Sonntag, 19. September 2010

Schweizer können nicht stehlen

Zu dieser Überzeugung bin ich heute gekommen. Das wautscheenschte Velo war nämlich wiedereinmal verschwunden. Was für ein Land. Da heisst es immer, die Schweiz sei ein ehrliches Land mit niedriger Kriminalität (nicht die Schweizer reden so, aber alle anderen...). Mein Fallbeispiel beweist verschiedenes, denn nie ist mir in Berlin mein Fahrrad so oft abhanden gekommen, wie in Basel mein Velo.
Aber der Reihe nach.
Vor zwei Wochen war ich wie häufig montags mit der Architektenfreundin und dem Chorfreund fürs Kino verabredet. Wie auch häufiger war ich etwas spät dran, denn die Arbeitszeiten eines deutschen Museums sind nicht an die Uhrzeiten der sozialen und gesellschaftlichen Ereignisse in der Schweiz angepasst. Sprich, ich habe mein Rad geschnappt, um noch zu Zeit am Marktplatz zu sein. Seit dieses Fahrrad einmal gestohlen wurde, schliesse ich es immer fest an, diesmal natürlich auch...
Es gab schlechtes Wetter, Regen viel zu tun und sonstige Gründe, erst ein paar Tage später nach dem Rad zu sehen. Es war fort! Nicht nur das Fahrrad sondern die gesamte Fußgängerabsperrung - einfach alles war für den Basler Stadtlauf entfernt worden.
Nun war es an mir herauszufinden, wer die Stadt derartig für Großereignisse präpariert und wo ich demzufolge mein Rad wiederfinden kann. Tatsächlich im Zeughaus Basel. Die dortigen Öffnungszeiten sind sehr praktisch 7:30 bis 12 Uhr und 13:30-16 Uhr. Ich fahre also am Morgen dort hinaus und suche unter mehreren Rädern das meine, aber leider... Der Beamte sagte mir tröstend, dass es nicht zwingend bei Ihnen sein müßte, denn es gäbe ja schließlich auch Diebstähle. Ja, schönen Dank und guten Tag auch.
Dann schließlich am vergangenen Sonntag sehe ich es im Vorbeifahren mit dem Tram an einer völlig anderen Stelle auf dem Marktplatz an einem ebenfalls wieder aufgetauchten Absperrgitter lehnen!
So was!
Aber immer hin, es ist wieder da!
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Donnerstag, 16. September 2010

3 Jahre

am 30. August ist dieses Blog drei Jahre alt geworden. Am 24. September bin ich drei Jahre in Basel, mit dem halben Jahr im Studium sind es sogar 3,5 Jahre.
Immernoch bin ich gern hier und immernoch trauere ich um Berlin.
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Sonntag, 12. September 2010

Der Koffer in Berlin...

...ist wiedermal gefährdet. Die große Berliner Wohnung werde ich nun möglicherweise doch noch aufgeben. Nachdem mein Untermieter etwas unregelmässig gezahlt hatte und wir uns auf seinen Auszug geeinigt haben, soll das Haus nun auch noch saniert werden. Unmöglich, so etwas von Basel aus zu überwachen.
Die nette Kunststudentin aus dem 1. Stock hat geschrieben, dass sie gemeinsam mit der Grafikerin, der neugierigen Nachbarin und der alten Ost-Familie sich auf jeden Fall gegen all die überzogenen Pläne wehren werden und gefragt, ob sie für mich mitstreiten sollen... Ein bisschen sentimental bin ich ja noch immer, was den alten Kasten im Prenzlauer Berg und seine Bewohner angeht... So angenehm normale Verrückte.
Ach ja!
Und dann diese Nachricht: Die große Freundin zieht zurück nach Berlin! Als erste von allen Exilanten wieder zurück nach Berlin! Ich bin soooo neidisch! nachdem es uns allesamt nach dem Studium aus der Stadt geschleudert hat, weil man dort nur leben, nicht aber arbeiten kann. Ein Schritt, der Hoffnung macht. Dabei bin ich schon deutlich länger weg als sie... Aber immerhin, sie wird ein Gästezimmer haben. :)
Dabei kann ich nicht einmal sagen, was genau mir fehlt? Mein altes Leben? Die Atmosphäre in der Stadt? Familie? Freunde? hmm.
Jedenfalls bin ich im Oktober mal wieder in der großen Stadt und freu mich schon sehr darauf!
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Mittwoch, 8. September 2010

Pilze schmuggeln

Momentan warnen die schweizer Zeitungen vor der äußerst guten Pilzsaison. Es verleitet die Basler, in Massen den großen nördlichen Nachbarn zu besuchen und im deutschen Schwarzwald nach Steinpilzen, Maronen und ähnlichem zu suchen. Anscheinend ist die Saison soo gut, daß nicht so viel gesucht sondern eher nur eingeladen werden muß...
Doch, wenn normalerweise der schweizer Zoll bei vielen Lebensmitteln äußerst strikte Einfuhrbestimmungen hat, so hat bei diesem Naturprodukt der deutsche Zoll ein Ausfuhrverbot zu überwachen. Pro Person ist nur ein Kilo Pilze zugelassen. Für jedes angefangene Kilo darüber werden 100,- Euro Strafe fällig und die überzähligen Pilzen werden konfisziert. Die hiesigen Zeitungen jedenfalls warnen davor, allzu gierig zu sammeln. Vor allem Personen aus Basel und Baselland seien in letzter Zeit vermehrt straffällig geworden.
Manchmal scheint es, als sei diese Grenze, über die hinweg täglich so viel Austausch besteht, allein dazu da, solcherlei Straftaten herauszufordern...
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Dienstag, 7. September 2010

Das Büsi

Ich wohne in einem alternativen Haus. Ich teile die Waschmaschine und den Trockner mit der Chaos-WG aus dem Erdgeschoss, den Treppenabsatz und die Dusche mit einer Künstlerin und seit neuestem teile ich auch das Treppenhaus nicht nur mit Menschen, nein auch mit zwei Katzen. Eigentlich sehen sie ganz gleich aus, aber eine ist fett. Sie wohnen oben bei der Untermieterin der Kulturwissenschaftlerin in der Mansardenwohnung. Inzwischen haben sie aber auch Ausgang und verlassen sich darauf, dass die Hausbewohner sie immer hinein und hinauslassen, wenn sie auf dem Hof und in den Remisen des Plättligeschäfts (Fliesenleger) herumtoben wollen, oder hinein, wenn es zum Beispiel regnet oder kalt ist. Ausserdem fordern sie alle Hausbewohner zum Streicheln auf. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie gerade rollig sind oder irgend wie anders unterkuschelt, aber sie reiben sich selbst am Treppengeländer wie an einem Schmusekissen, so dass ihre Haare durch das ganze Treppenhaus fliegen. Die kleinen Miezen sind niedlich und ich beginne mich echt spiessig zu fühlen, bei der Frage, ob ich die Katzenbesitzerin mal darauf ansprechen sollte, ob sie schon von einer Katzenallergie gehört hat? Zum Glück leide ich nicht darunter, sondern eher unter der Verschmutzung an sich, aber wie immer auch unter dem Zwiespalt: Soll ich cool sein oder zugeben, dass mich die Katzenhaarbüschel überall stören?
Da kann also so ein kleines Büsi, wie die Schweizer ihre Miezen nennen, eine Sinnkrise auslösen. Merkwürdig.
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Sonntag, 5. September 2010

Den Frühling finden

Ich plane mal wieder Veranstaltungen für das Museum. Manchmal geht es auch mit langem Vorlauf und ohne allzu starken pädagogischen Anspruch. Dafür stehe ich nun im Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst, dem Schweizer Meteo und dem Botanischen Garten Basel. Meine naive Frage: Wann blühen die Kirschbäume im Frühling 2011?
Ich weiss nun bereits, das Wildkirschen vor den Zuchtsorten blühen, dass Sauerkirschen vor Süsskirschen blühen und dass Riehen und Weil im Norden von Basel regional das mildeste Klima und die nach Beachtung der vorgehend beschriebenen Zusammenhänge am frühesten blühenden Kirschbäume besitzen.
Am meisten helfen jedoch eigene Beobachtungen, weswegen ich froh sein kann, in diesem Jahr mit der japanischen Kollegin um die Blütezeit gewettet zu haben. Daher weiss ich, dass die Kirschblüte 2010 am 05.04. eingesetzt hat. Die Experten sind sehr froh um diese Angabe und meinen, die Kirschblüte kann am selben Standort um eine Woche früher oder später einsetzen, je nachdem, was das Wetter im Winter bietet. Da (nach wiederum eigenen Beobachtungen) die Kirschblüte nur zwei Wochen andauert, ist auch dieser Anhaltspunkt nicht absolut verlässlich. Wenn man den Termin jetzt festlegt, ist die Kirschblüte im schlimmsten Fall bereits vorbei...
Daher ist mein letzter Trumpf ein alter Herr, der seit 1952 das Wetter in der Region beobachtet. Ich soll rücksichtsvoll sein und laut sprechen hat man mir gesagt, er sei schon weit über 80 und schwerhörig. Ich kann nur hoffen, dass er dieses Wochenende überlebt und ich ihn morgen anschreien darf...
Alle Wetter- und Botanikexperten sind sehr an meinen Ergebnissen interessiert und ich solle mich damit bei ihnen melden... ;)
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Vom Gefühl am Leben zu sein

Nun bin ich bald drei Jahre im Museum. Anfangs war ich oft soo müde und erschlagen von Arbeit und Verantwortung, dass ich nach dem späten Heimkommen müde auf die Couch gesunken bin. Was für ein Leben. Arbeit und Schlafen. An den freien tagen den Haushalt organisieren.

Am vergangenen Samstag war ich nach dem Umzug eines Freundes im Konzert der basel sinfonietta, die unter anderem die Kindertotenlieder spielten. Am Montag hatte ich Karten für das Luzern Festival mit dem Leipziger Gewandhausorchester und einem Schuhmannprogramm, am Dienstag habe ich mit einer Freundin bis Mitternacht Marmelade gekocht (für mich das erste Mal!), am Mittwoch hat das Kammerorchester Basel ein Konzert mit Händelarien gegeben, am Donnerstag war ich mit den Arbeitskollegen im Kino zu Mammuth und am gestrigen Samstag in Lausanne zur Hopper-Ausstellung und Freunde in Zürich besuchen...

Wie die Architektenfreundin richtig bemerkte: Dann merke ich, dass ich noch lebe.
So schön es im Museum auch sein kann, ich brauche ein draussen. Ist das ein Problem von Berufsanfängern?
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Montag, 23. August 2010

Mein Quartiersladen

Ich habe einen Quartiersladen im Nachbarhaus. Dort wohnt mehr oder weniger eine kroatische Familie, nach der Tochter Valentina haben sie den Laden benannt. Es gibt im Hinterzimmer einen Fernseher und die Kinder spielen oft vor dem Laden, bemalen den Gehsteig mit Kreide oder essen Süssigkeiten. Ich habe schon gehört, dass sich die gerade schulpflichtigen Mädchen über Schönheitsoperationen unterhalten haben. Leider haben sie die unregelmässigen Zähne der Mutter geerbt...
Im Laden gibt es Milch und Eier und Brot und alles was man so vergessen kann, auch Getränke und Süssigkeiten. Draussen schreiben sie auch etwas von Geschenkartikeln und man fragt sich, ob sie damit die Kartoffeln oder die Feuerzeuge meinen. Jedenfalls gibt es löblich wenig Alkohol und Tabakwaren.
Heute gehe ich die Strasse runter und sehe ein lustiges buntes Schild quer auf dem Bürgersteig stehen. Und Luftballons und einen Sonnenschirm vorm Laden. Eine Feier denke ich und schaue auf das Schild, wer wohl Geburtstag hat. Darauf steht in bunten Buchstaben: Rausverkauf. Das ende. Alles muss raus und ähnliches mehr.
Die Eröffnung eines Coop in unmittelbaren Nähe am Bahnhof St. Johann, der ungewöhnlich lange, nämlich bis 20 Uhr geöffnet hat, hat ihre Geschäftsidee kaputtgemacht. Seit weniger als einem Jahr gibt es die Konkurrenz, seit über einem halben Jahr hat der Laden das Angebot reduziert und die Mutter scheint nicht mehr da zu sein. Die Öffnungszeiten hatten sie noch mal von 22 bis 24 Uhr hinausgeschoben, aber das braucht in der Schweiz niemand. Vater Valentina bewirtschaftet den Laden allein und nun wird er geschlossen. Man kann nur hoffen, dass Mutter Valentina inzwischen irgendwo als Angestellte arbeiten kann. Valentina ist der ersten von drei Quartiersläden, der schliesst.
Dafür haben zwei Kindergärten eröffnet, die mit ihrer Englischsprachigkeit auf die Kinder der Novartisangestellten abzielen. Segregation. Das kenne ich doch schon aus dem Prenzlauer Berg, meinem Quartier in Berlin.
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Freitag, 13. August 2010

Freitag der 13.

Ja, es gab ihn in diesem Monat. Und nachdem der ganze Tag normal gelaufen war (denn ich bin nicht abergläubisch), habe ich am Abend noch schnell kurz vor Feierabend meinen ersten richtigen Autounfall gebaut. Habe das Firmenauto vollgeladen für die Veranstaltung am Samstag, starte auf dem Firmengelände und fahre auf völlig freitagabendleerer Straße auf einen anderen Wagen auf. Einen Wagen der parkt. Der sich nicht bewegt. Einfach so.

Kann's nicht erklären. Es wird ja wohl kein unterschwelliger Wunsch nach einem ereignisreicheren Leben sein? Kann mich ja eigentlich nicht beklagen...
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Berlin, Basel und ich

Ein Berliner in der Fremde

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