischen Zürich ist der erste November, im katholischen Baden-Württemberg ist es ein Feiertag. An meinem ersten Arbeitstag an der ETH in Zürich haben die Kollegen vom deutschen Museum ironischerweise Allerheiligen und somit frei!
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Freitag, 31. August 2012

Ich habe fertig

Heute habe ich dem Museum gekündigt. Ich bin noch bis zum 31. Oktober dort angestellt und wechsele zum 1. November an die ETH, die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich.
Ein schwieriger Schritt. Ich mag meine Arbeit im Museum, ich mag vor allem auch meine Kollegen und die meisten Besucher und ich mag mein Leben, wie ich es mir hier vor nun fast 5 Jahren eingerichtet habe. Allerdings ist die Arbeit so zehrend, so umfangreich in Zeit, Kommunikation und Nerven, dass ein Weiter wie bisher ohne personelle Unterstützung nicht ginge. Eine solche Unterstützung ist trotz meinen Forderungen weiter fragwürdig. Aber nun drohen trotz grosser Erschöpfung und Verausgabung immer mehr Aufwand und weitere Herausforderungen ohne einen Ausgleich oder eine Hilfe. Immerhin, ich habe meine Stelle in den fünf Jahren geformt und gestaltet und sehr ausgebaut. Darum und auch weil fünf Jahre eine gute und lange Zeit sind, habe ich mich umgeschaut und eine Promotionsstelle gefunden. Das bedeutet drei Jahre Forschung und am Ende hoffentlich einen Doktortitel. Das klingt märchenhaft, ich tue etwas für mich, bilde mich weiter und qualifiziere mich und werde auch noch gut dafür bezahlt.
Deswegen nach vielem Grübeln heute der endgültige Schritt:
"Ade, mein Museum!" und ein "Hallo!" der Wissenschaft!
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Mittwoch, 30. Mai 2012

Heimat im Nebel

Nein, nein, ich bin gar nicht aus England oder so. Nur aus Deutschland, genauer aus Berlin. Im September bin ich bereits 5 Jahre in der Schweiz und fühle mich trotz großer Zuneigung zu meinem Gastland und vor allem zu Basel noch immer ein wenig als Zaungast und als Deutscher. Die Schweizer wollen das auch lieber so und es ist mir recht.
Gleichzeitig entferne ich mich unmerklich vom deutschen Alltag. Hier ein Beispiel: Gern schaue ich Karambolage auf Arte. Die Sendung nimmt die Unterschiede zwischen Deutschen und Franzosen aufs Korn, meist in witzigem Tonfall und wunderbaren Animationen. Am Ende einer jeden Sendung gibt es ein Rätsel. Eine Straßenszene wird gezeigt. Bis zur nächsten Sendung kann man raten, wo wurde die Szene aufgenommen? In Deutschland? Oder in Frankreich? Manchmal entdeckt man das Logo einer Supermarktkette, die es nur in Frankreich gibt, manchmal ein Verkehrsschild, das man nur in Deutschland kennt. Eine Berliner S-Bahn rauscht durchs Bild oder vielleicht sieht man ein Nummernschild.
Vor einigen Wochen gab es eine Strassenszene mit vielen Menschen. Es gab eine orange Fahne auf dem Bild mit einem Symbol darauf. Mir völlig unbekannt. Das mußte Frankreich sein. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
Eine Woche später stellte sich in der Auflösung heraus, daß es sich um das Logo der Piratenpartei handelte, die inzwischen auch in deutsche Landesparlamente eingezogen ist.
Tja, Deutschland entwickelt sich auch ohne mich irgendwie weiter. Mir wurde schlagartig bewußt, daß mein deutsches Heimatgefühl auch ein wenig in meiner Vergangenheit liegt.
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Montag, 12. März 2012

Wer will mehr Ferien?

Jeder doch, oder? Ja, jeder, bis auf ein kleines Land mit fleißigen Bergmenschen. Aber ich beginne mal anders.
Ich arbeite in Deutschland und wohne in der Schweiz. Das hat auf den ersten Blick vielleicht eher Nachteile. Es gibt aber auch Vorteile.
Neben der Krankenversicherung, in der auch Zahnarztbesuche inklusive sind oder der täglichen Möglichkeit, in Deutschland einzukaufen (vor allem Fleisch ist in der Schweiz mindestens doppelt so teuer), sind es aber auch meine Urlaubstage.Das Museum gönnt mir 30 davon. Hinzu kommen noch die vielen Feiertage, die im katholischen Baden-Württemberg so zahlreich sind, wie in keinem anderen Bundesland Deutschlands. Damit komme ich auf etwa 7 freie Wochen.
In der Schweiz hat man gesetzlich nur Anspruch auf 20 (!) Urlaubstage. Für jeden Deutschen und Franzosen ein hartes Brot. Zudem ist Basel auch noch protestantisch. Es fallen also auch noch mindestens fünf Feiertage weg... Nur einen hat Basel, den Baden-Württemberg nicht hat, das ist der 1. August, der Schweizer Nationalfeiertag.
Nun durften die Schweizer Stimmbürger am vergangenen Sonntag darüber abstimmen, ob sie einen gesetzlichen Anspruch auf mehr Urlaubstage haben wollen. Die Ferieninitiative hat sich für sechs Wochen Ferien eingesetzt. Wie hat die Schweiz mehrheitlich und auch in der französischen Westschweiz, der Romandie, abgestimmt? Für die Beibehaltung der 20 Tage und gegen die Erhöhung. Unglaublich, oder? Unglaublich! Ich bin vor allem von den sonst so liberalen Romands und auch von den Tessinern enttäuscht.
Gewonnen hat die Kampagne die Lobbi, die viel Geld in die Verängstigung der Arbeitnehmer investiert hat. Mit Begründungen, daß die Konkurrenzfähigkeit sinken würde, daß vor allem in der Wirtschaftskriese und als Hochpreisinsel diese Maßnahme die Preise steigen lassen würde und somit die Abnehmer der Produkte verschreckt würden. Damit hätte man am Ende eine Erhöhung der Arbeitslosenzahlen und eine Schwächung der Schweizer Wirtschaft erreicht.
Fazit: Die Schweizer stimmten "vernünftig" ab. Wer hätte das in einem anderen Land gemacht?
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Mittwoch, 11. Januar 2012

Die Zukunft ...

... hat heute in einem seltenen Moment ihren dichten Schleier gelüftet und mir eine Möglichkeit gezeigt.
Nun bin ich unruhig und voll freudiger Erwartung.
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Donnerstag, 5. Januar 2012

The same procedure as every year

Von Weihnachten bis Sylvester war ich in Berlin. Viel Familie und einige Freunde habe ich gesehen.
Wieder habe ich die übliche Leere der Stadt zu den Weihnachtsfeiertagen beobachtet, wenn all die Rollkoffer aus dem Prenzlauer Berg und Friedrichshain zu den Fernbahnhöfen und Flughäfen der Stadt gezogen worden sind und die Nichtberliner ihren aktuellen Wohnort gen Heimat verlassen haben, ebenso wie die Wiederkehr der Wahlberliner am 27.12. und die Ankunft der Touristenmassen aus ganz Europa. Besonders auffällig in diesem Jahr dien Besucher aus Spanien und Italien. Nach dem Weihnachtskoma verstopft plötzlich wieder feierwütiges Volk S-Bahnen, Cafés und Kneipen. Lächelnd, wissend und wehmütig habe ich auch diesmal wieder dieses Schauspiel beobachtet.

Zunehmend in dem Wissen, dass auch ich Teil der Inszenierung bin, habe ich wie immer vor dem Haus mit meiner (vermieteten) Wohnung gestanden. Diesmal war es weniger grau als bisher. Die Fassade inzwischen geputzt und nahezu alle Fenster ausgewechselt und die Balkone erneuert, sah es freundlicher aus als jemals. Geradezu einladend...
Und wieder regen sich die Flöhe, die der muslimische Freund mir beim letzten Besuch ins Ohr gesetzt hat. Aber welche Perspektiven bietet mir Berlin heute? Die Stadt lockt, wie sie alle lockt mit einer Stimmung von Freiheit, von tolerantem Lebensstil, mit dem Versprechen von Leben. Aber neben Freunden und Familie, der schönen Wohnung und den vertrauten Orten dominieren prekäre Arbeitswelten und Kompromisslösungen.
Die Rückkehr bleibt das Ziel, aber ein Fernziel. Vielleicht eines Tages. Bis dahin ist Basel eine zweite Heimat für mich, die ich bei einer Rückkehr in den Norden mehr und mehr vermissen werde.
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Sonntag, 1. Januar 2012

Sylvesterpremiere in Berlin

Bis zum Jahreswechsel auf 2007 habe ich Sylvester stets in Berlin verbracht, nie am Brandenburger Tor, meist in kleiner vertrauter Runde in Köpenick, Mahlsdorf oder Grünau, wo der Blick weiter ist, der Himmel freier und der beglückende Feuerschein der Raketen die entfernten Lärmereien überstrahlt. Einzig zwei Ausnahmen kann ich benennen, den Jahrtausendwechsel an der Ostsee und ein Jahreswechsel in Greifswald.
Seit meinem Umzug in die Schweiz gab es drei Silvesterabende in Basel mit Münstergeläut und städtischem Feuerwerk über dem Rhein, klassisch, besinnlich und voll mystischer Kraft. Im vergangenen Jahr war ich in München und in diesem habe ich das erste Mal Sylvester im Prenzlauer Berg gefeiert. In einer Seitenstraße meiner schönen Wohnung und auf dem Berg beim Wasserturm. Wie erstaunlich, da habe ich viele Jahre im Prenzlauer Berg gewohnt und nie dort gefeiert, erst als Tourist kehre ich zum Jahreswechsel heim in mein Viertel...
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Dienstag, 20. Dezember 2011

Basler Palmen im Schnee

Den ganzen Dezember habe ich für die letzte große Veranstaltung im Museum gelebt. Zuerst gab es Komplikationen, dann ungewohnte Aufmerksamkeit von Vorgesetzten und Kollegen. Es lief trotz allem harmonisch und angenehm, es folgte die Weihnachtsfeier des Museums und seit diesem Montag nun kaum noch Besucher, kaum noch e-mails oder Anrufe. Keine Bestellungen mehr im Onlineshop des Museums. Dafür: Der erste Schnee dieses Winters.
Dächer und Vorgärten, Autos und mehrere Palmen in den Basler Vorgärten weiß bestäubt. Mein Museum stand einmal weniger auf einer grünen Wiese. Die schwarzen Bäume bilden graphische Muster auf dem leichten, weißen Hintergrund...
Pünktlich zum Wintereinbruch habe ich heute den letzten Tag in diesem Jahr im Museum verbracht und werde morgen noch einige Besorgungen in Basel erledigen, bevor ich am Donnerstag in aller Frühe den Zug in den Norden besteige. Ich werde den "großen Kanton" durchqueren, Zeit zum Musikhören und lesen haben und den Wechsel der Landschaften verfolgen können.
Endlich, nach letzten kurzen Besuchen im Sommer kann ich wieder in meine Hauptstadt einfahren. Berlin ich komme!
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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