Berlin - Basel

Sonntag, 13. April 2008

Wochenplanung

Meine kommende Zeit ist ein wenig mehr stressig, als es meinem schweizer Lebensrhytmus guttut, was unter anderem Basels zentraler Lage in Europa geschuldet ist, die Tagesausflüge zu tollen Zielen ermöglicht. Die kommenden Tage sind wie folgt verplant:

2 Tage arbeiten
1 Tag in München für Archivrecherchen (10h im Zug)
2 Tage arbeiten
1 Tag in Mailand für die Möbelmesse (9h Bus)
1 Tag frei
1 Tag arbeiten
1 Tag in Turin für eine unserer Ausstellungen (10h Bus)
2 Tage arbeiten
13 Tage Berlin für Familie+Freunde

Ich denke, ich werde Turin absagen, das ist mir insgesamt ein wenig viel alles. Obwohl... Oder doch nicht? Hm...
Aber auf Berlin freue ich mich schon wie irre!
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Sonntag, 9. März 2008

Frühzeitige Repräsentationslosigkeit

Mit dem heutigen Abend habe ich die wichtigsten Basler Spielstätten gesehen, das Theater mit großer und kleiner Bühne, das Schauspielhaus, die Konzertkirche St. Martin (in der auch ich schon gesungen habe ;)) und den Musiksaal. Fehlen tut mir nur noch das Musical-Theater und ein paar der kleineren freien Spielstätten, die jedoch häufig aus Umnutzungen hervorgegangen sind.
Im Allgemeinen fallen einige anscheinend schweiztypische Dinge auf.
Die Abendveranstaltungen beginnen viel früher als in Berlin, locker ein bis zwei Stunden eher, wenn ich also wie heute die Werkseinführung zuvor noch mitmachen will, muß ich im Museum sogar früher gehen, um gegen 18 Uhr in Basel zu sein. Das ist mit den Kinos übrigens genau dasselbe. Um 18 oder 19 Uhr beginnt die Abend- um 21 Uhr üblicherweise die Spätvorstellung. Gegen 23 Uhr oder später, wie ich es aus Berlin kenne, würde hier kein Film starten. Um diese Zeit ist man (auch aufgrund der kürzeren Wege) längst wieder zuhause, denn auch die Kneipen schließen mehrheitlich zwischen Mitternacht und ein Uhr und das bis auf wenige Ausnahmen auch am Freitag oder Samstag. Dieser Zustand mag daran liegen, daß die Büroarbeitszeiten in der Schweiz viel früher beginnen, 8 Uhr ist eigentlich Usus, während in Berlin vielfach erst ab 10 Uhr mit besetzten Plätzen gerechnet werden kann...
Aber noch etwas ist interessant. Den Schweizer Spielstätten fehlt der Repräsentationswille. Sie kommen sämtlich in typisch eidgenössischer Bescheidenheit daher. Wo Berlin und manch andere deutsche Stadt ein Königliches (herzogliches usw.) Opernhaus, ein ebensolches Schauspielhaus und zahlreiche weitere damit wetteifernde bürgerliche Theater aufweisen, die mit Plüsch und Gold, Säulen und Lüstern und großen Treppenhäusern einen zugegebenen etwas zu sehr funkelnden Rahmen bieten, oder wie die Berliner Philharmonie oder das Schillertheater mit eleganter Moderne aufwarten, da sind Basels Bauten eher auf das Bühnengeschehen fixiert und eher solide als schön in der Ausstattung. Dazu zählen Sitzüberzüge aus breitem, hellen Cord ebenso wie unbequeme Sperrholzklappstühle in enger Reihung, wie ich sie nur von Studiobühnen oder Off-Theatern kannte. Einzig der Musiksaal hat nicht nur eine sehr gute Akkustik sondern ist in seinem ekklektizistischn Stil etwas festlicher, hat aber offensichtlich sein originales Vestibül gegen ein sehr enges 40er Jahre Treppenhaus eintauschen müssen. Die Erhabenheit, mit der die meisten Berliner Häuser den Besucher auf den Kunstgenuß einstimmen wollen, scheint in Basel weder historisch noch heute besonderen Stellenwert zu haben. Dazu muß man aber auch wissen, daß es hier natürlich nie einen Potentaten gab, der auch zum eigenen Ruhm solche Kunsttempel bauen ließ. Hier sind die Theater nur aus bürgerlichem Willen entstanden. Bis heute werden die schweizer Theater weniger subventioniert als die deutschen, haben aber trotz der deutlich höheren Preise (billigste Karten selten unter 50 CHF = 30 €)eine ziemlich gute Auslastung. Und ich habe mich in Basel auch noch nie über den Abend geärgert. Im Gegenteil würde ich jedem, unabhängig der musikalischen Vorbildung, den "Orfeo" in Basel empfehlen. Seit Jahren (und ich bin in Berlin häufig in der Oper gewesen) eine der besten Aufführungen, die ich gesehen habe. Diese Inszenierung überstrahlt dann auch den bescheidenen baulichen Rahmen...
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Donnerstag, 6. März 2008

Verunsicherung

Das kommende Wochenende planend, halte ich Rückblick auf das vergangene mit einer Reise nach Colmar in Frankreich und Freiburg in Deutschland, dem Besuch des Isenheimer Altares und eines phantastischen Chorkonzertes (Cantus Freiburg) sowie einer Schweizer Erstaufführung im Theater (Verbrennungen). Die kulturelle Askese ist nicht -wie befürchtet- eingetreten in Basel.
Ich habe nahezu alle neuen Aufführungen am hiesigen Theater vor oder unmittelbar nach der Premiere gesehen (besonders empfehlenswert: Orfeo), auch ein paar ältere Inszenierungen, dann auch im Kino einige Independent Filme, die hier auch ausschließlich in Originalsprache laufen, mal ganz zu schweigen von den vielen Basler Museen und ihren Sonderausstellungen...
Trotzdem, als ich am vergangenen Samstag durch Freiburg lief, eine Stadt von ähnlicher Größe wie Basel mit Uni und Musikhochschule, ging ich staunend die Straßen entlang, bewunderte die vielen Kneipen und Cafés, deren angenehm gedämpfte Beleuchtung und eher gemütliche statt überstylte Ausstattung. Ich war echt begeistert und überrascht darüber! Gebe ich nach und nach meine Berliner Großstadtmaßstäbe auf, wenn mich eine Stadt wie Freiburg, die ich schon immer schön, aber nie aufregend fand, so fasziniert? Am Ende des Abends mußte ich deswegen herzlich lachen.
Dieses Wochenende wird schlichter, geplant ist nur ein Symphoniekonzert in einem der angeblich akkustisch besten Säle Europas (sagen die Basler), dem hiesigen Musiksaal im Stadtkasino. Ich werde berichten.
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Montag, 25. Februar 2008

Zufriedenheit

Ich habe ein Definitionsproblem. Zufriedenheit, diese Zustandsbeschreibung, hat ja wohl etwas mit Frieden zu tun. Ich würde mich eigentlich als zufrieden bezeichnen. Ich habe einen Job gefunden in einer der von mir preferierten Institutionen Denkmalamt oder Museum. Ich bin in eine Stadt gezogen, die ich mag, in der ich schon zuvor Menschen kannte und an vorheriges anknüpfen konnte. Ich kann zufrieden sein. Verglichen mit dem letzten Sommer, in dem ich an mir zu zweifeln begann, da trotz guter Ausbildung kaum etwas beruflich interessantes in greifbarer Nähe schien.
Aber Zufriedenheit wie ich sie zu verstehen scheine, ist auch eine dynamische Zielstellung. Was mir in Berlin fehlte, was ich mir wünschte, wofür ich in die entferntesten und uninteressantesten Orte gegangen wäre, habe ich hier bei Basel gefunden - eine Arbeit, die als solche honoriert wird und mir Spaß macht. Dafür fehlt hier, was in Berlin selbstverständlich war: Vertraute Menschen, Familie, Freunde. Dieses soziale Netzwerk ist, obwohl ich offen, vielseitig und unternehmungslustig bin, nicht so schnell zu ersetzen, wie es nötig wäre, und bleibt zum großen Teil unersetzlich. Meine Zufriedenheit könnte also größer sein.
Zufriedenheit scheint mir deshalb eben auch ein Vergleichswert zu sein. Man vergleicht mit Wünschen, Träumen oder Erlebtem und die aktuelle Situation wird nach den Differenzen bewertet. Prioritäten und Ziele ändern sich eben mit der Ausgangslage. Den Frieden muß man also vor allem mit sich selbst ausmachen und das fällt nicht immer leicht.
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Montag, 18. Februar 2008

Amtliches kann erfreulich sein

Am Samstag öffne ich meinen Briefkasten über dem mir zugewiesenen Milchchäschtli und halte einen Brief aus Berlin in Händen, vom Einwohnermeldeamt Pankow (wir Bewohner vom Prenzlauer Berg zählen ja seit einiger Zeit zu diesem Außenbezirk). Ich habe nach einigen Mißverständnissen eine Abmeldung aus Berlin erwirkt. Mein ganzes Leben war ich dort gemeldet, in nur zwei Bezirken habe ich gewohnt. Selbst für den Zivildienst und andere Abwesenheiten hatte ich mich nie abgemeldet. Weil ich aber nun in der Schweiz Einkommenssteuer zahlen muß und nur in einem Land zahlen will, mußte die Abmeldung jetzt sein. Immerhin: Ich bin nicht verpflichtet worden, meinen Ausweis umzuschreiben, da ich die Berliner Wohnung ja noch halten will....

Außerdem Post von der Staatskanzlei des Kantons Basel Stadt. Ein großer Umschlag. Ich ahne nichts gutes. Tatsächlich finde ich aber ein Willkommenspaket mit allen Notrufnummern, einem Stadtplan, einem kleinen Stadtführer und einem Heft voller Gutscheine für alle Theater, Museen, den Zoo, Schwimmbäder, das Umweltabo, einige Kinos und Kneipen, einfach echt großartig! Sind ja doch eigentlich ganz nett, die Schweizer... ;)
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Donnerstag, 7. Februar 2008

nicht dabei

Zuhause läuft ab heute wieder die Berlinale und ich bin diesmal nicht dabei.
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Freitag, 11. Januar 2008

Berliner in der Schweiz

Berlin ist ein Zauberwort in der Schweiz. Ich habe es inzwischen mehrfach bemerken können. Es war der Schlüssel zu meinen ersten Bekanntschaften im Chor, auf der WG-Party über mir waren wir zu Sylvester sofort von berlinsüchtigen Schweizern umgeben, nachdem das Wort gefallen war und überhaupt: Sie beginnen plötzlich ganz uneidgenössisch zu plappern, sich im Lob der Stadt und der Schilderung ihrer eigenen oder nur aufgeschnappter Erlebnisse dort zu überschlagen.
Kürzlich wieder. Ich mußte nun endlich mal wieder zum Coiffeur (Friseur) und habe eine ziemlich junge Dame abbekommen. Während ich in dieser (für mich nur notwendigen, aber keinesfalls unterhaltsamen Situation) in Berlin von den Damen gewöhnlich über alles mögliche ausgefragt worden bin (beruflicher Werdegang, Familienstand usw.) schwieg die Schweizerin. Während sie in den langen Zotteln herumfuhrwerkt, will ich mich dafür entschuldigen (auch so eine Krankheit von mir) und teile ihr mit, daß ich bisher noch immer versucht habe, in Berlin zum Friseur zu gehen, es an Weihnachten jedoch nicht mehr geschafft habe. Die Kleine verändert sich völlig und monologisiert anschließend von einem Wochenaufenthalt in Berlin. Es ist wirklich faszinierend, wie meine Heimatstadt die Leute hier beeinduckt. Ich habe nur zunehmend Schwierigkeiten, auf die Fage zu antworten, wieso ich denn von Berlin weg ausgerechnet hierher gezügelt bin und ob es nicht ein harter Schritt für mich sei. Zu ehrlich darf man vor allem beim Beantworten letzterer Frage nicht sein, andererseits darf man für positive Aussagen über die Schweiz/Basel auf keinen Fall Worte wie "niedlich" verwenden. Ganz schlecht! Aber ich arbeite noch an einer (auch für Schweizer plausiblen) Antwort.
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Mittwoch, 2. Januar 2008

Premiere

Besuch in Basel! Ja, ein Teil der üblichen Sylvesterrunde hat es gewagt und die Nacht der Nächte von Berlin nach Basel verlegt! Großartig!
Die direkte Kollegin vom Museumsshop war zwar völlig verwundert wie wir aus Berlin anreisen könnten, um ausgerechnet in Basel den Jahreswechsel zu erleben, dabei hatten wir fünf tolle Tage hier... Basel erkunden, Rheinspaziergänge, Fährfahrt, Vesperblasen am Münster, Schokolade kaufen in rauen Mengen, dann die Besichtigungen der Fondation Beyeler, "meines" Museums, des Doms Arlesheim, des Goetheanums in Dornach... Und das war nur das Programm "drum herum".
Der Abend selbst mit feinen Menu und Bowle, vielen Luftschlangen, Bleigießen und Musik klang zumindest im Jahr 2007 lauter und witziger als die WG-Party über uns, vor Mitternacht haben wir allerdings das Partyzepter übergeben, um das Neue Jahr auf der Münsterpfalz zu begrüßen. Die ernüchternde Feststellung: Die Schweizer waren reichlich unemotional, geradzu prüde. Niemand hat sich umarmt oder irgendetwas gerufen, noch hat man den fremden Menschen unmittelbar neben sich ein Frohes Neues Jahr gewünscht. Wir sind dann etwas aus der Menge herausgegangen, um die anwesenden nicht durch Umarmungen zu schocken. Vielleicht habe ich es schon einmal erwähnt: Basel tickt anders. Das große Feuerwerk startete dementsprechend um 0.30 Uhr. Aber es war wunderschön, von einem Schiff im Rhein abgeschossen und ringsum an den Ufern und auf den Brücken die Menschen. Fast eine halbe Stunde schossen die Raketen in die Nacht hinein, dann trollten wir uns heimwärts. Dort hatte die WG-Party über mir mit Hilfe von Cocktails nd anderem ihren Höhepunkt erreicht, so daß es mir vergönnt wurde, tatächlich zwei Schweizer tanzen zu sehen. Den DJ wird's gefreut haben.

Ich wünsche Euch allen in Berlin, Wien, Potsdam, Greifswald, Stuttgart und anderswo ein frohes und glückliches neues Jahr!
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Samstag, 29. Dezember 2007

Nein, diesmal nicht

Hatte einen wunderbaren Weihnachtsbesuch in Berlin, vier Tage für Freunde, drei für die Familie, war frühstücken, im Theater, spazieren und immer wieder mit dem Auto die Frankfurter Alle rauf und runter. Toll!
War ja schon ganz gerührt, als ich in Basel auf den Bahnsteig kam und Hamburg-Altona angeschrieben stand. Dann beim Umsteigen endlich Berlin-Ostbahnhof. Herrlich, diese Schilder zu lesen und zu wissen: Das wird mein Zug!
Trotzdem muß man erwähnen, daß die Weihnachtszeit eine beliebte, aber keine empfehlenswerte Reisezeit ist. Unmengen alter Leute, denen man die Langeweile beim Bahnfahren durch Gespräche vertreiben soll oder Gepäckstücke irgendwohin heben. Auch wenn nicht alle eine Wiskeyfahne haben, sind sie in Massen nur schwer erträglich und nur noch zu toppen durch die ihre Aufsichtspflicht verletzenden Eltern hyperaktiver Kinder ohne akkustische Sensibilität.
Aber für Berlin und vor allem die schönen Tage und Begegnungen dort hat sich der Streß gelohnt. Schon bei der Fahrt durch Ostdeutschland endlich weite Ebenen, Dörfer mit mehrheitlich historischer Substanz und ein paar leerstehende Stallungen zu sehen, später die ersten Gründerzeitbauten in Berlin Spandau, den Hauptbahnhof, Reichstag, Fernsehturm und Kanzleramt und dann abgeholt werden vom Zug, um mit dem KuWi-Kleeblatt endlich mal wieder im Oxymoron zu sitzen... Schön!Und diesmal war mir nicht wehmütig, diesmal hab ich all die Zeit sehr genossen und bin ohne kleines Depri in Basel angekommen. Ich habe mich sogar auf das Vervollkommnen der eigenen vier Wände gefreut und auf Sylvester in der neuen Stadt.
Danke und Guten Rutsch!
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Sonntag, 16. Dezember 2007

Dreimal werde ich noch wach...

...heißa, dann ist Reisetach! Am Mittwochmorgen besteige ich den Zug nach Berlin.... :)
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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