Mittwoch, 19. August 2009

Pflichten des Auslandsdeutschen.

Ich bin deutscher Staatsbürger und wahlberechtigt. Weil ich meinen Wohnsitz nicht mehr im Innland habe, bin ich sogenannter Auslandsdeutscher und kann somit leider nicht mehr an Kommunal- oder Landeswahlen teilnehmen, aber immerhin an der Bundestagswahl.
Da diese schon im September stattfindet, wird es Zeit, sich mal um die Formalitäten zu kümmern. Darauf machte am Wochenende auch eine viertelseitige Werbeannonce in der Neuen Züricher Zeitung aufmerksam mit kurzer Annleitung, wo man den Antrag bestellt. Für alles was dann folgt, war die Anzeige leider zu klein. Aber ich liefere hier mal einen Erfahrungsbericht...
Als erstes muß man auf den Internetseiten der deutschen Botschaft in Bern einen Antrag auf Aufnahme ins Wählerverzeichnis runterladen. Dann den Antrag ausfüllen. Zu der einen von mir auszufüllenden Seite gibt es wie zur Steuererklärung eine dreiseitige Anleitung. Ich werde zum Beispiel darauf hingewiesen, daß ich mich im Gastland erkundigen soll, ob mir aus der Teilnahme an der Bundestagswahl in Deutschland Nachteile entstehen könnten. Weißt die Schweiz mich aus, wenn ich in irgendeiner Weise den hier ungeliebten deutschen Finanzminister mit meiner Wahl unterstützen würde?
Jedenfalls geht es weiter mit den Sonderbestimmungen für Seeleute, die offensichtlich einen eigenen Paragraphen in der Bundeswahlordnung haben (§17 Abs. 2 Nr. 5 BWO). Dabei ist bei der Beantwortung der Fragen immer wieder entscheidend, ob man unter Flagge der Bundesrepublik Deutschland oder unter fremder Flagge fährt oder ob sie auf einem Seeschiff gemustert waren, das die Bundesflagge zu führen berechtigt war und danach nur noch auf Schiffen unter fremder Flagge fahren.
Ich bin aber kein Seeleut, daher ist der Antrag einfacher auszufüllen, als die Anleitung glauben läßt.
Ich muß nur wissen, ob ich Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes bin - davon gehe ich mal aus - , ob ich eventuell vom Wahlrecht ausgeschlossen bin und zwar infolge Richterspruchs, wenn für die Besorgung meiner Angelegenheiten ein Betreuer nicht nur durch einstweilige Anordnung bestellt ist oder ich mich auf Grund einer Anordnung (nach § 63 in Verbindung mit § 20 des Strafgesetzbuches) in einem psychatrischen Krankenhaus befinde. Das alles trifft wohl eher nicht zu.
Nun nur noch schauen, wann ich mich in Berlin abgemeldet habe und was meine zuständige Behörde bis dahin war. Dorthin muß ich den Antrag senden, um hoffentlich bald die Briefwahlunterlagen zugesand zu bekommen. Am Ende unterschreibe ich noch die Versicherung an Eides statt, nicht ohne nocheinmal auf die Strafbarkeit einer falsch abgegebenen Versicherung an Eides statt hingewiesen zu werden.
Man muss sich eben auch um die Wahrung seiner Rechte als Staatsbürger bemühen, auch als Auslandsdeutscher.
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Montag, 17. August 2009

Harfenklänge

Gestern abend fand in meinem Stadtquartier in Basel ein besonderes Ereignis statt. Das St. Johann gehört mit hohem Ausländeranteil, einigen Industriebrachen und seinem alten Bahnhof zu einem Sanierungsgebiet in Basel. Seit über 30 Jahren ist hier eine nördliche Autobahnumfahrung Basels gebaut und unter die Erde verlegt worden. Die sogenannte Nordtangente hat zur Beruhigung des Viertels beigetragen, die langwährenden Bauarbeiten haben die Entwicklung des Stadtteils aber stark behindert. Das Quartier soll durch Alleenpflanzungen, öffentliche Grünanlagen, eine Rheinprommenade usw. aufgewertet werden. Das Projekt Nordtangente-Kunsttangente wertet auf andere Weise auf, indem es die Bewohner ermutigt, sich den öffentlichen Straßenraum anzueignen. Das führte am gestrigen Abent ab 21 Uhr zu einer sehr surrealistischen Situation.
An einer großen befahrenen Kreuzung (Hünninger Strasse Ecke Elsässer Strasse) wurde vor einem der Eckhäuser eine Hebebühne aufgestellt und eine Harfe samt Harfinistin in wallendem Haar und bodenlangem Kleid emporgewuchtet. Vor dem dritten Obergeschoß des Hauses gab sie einem am offenen Fenster stehenden Mann ein halbstündiges Ständchen. Auf der Kreuzung, auf den Verkehrsinseln und Gehwegen sammelten sich Zuhörer und lauschten ihr mit Blick auf die dramatisch beleuchtete Szene in luftiger Höhe.
Der nächtliche Verkehr wurde vor allem durch die Menschenansammlung stark irritiert, selbst für die langsam vorbeifahrenden blieb die Harfe jedoch meist unsichtbar. Ich würde zugern wissen, wie sich die Passagiere der vorbeifahrenden Trams fühlten, als während ihrer Durchquerung der Situation ein Stück beendet war und tosender Beifall aufbrauste. Ich erinnere mich nur an ungläubige Gesichter hinter den Scheiben...
Ebenso vorbeiziehende Fußgänger, Mopedfahrer oder Rollerblader.
Ich bin hell begeistert wie man einen solch alltäglichen und unschönen Ort im Stadtgefüge durch so wenige Mittel poetisch umdeuten kann und eine völlig neue Realität schafft. Und zum Glück: Es wird noch weitere sogenannte "Ghost Notes" geben. Infos findet Ihr hier.
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Freitag, 14. August 2009

Großes Rheinschwimmen

Neben dem individuellen Schwimmen im Rhein oder den einmal wöchentlich begleiteten Rheinschwimmen gibt es auch einmal im Jahr einen großen Anlaß, ein Massenrheinschwimmen sozusagen.
Am Zischtig war es wieder soweit. 2000 Menschen haben sich am Tinguely-Museum ins Wasser geworfen, sind von Migros mit aufblasbaren Enten versorgt worden, von Nivea mit blauen Wasserbällen, es gab die unabdingbaren Schwimmsäcke, Badeschlappen und was nicht sonst noch alles. Der Rhein war orange von all den Enten und Schwimmsäcken und schöne Bilder und ein Filmchen davon gibt es hier.
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Donnerstag, 13. August 2009

Es lebt sich gefährlich in Basel

Die Basler Verkehrsbetriebe haben es schwer in letzter Zeit. Schon wieder gab es einen schweren Tramunfall. Zugegeben, es war keine spektakuläre Entgleisung und Rutschpartie, wie das letzte Mal, auch keine Aufschlitzung, aber immerhin... Und schon wieder meine Linie, die ein Auto in ein Verkehrsschild geschleudert hat! Seht selbst!
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Dienstag, 11. August 2009

Und was macht das Sabinn?

Wie einige von Euch wissen, hatte ich unlängst Geburtstag, eine Schweizer Freundin gratulierte mir ganz ernsthaft zum Wiegenfeste! Den Vormittag über trafen etliche Telephonate von Familie und Freunden ein, das Lustigste war das mit meiner Schwester, denn zuvor hatte sich merkwürdiges ereignet...
Das Telephon klingelt, eine ältere Schweizerin am anderen Ende. Zu dieser Stimme fallen mir nur die zwei Cousinen meines Vaters im Aargau ein. Ich sage:" Oh, was für eine Überraschung!" Auf die Frage, wie es mir gehe, antworte ich wahrheitsgemäß "gut" und daß ich mir einen ruhigen Tag machen werde mit ausführlichem Frühstück und faulenzen, Anrufe entgegennehmen und vielleicht in die Therme gehen zum entspannen. Nach meinem kleinen Redefluß fragt sie: "Und das Sabinn?" (heißt: Sabine). Ich stutze einen Moment, erkläre ihr, daß es unter dieser Nummer niemanden dieses Namens gibt. Da mir mein Erzählanfall peinlich ist, erkläre ich außerdem, daß ich sie für eine Gratulantin aus der Verwandschaft gehalten habe, worauf hin sie mir natürlich höflich und steif gratuliert.
Wie peinlich!
Hinterher habe ich sehr gelacht und mir ausgemalt, was man auf ihre Frage alles hätte antworten können. Wie das Sabinn nach ihrem Suizidversuch erstmal nach Indien gereist sei um dort in ein Buddhistisches Kloster einzutreten, wie das Sabinn sich entschlossen habe, sich mit einem Café selbständig zu machen und dafür noch circa 10.000 CHF benötigt, wie das Sabinn mit einem transsexuellen Elefantendompteur durchgebrannt sei und so weiter und so fort... ;)
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Freitag, 7. August 2009

Zeitmanagement

So, da habe ich diese Woche doch eher Unterstunden gemacht. Ein ganz seltener Fall!
Aber was soll's, schließlich habe ich noch soo viele Überstunden, daß ich problemlos wieder eine Woche in den Urlaub fahren könnte...
Und außerdem: Es ist viel zu heiß zum Arbeiten!
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Mittwoch, 5. August 2009

Kleinstadtgeschichten

Da habe ich doch heute vormittag einiges an kleinen Aufgaben erledigen können, für die ich vor dem Urlaub keine Gelegenheit hatte, das Velo zur Reparatur, Bücher zurück in die Bibliothek, ein Gang zur Post und einer zur Sparkasse. Und dann hält ein Lieferwagen, das Fenster wird heruntergekurbelt: Wollen Sie ins Museum? Es ist der Lieferant unseres Bäckers, der mich zur Arbeit mitnimmt. Die Stadt ist eben schon etwas kleiner als Berlin...
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Montag, 3. August 2009

in the office again

Oh wie herrlich ist ein Urlaub, der ein verlängertes Wochenende oder gar eine Woche überschreitet...
Fast 2,5 Wochen fort von Alltag, ich habe teilweise nicht nur Telephonnummernwissen, sondern auch Namen meiner (zahlreichen KollegInnen) verdrängt! Ich bin stolz auf mich!
Berlin, Nizza und Genua haben mich wie erwartet gut aufgenommen und boten die perfekte Abwechslung mit Kultur Strand und Wanderungen. Echt erstaunlich, was die Côte d'Azur und die "Industriestadt" Genua an unbedingt sehenswerten Museen beheimaten! Nur die italienische Bahn hat wie vorausgesehen die Rückfahrtpläne arg torpediert. In diesem Land reichen 45 min Umsteigezeit nicht aus, es ist mit einer Stunde Verspätung auf zwei Stunden regulär angegebene Fahrzeit zu rechnen. Ein Traum, wenn dann noch das Reinigungspersonal streikt...
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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